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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 1
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Baur, Ludwig: Der Kreuzweg von Gebhard Fugel
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0016

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UHititen im Sinne einer abgeklärten, ruhi-
gen, festen Bestimmtheit göttlicher Ho-
heit und Würde, die ebenso entfernt
ist von stürmischer Affektanfmallnng wie
von krankhaft fanatischem Ausdruck. —
Aber im ganzen ist der Fngelsche Chri-
stus durchaus ansprechend und edel, mit
großer Hingabe, Liebe und Ehrfurcht be-
handelt. Er läßt in der äußeren Er-
scheinung des Herrn die göttliche, über-
nlenschliche Würde nicht vermissen, und
das ist für die katholische Kunst von ent-
scheidender Bedeutung. — Dieser Christus
steht über uns: zu ihm können wirnnf-

vorhin ermähnte seltsame, fast stechend
hypnotisierende Blick, der einigermaßen

> störend empfunden wird — wenigstens
j auf der Reproduktion! Wir meinen, eine
! ganz leise Milderung würde hier höchst

> günstig wirken. — Auch der fast völlig
nackte Knabe mit dem Nagelkorbe ent-
spricht nicht der geschichtlichen Wahrheit,

j da damals das Judentum stets große
Scheu vor Nacktheit bekundete. Wir hätten
ihn lieber in gleicher Weise bekleidet ge-
sehen, wie der Künstler ans Station 8
: den Träger der Kreuzesinschrift dargestellt
; hat. — An diesem Bilde ist neben dem

Fuget: Jesus wird vom

schauen. Der Grundgedanke dieses Bil-
des : die Freiwilligkeit des Leidens, die
ungebrochene Kraft in mutiger Ueber-
nahme des Leidens ist vom Meister glän-
zend herausgehoben und durchgeführt
worden.

Alts der 4. Station ist der Anteil
der Mutter Jesu am Leidensgang des
Herrn ergreifend zum Ausdruck gebracht:
der lebhafte Ausdruck schmerzlicher An-
teilnahine — denn diese ist in erster
Linie betont — stuft sich langsam aus-
klingetid ab von der Mutter des Herrn
zu Johannes, zu deu Frauen, die zusehen.
Hier nun auf diese»! Bilde ist es der

K r e uß e h erab g e u o nt m e u.

geistigen Gehalt auch die außerordentlich
glückliche Gruppierung Hervorzitheben.

Ein Bild, das ans ganz ungeteilten Bei-
fall wird rechnen dürfen, ist «Station 8:
die Begegn n n g mit den weinende n
Frauen. Bernhart glaubt in der Szene
speziell „die Macht Jestl über die Ge-
müter" dargestelltsehen §u können. — Hätte
dies dein Künstler am Herzen gelegen —
was ich übrigens nicht glaube —, so könnte
das nur als eine Verwässerung und Ver-
flachung, als eine wenig l glückliche Ver-
schiebung des eigentlichen Grundgedankens
der Szene erscheinen. Inhalt und bleibende
Macht des Vorgangs liegt in dem filrcht-
 
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