Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Naegele, Anton: Hans Christoph von Hornstein und sein Denkmal in Grüningen, [1]: Beitrag zu "Württembergs Epitaphien"
DOI Artikel:
Stummel, Helene: Die Farbe in der Paramentik, [4]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0049

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
woraus auf Juvocavit jedem Pfarrer zu
Grliningen pro nckbitione seiner pfarr-
licheu Competenz 50 fl. gereicht werden
sollen". Desgleichen wurden ans dem
wohl nicht unbeträchtlichen Nachlaß des
als Junggesellen verstorbenen Geheimrats
1000 fl. der armen Gemeinde des Fleckens
gestiftet mit der Bestimmung, die merk-
würdig an die weise Maßregel des ägyp-
tischen Joseph erinnert, „es solle zu wohl-
feilen Zeiten Getreide 511 einein Vorrat
ein gekauft und hernach zu teuren Zeiten
ausgeteilt und hernach wieder an Kernen
mit gebührlichem Aufmeß ans den ge-
nieinen Kasten geschickt und geliefert
werden" ch. Infolge der Verheerungen des
30jährigen Krieges und anberer Unglücks-
fälle war die „Kirchenfabrik zum hl. Blasius
so herabgekommen", daß nach Dekret von
1747 das Bischöfliche Ordinariat Konstanz
die 1606 der Pfarrstelle gemachte Stif-
tung des Hans Christoph von Hornstein
der St. Vlasinspflege zur Aushilfe über-
wies. So hat der fern der Heimat
verstorbene Edelmann durch hochherzige
Stiftungen sich selbst verewigt, durch seine
sonstige unten geschilderte politisch-diplo-
matische Tätigkeit doppelt würdig, auch
durch ein Denkmal in der Heimatkirche
verewigt zu werden.

(Schluß folgt.)

Die Harbe in der paramentif.

Von H. Stumm et, Kevelaer.

(Fortsetzung.)

Erst der Neuzeit blieb es Vorbehalten,
wahre Werte für die Kunst ans beit für
die Paramentik so verhängnisvoll ge-
wesenen Ergebnissen der Erforschung des
Sonnenlichtes zu gewinnen.

Tie ganze wissenschaftliche Bedeutung
derselben findet ihre glänzende Anerkennung
im Dreifarbendruck. Mit zwei Worten
erläutert sich das Mißverstehen und das
richtige Verständnis der Benutzung der
reinen Farben des Spektrums. Bis zum
Erscheinen des Dreifarbendruckes handelte
es sich nur um das N e b e n einander-
stellen der Spektralsarben, beim Dreifarben:

0 Diese denkwürdige Stiftung wurde später
in den jetzt noch bestehenden Schnlfonds ver-
wandelt. (Ortschronik S. 8.)

! druck aber wurden diese Farben über-
einander gebraucht. Die erste Platte läßt
in Gelb schon den ganzen Gegenstand in
verschiedenen Helligkeitsgraden erstehen.
Vertieft orange, bis znm feurigen Rot'er-
scheint das Bild schon kräftiger, sobald
die zweite, die rote Platte, über den gelben
Druck hinzngefügt ist. Von der Mannig-
faltigkeit der Töne des Originals erscheint
die Wiedergabe noch weit entfernt, alle
kalten, blauen, grauen, grünen und vio-
letten Töne fehlen. Die letzte, die blaue
Platte,' wird nun anfgedruckt, und wie
mit einem Zanberschlage ist die ganze
Farbenfülle in seiner Abtönung und
Stimmung entstanden.

So ergibt die Mischung dieser an sich
reinen Farben die hohe Farbenschönheit
der ersten Meisterwerke aller Zeiten, mit
dem ganzen Stimmungszauber, der Glut
und Zartheit, wie sie den Werken van
Eyks und den folgenden Flamländern
der venezianischen Schule, Raffael, Fra
Bartolomeo, Andrea bet Sarto, den
Spaniern niib Niederländern eigen sind.
Nichts von der spektralen Reinheit und
Schärfe ist übrig geblieben, jede Farbe
enthält etwas sie Milderndes, mit den be-
nachbarten Verbindendes durch die liber-
einander gedruckten und dadurch lasur-
artig sich mischenden und durchscheinenden
Farben. Ein warmer Hauch ist über
solchem Abbild alter Kunst ansgegossen,
wie die Nachmittagssonne die Szenen in
der Natur verklärt.

4. DieVedentungder liturgischen
Farbe n.

Wie der Heiland ans seiner irdischen
Pilgerfahrt seine alles durchdringende,All-
weisheit in Form voll Gleichnissen dem
Menschengeiste anpaßte, so ist es erklär-
lich, daß der Mensch hinwiederum bei der
Deutung des Uebersinnlichen voul 'sinn-
lichen, für ihn Verständlichen, Greifbare,l
ausgeht. So hat die symbolische Er-
klärung der liturgischen Farben vielfach
angeknüpft an das Natürliche in unserer
Uingebnng, um zunächst die Vorstellungs-
kraft anznregen ltub zu dem Bilde dann
die höhere Bedeutung hinznznsügen.

Die Kirche als die Mutter alles Schönen
läßt beut Frommgläubigen für seinen
! poetischen Sinn weiten Spielraum und
 
Annotationen