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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 5
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Rohr, Ignaz: Der Dunninger Bildhauer Landolin Ohmacht, [1]
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Naegele, Anton: Hans Christoph von Hornstein und sein Denkmal in Grüningen, [2]: Beitrag zu "Württembergs Epitaphien"
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0057

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43

lernen gesucht, und zwar mit dem Erfolg,
daß er, der Bauernsohn vom Schwarz-
wald, der nie eine höhere Schule besucht,
bald zu Straßbnrg, der Statte seiner
spätern Wirksamkeit, mit den hervor-
ragendsteil Männern in dauernde freund-
schaftliche Beziehungen treten konnte, und
daß man in seinen Werken die Antike
wiedererstanden glaubte. Doch verkannte
er auch nicht die Große der Renaissance.
Insbesondere war er ein großer Verehrer
Michel Angelos, und seine Bewunderer
rühmten ihnl nach, er vereinige in seiner
Kunst die Vorzüge der Antike mit denen
der Renaissance. Zunächst freilich über- s
wog bei ihm der Einfluß der Antike. Er
wurde Klnssizist im vollen Sinne, und
wer die Arbeiten der nächsten Zeit mit
den Dunninger Reliefs vergleicht, der muß
konstatieren, daß sein Stil ein völlig
andrer geworden ist und daß er seine
bisherige Eigenart vollständig an Die An-
tike verloren hat. Doch bat er sich nach
unb nach, wenn auch mühsanr, wieder-
gefnlideri. Die Porträtknnst ward ihm
zum zweitenmal zum Heile.

Von Rom nämlich kehrte er nach
Deutschland zurück, studierte die Knnst-
schätze in Wien, München und Dresden,
gelangte nach Hamburg, lernte dort Klop-
stock kenrien, wurde mit ihm befreundet
und porträtierte ihn, trat also zuur Herold
des deutschen Liederfrühlings in ähnliche,
wenn auch nicht in dieselben Beziehungen,
wie Dannecker zu Schiller.

Sodann erhielt er für die Lübecker
Marienkircher) ein Grabmal des ver-
storbenen Oberbürgermeisters Joachim
Peters in Auftrag. Er stellte den Toten
in einer Büste aus einer Säule dar. Eine
Frauengestalt mit einem Kinde ans dem
Arm huldigen ihm. Das Grabmal hat
den Rnhnr des Künstlers erstmals in
weitere Kreise getragen, zeigt aber deutlich
den Zwiespalt, der durch die Antike in
seine Kunst gekommen war. In der Büste l)

l) Also nicht für den Doin, wie da und dort
irrtümlicherweise zu lesen ist. Tie Berichtigung
des Irrtums sowie eine Reproduktion des Grab-
mals verdanke ich dem z. Z. regierenven Herrn
Oberbürgermeister von Lübeck, dem ich auch an
dieser Stelle hiefür meinen besten Tank abitatte.
In beit meisten Biographien ist für den Bürger-
meister der Name Rhode angegeben, gleichfalls
zu Unrecht.

klingt Ohmachls frühere Knnstübuug deut-
lich nach. Die Frauengestalt dagegen ist
in den Formen der strengsten Antike ge-
halten. Die Disharmonie ist freilich durch
das Kind ausgeglichen, das sich hnldigetid
vom Arni der Frau zur Büste hinüber-
neigt. Aber diese Bewegung verträgt sich
nun wieder nicht recht mit der starren
Ruhe der Frauengestalt.

Glücklicherweise waren die nächsten Auf-
träge durchweg Porträts. Namentlich
brachte der Aufenthalt in Frankfurt bei
der Kaiserkröilnng Leopolds mehrere der-
selben und führte den Künstler in die
Kreise der Diplomaten. (Forts. folgt.)

L)an5 Christoph von Hornstein

und sein Denkmal in Grüningen.

Beitrag zu „Württembergs Epitaphien".

Von Dr. A. Naege le, Niedlingen.

(Schluß.)

Während in „Württembergs kirchlichen
Knnstaltertümern" *) unseres Monuments
noch keine Erwähnung geschieht, spricht
die neueste Beschreibung des Königreichs
Württembergs) ganz allgemein von „H o r n-
steinischen Grabdenkmälern". In-
des sind diese, mit einer Ausnahme,
nur sogenannte Wappenepitaphien, kleinere
und größere Tafeln an den Wänden
von Chor mit) Schiff, das älteste von
1553 bezw. 1580 (Jakob Ernst von
Hornstein und Felizitas), 1725 bezw.
1760 n. a. Das bedeutendste, freilich
am wenigsten sichtbar ausgestellte Monu-
ment ist das Kenotaph für Hans Christoph
von Hornstein.

Ans der linken Seite des dunklen Chors
der kleinen Pfarrkirche, hinter der Ab-
schlußwand des linken Seitenschiffs, am
Chorbogen, ist in die Mauer das Grab-
denkmal eingelassen, dessen architektonischer
und plastischer Schmuck, ein Fassaden-
oder Portalbau im kleinen, an die Rach-
blüte der Monnmentalknnst der Renaissance
erinnert, im ganzen und einzelnen ein
maßvolles Werk deutschen Barockstils re-
präsentiert. Znm nahen Hochaltar das
Antlitz sinnig gerichtet, bedeckt das dem
Toten geweihte Denkmal gerade die ganze

») S. 286.

2) IV (Donaukreis) 1907, S. 128.
 
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