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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 5
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Naegele, Anton: Hans Christoph von Hornstein und sein Denkmal in Grüningen, [2]: Beitrag zu "Württembergs Epitaphien"
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Stummel, Helene: Die Farbe in der Paramentik, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0060

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gedient zu haben. Das Bildnis des Rit-
ters verrät eine noch gemäßigte realistische
Auffassung, ohne die Uebertreibungen des
Barockzeitalters.

Abbildung und Beschreibung mag ent-
scheiden, ob das Grabmal des Hans
Christoph von Hornstein, bisher wie sein
Lebensbild vor dem Forum von Kunst und
Geschichte über Gebühr verborgen ge-
blieben, wert ist, in das große steinerne
Monumentalbuch der Epitaphien Würt-
tembergs ausgenommen zu werben. Zeigen
diese ja die Entwicklung der Sepulkral-
kunst voul 12. bis 19. Jahrhunderts.

Wo niag wohl der Künstler zu suchen
sein? Es fehlte beut Meister des Werks
nicht ait ähnlichen Vorbildern, beson-
ders in Oberschwaben; Oberstadion mit
seinem wundervollen von Jörg Sprlüt
stamtnetiden Hochrelief des Stifters Hans
von Stadion (1489), Neusra mit seinen
Epitaphien in Holz, Sandstein, Marmor
mtb Bronze für die Herren von Gundel-
fingen und Helfensteiit aus bem Ende des
16. Jahrhunderts; Erolzheim, dessen neue
Kirche das stattliche Grabdenkmal von
1522 (Melden?) ans der alten Kirche
pietätvoll iibernommen hat; die reichge-
schmückten acht Grabmäler tu Zwiefallendors
aus dem 15., l6. und 17. Jahrhundert
und viele andere tu den Kunstinvenlaren
anfgeführte Monnntente.

Hatte die Gotik bereits begonnen, den
Sarg in eine Nische mit dem Bild des
Toten in liegender oder kniender Stel-
lung zu stellen oder einen Baldachin
über der Figur des Entschlafenen zu er-
richten, so bildete die Renaissance vor
alletit die Nische mit fassadenähnlichem
Aufbau ans und gestaltete diese Wand-
nischeit und ihre meist stehenden, in der
Frührenaissance noch liegend dargestellen Fi-
guren plastisch und dekorativ bis zur höchsten
Vollkontmenheit in den Renaissancemonn-
menten ans, die Roms Kirchen und auch
tnatiche deutsche Dome in förmliche Museen
verwandelten* 2.) Zu Deren Ausläufern ge-
hören die zahlreichen schwäbischen Grabdenk-

*) lieber Deutsche Epitaphien s. Otte-Wer-
nicke, Handbuch der kirchl. Kunstarchäologie des
deutschen Mittelalters 5. 21. 1883, I. 435 ff.
Berguer, Handln d. kirchl. Kunstaltert. 1905 S.305.

2) Vgl. Schubring, Jtal. Grabdenkmäler der
Frührenaissance 1904.

ntäler des 16. uub 17. Jahrhunderts,
auch das unsrige. Roch ist, wenn auch
zeitlich nahe, die Entartung des Barock-
stils ihm fern, die bald darauf das
Schreckliche des Todes und Grabes in
derb realistischer, abgeschmackter Form dem
Auge darbietet.

Die Harbe in der paramerttif.

Von H. S t u in meI, Kevelaer.

(Fortsetzung.)

Diese Liebe, die int Himmel wurzelt, de-
ren Quell vom Herzetl Gottes ausgeht, die
in ihrer feurigen Glut das Fleisch ertötet
und es läutert, wie das Gold im Feuer ge-
reinigt wird von allen Schlacken, stieg in der
Person des Heilandes hernieder, erfüllte
durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes
die Blutzeugen, so daß sie, ihrem Vor-
bilde Christus gleich, äußerlich überflutet
waren von ihrem Blut, innerlich aber
brannten voll der Liebe, die, rot wie Blut,
unseren Glaubell zum Asyl der Liebe, zur
Fenerstelle aller in Kälte erstarrten Herzen
machen x).

Und so soll das liturgische Violett, in
das die Kirche Priester und Altar kleidet,
in jenen Zeiten der Sehnsucht vor Weih-
nachtetl, wo es die ganze Niedergeschlagen-
heit, beit bangen Zweifel, ob das verheißene
Licht ituit wirklich kommen wird, nur, weil
der Name der Farbe das Veilcheit bedeutet,
allein durch das, dieser kleinen arntseligen
Blüte eigene und durch die Fabrikation noch
dazu in so scharfer, aller Demut und Be-
scheidenheit hohnsprechenden Farbe darge-
stellt werden! Wie viel ntehr vermag da
ent klassischer Ton, wie das Braunviolett
der Kasel2) ans Tafel 3, alle jene seine

y Wenn inan bei dem Bestreben, harmonische,
gestimmte Farben in die Paramentik einzuführen,
angesichts eines bräunlichen Rot an Stelle des
bläulichen Anilinrot oder des grellsteir Feuerrot
von mancher Seite den Einwurf hört, ein
solches bräunliches Rot sei nicht kirchlich, weil
es nicht dem Blut gleiche, so ist man sich wohl
kaum bewußt, wie verschieden Blut aussieht.
2lber interessant ist die Feststellung, daß gerade
Blut aus den äußeren Blutgefäßen, wie es bei
Hautwunden und Fleischwnnden, die beim Märtyrer
ja doch in Frage kommen, hervortritt, stark gelb-
lich getönt, also bräunlichrot von Farbe ist.

2) Der Ton der Kasel entsteht durch Ver-
mischung von Blau und Rot und ist als der
älteste Purpur aus Gräberfunden und an Kaseln,
 
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