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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 6
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Rohr, Ignaz: Der Dunninger Bildhauer Landolin Ohmacht, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0067

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kjerausgegeben und redigiert von Universitäts-Professor Or. L. Banr in Tiibinge».
Eigentum des Rottenburger Diözesan-Runstvereins;

Kommissions-Verlag und Druck der Aktien-Gesellschast „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Er. 6.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel soivie direkt pon der Berlagshandlung IQ IO.
Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. '

Der Dunntnger Bildhauer
Canbolirt Ohmacht.

Von Prof. vr. I. Rohr, Straßburg.

(Fortsetzung.)

Eine angenehme Unterbrechung war
die Reise in die Heimat i. I. 1796. Bei
diesen! Anlaß fertigte Ohmacht unter
anderem auch das Marmorporträt seines
Gönners Gaßner in Rottweil. Bald sollte
er ihm noch nähertreten, denn im Jannar
1797 führte er Gaßners Enkelin Sophie
als Gattin heim. Manches Auge mag
verehrungsvoll auf dem allerdings nicht
mehr jugendlichen Bräutigam geruht haben.
Hatte er sich doch eben um die Stadt
Rottweil in besonderer Weise verdient ge-
macht. Denn bei dem 1796 mit dem
französischen General Moreau abgeschlosse-
nen Waffenstillstand mußte Stadt und
Landschaft Rottweil 72 981 Gulden Kon-
tribution entrichten, und der Gesamtschaden
des Gebiets betrug 570 372 Gulden. In
dieser drangvollen Zeit hatte Ohmacht
der Stadt seine Ersparnisse in der Höhe
von 6000 Gulden zur Verfügung gestellt
und ihr so nachträglich den Dank abge-
stattet für das ihm vormals gewährte
Stipendium. Der Rottweiler Ehrenbürger-
brief war die Antwort der Stadt an den
Künstler.

Um dieselbe Zeit sollte auch die Ent-
scheidung über sein ganzes künftiges
Schicksal fallen, und zwar, wie es zunächst
schien, glänzender, als es den meisten
Künstlern jener Zeit beschieden war. Der
Mann des Tages, Napoleon, berief ihn
zum Kongreß nach Rastatt, um sich von
ihm porträtieren zu lassen. Der Künstler

kam jedoch leider zu spät an — aber zu
seinem Glück immer noch früh genug. Man
darf ja wohl annehmen, daß ihn der
Zauberkreis, der den gewaltigen Korsen
schon damals umgab, hochemporgetragen
und daß ihn die an Siegen und Erfolgen
so reiche Glanzperiode Napoleons mit
Aufträgen und mit Ehren überhäuft hätte.
Es ist ebenso sicher, .daß er mit seiner
Vorliebe für die Antike sich leicht in die
Geschmacksrichtung in der Weltstadt an
der Seine hineingefnnden hätte. Ob er
sich dort aber auch heimisch und glücklich
gefühlt hätte? Zwar hatte die Revo-
lution dem Schwänzeln und Tänzeln der
Herrchen und Dämchen der Hofgesellschaft
und ihrer Parasiten ein derbes und rasches
Ende bereitet. Aber die Natur vermochte
sie den Franzosen auch mit der Guillotine
nicht auszutreiben. Auch das erste Kaiser-
reich hatte seine höfischen Formen und —
seine Jntrignen. Nun beweisen die Por-
träts Ohmachts, daß die Mutter Natur
einem Schwarzwaldkinde selten einen vier-
schrötigeren Bauernschädel verliehen hat, als
eben dem Dunninger Künstler. Selbst seine
liberzeugtesten Verehrer gestehen, daß sein
äußerer Adam einen Stich iirs Komische
hatte. Und ein Mann, der die hohen
und höchsten Herrschaften mit der Banm-
wollmütze aus dem Kops und der Sechs-
batzenpfeife im Munde empfing, wie Oh-
macht, wäre dell Tnilerien nicht gut an-
gestandeu. Ju bescheideuer, aber unab-
hängiger Stellung fühlte er sich sicherlich
wohler, als in der Hofluft zu Paris, und
eine solche Stellung war ihm denn auch
beschieden.

Jnr Jahre 1801 wurden ihm die Re-
 
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