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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 6
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Rohr, Ignaz: Der Dunninger Bildhauer Landolin Ohmacht, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0069

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55

Zur selben Zeit dürsten die sechs über-
lebensgroßen Figuren der Musen auf dein
Giebel des Straßburger Stadttheaters
am Broglie zur Ausführung gelangt sein.
Im Jahre 1830 -war Ohmacht noch-
eiumal mit einer Hebe beschäftigt. Außer
den genannten Werken großen Stiles
fertigte Ohmacht ca. 40 Porträtbüsten
und Reliefs. Seine Biographen berichten
also nicht ganz mit Unrecht, es habe um
-jene Zeit keinen bedeutenderen Mann im
Elsaß gegeben, der nicht von ihm por-
trätiert morden
wäre.

In den letzten
Jahren a> beitete
.Her Künstler mit

Hindernissen.

Seine Leistungs-
fähigkeit und auch
das Augenlicht
ilahm ab.Schließ-
lich machten ihm

wiederholte
Schlagansälledie
-Arbeit überhaupt
unmöglich. Sei-
nen Trost fand
er in dieser trü-
ben Zeit in der
Religion, na-
mentlich in der
Rachfolge Christi
von Thomas vom
Kempis. An son-
nigen Tagen ließ
er sich dann uut)
wann auch auf
den Broglie füh-
ren und blickte
wehmütig zu sei-
nem Werke daselbst, den Musen ans bem
Giebel, empor. Schließlich erlöste ihn der
Tod von seinen Leiden, nachdem er eben
noch in der Nachfolge Christi gelesen hatte
{31. März 1834). Fast die ganze Stadt
gab ihm das letzte Geleite vom Münster
znm Friedhof von St. Urban, und der
elsässiiche Dichter E. Stöber hielt ihm
die Leichenrede.

Die höchste Anerkenmuig fand er durch
die vielen Aufträge, die ihm wurden; und
seine Bekannten berichten, es sei ein Ge-
nuß gewesen, ihn: zuzusehen, wie das Auge

leuchtete, das sonst so unbedeutende Ant-
litz sich belebte imb der Meißel in sichern
Zügen die Formen eines kleinen Ton-
modells in vergrößerten Dimensionen bem
Steine entlockte, ohne sich auch nur eines
Zirkels oder Maßstabs zu bedienen.

Gelegentlich kamen selbst Könige und
Fürsten, ja sogar nach seinem Tode noch
erfreute sich fein Atelier mit den dort ver-
bliebenen Wecken eines großen'Zulaufs,
und mehr als einmal hatte man chm den
Adelsbrief nnb den Tiiel eines Hofbild-
haners angebo-
ten. Er schlug
beides aus. Seine
Kunst und sein
Freundeskreis ge-
nügten ihm voll-
auf. Dagegen
mißlang der Ver-
snch, den einer
seiner Hanptans-
traggeber machte,
seinen Werken in
Paris Eingang
zu verschaffen;
den Parisern mag
Ohmachts Binse
zu ernst gewesen
;ein. Er hatte
bem Künstler
selbst sehr hohe
Preise bezahlt
nnb konnte zwei
derWerke nur mit
bedeutenden Ver-
lusten an die
Stadt Straßbnrg
absetzen (40 000
Franken Ankauf,
10 000 Franken
Verkauf). Das Mißgeschick des Beiitzers
mußten die Werke selber leider teilen. Sie
fanden einen Ehrenplatz auf der place
d’armes 1J. Die Kopflosigkeit, die bei der
Belagerung anno 1670 soviel Unheil an-
richtete, ward auch ihnen zum Verhängnis.
Man vergaß, sie zu bergen, und so fielen sie
dein Bombardement zum Opfer. Die An-
gaben, sie seien in ein fernes Schloß in
Spanien oder Portugal zu fabelhaften
Preisen verkauft worden, sind also ins Reich

0 Der heutige Kleberplatz.

Kleber- und O h ui a ch td e n k m al. Porträts.
 
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