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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 6
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Rohr, Ignaz: Der Dunninger Bildhauer Landolin Ohmacht, [2]
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Gassenmeyr, ...: Die sieben Freuden Mariä im Domkreuzgang zu Brixen in Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0070

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56

der Fabel zu verweisen. Leider befindet
sich unter den genannten zwei Opfern des
Krieges gerade die Figur, von der der
Künstler selbst bekannte — und seine
Freunde stinnnen ihm bei — es sei ihm
nie mehr gelungen, soviel Anmut und
Leben miteinander zu vereinigen. Be-
wußt oder unbewußt liegt darin das
Eingeständnis einer Schwäche der
Ohmachtschen Kunst. (Forts, folgt.)

A n m e r! u n g. Tie beiden Photographien mö-
gen als Illustration Ohmachtscher Kunst dienen;
die eine bringt die drei Figuren der Karlsruher
Hofkirche — Herrn Apotheker Blechschmidt in
DuNningen, der die Aufnahme besorgte, danke
ich auch an dieser Stelle —, die andere enthält
das Kleberdenkmalinodcll, das nicht zur Aus-
führung kam, das Reliesporträt des Goldschmieds
Kirstein von Ohmacht, ohne irgend einen Versuch
des Jdealisierens, und das Modell zu dem gleich-
salls nicht zur Ausführung gelangte!: Ohmacht-
denkmal, das den Künstler in seiner ganzen an-
spruchslosen Art zeigt, und neben ihm eine Re-
produktion seiner Hebe. Sämtliche drei Bildwerke
befinden sich im Schongauermuseum zu Kolmar.
Die photographische Aufnahme ist von Herrn Hos-
photograph Schoy in Colmar.

Die sieben Freuden Mariä im
Domkreuzgang zu Brixeu in Tirol.

Von Or. Gassenineyr in Ailingen.

(Schluß.)

Dritte Freilde: Die Geburt Christi,
bei uns die Anbetung der Weisen. Im
Spruchband spricht Maria die Worte:
„Mein Herr und rnein Gott" (Joh. 20,
28), was auffallend ist in der Form,
in Wahrheit richtig. In der langen In-
schrift sind folgende bemerkenswerte Zitate
aus Schrifterr des Alten Testanierlls: Die
drrtte Freude hast du gehabt, als du un-
versehrt und unberührt deinen Sohn ge-
boren, was durch das verschlossene Tor
des Ezechiel vorgebildet wird. Ezechiel
44, 2 : Dies Tor soll verschlossen bleiben
und riimrnermehr geöffnet werden urrd
kein Mann soll durch dasselbe gehen (et
vir non transibic per eam), weil der
Herr, Gott Israels, eingegangen ist. Echt
mittelalterlich und derb. Auch der Wun-
der berg ist angeführt, dessen Geheimnis
devl Daniel entschleiert wurde. Vom
Berg hat der Stein sich gelöst ohne
M e n s ch e n h ä n d e, so ist aus dir ge-
boren der Herr ohne menschliches Zutun.
Daniel 7. Dian sieht, es ist doch eine
starke Vorbildersncht vorhanden.

Die vierte Freude ist die Anbetung der
Weisen, bei uns die Auferstehung Jesu.
Die Aribetnng der Weisen spielt im Kreuz-
gang von Brixen eine bedeutende Rolle.
Mindestens ein halbes Dutzend Darstel-
lungen dieses Gegenstandes findet sich hier

— oft sind es Bilder von hoher Schönheit.
Hier also ist Maria thronend als Königin.
Joseph fehlt. Dies Gemälde mar
stark zerstört, z. B. fehlte die Figur der
Muttergottes fast ganz. Ans der In-
schrift sei folgendes erwähnt: Des Weih-
rauchs Opfer war den Priestern eigen-
tümlich, darunl zeigte dies Opfer ihn als
den Priester der Zukunft. Mit Myrrhe
pflegten die Alten die Leiber der Verstor-
benen zu erhalten, darum zeigte dies, daß
dein Sohn für uns in den Tod gehen
sollte. Das Gold ist erwähnt, aber seine
Bedeutung nicht näher dargetan.

Die fünfte Freude ist die Opferung
Jesu im Tempel, bei uns die Himmel-
fahrt Christi. Aus der Inschrift: Mit
großer Freude zogst du, milde Mutter
Christi, die Rose ohne Dornen, stammend
ans königlichem Geschlechte, aus der Ge-
burtsstadt, d. i. Bethlehem, zur Stadt
der Opferung, d. i. Jerusalem: Dar-

gebracht hast du ihn dem wahren Gott,
voll dem du wußtest, daß Er der Vater
sei und kein anderer in der Welt.

Die sechste Freude ist das Wieder-
finderl im Tempel, bei uns das Herab-
kommen des heiligen Geistes an Pfingsten
aus Maria und die Apostel. Bei uns ist
dieses Wiederfinden in die Schul erzen
Marias eingereiht.

Auf einem kleinen Thron, zil welchem
Stufen hinausführen, sitzt der Knabe Jesus

— ganz wie in der herrlich ausgemalten
und jetzt restaurierten Kirche in T e r l a u

— eiil Buch auf den Knien haltend und
mit der einen Hand gestikulierend. Unten
sind staunende Inden, auf Bänken da-
sitzend. Von der Seite kommen Maria
und Joseph, beide ziemlich bejahrt und
mit Heiligenschein. Joseph deutet mit
dem Zeigefinger ans den Knaben, Maria
menbet ihm ihr volles Antlitz zu, hält
beide Hände empor, zum Ausdruck des
Kumnlers und der Freude, und spricht:
„Sohn, warum hast du es uns so ge-
macht?" nlld erhält die Antwort: „Wußtet
ihr nicht, daß ich bem sein muß, was
 
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