Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:
Naegele, Anton: Hans Christoph von Hornstein und sein Denkmal in Grüningen, [3]: Beitrag zu "Württembergs Epitaphien"
DOI Artikel:
Stummel, Helene: Die Farbe in der Paramentik, [6]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0076

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62

Das Denkmal Z, das bem Andenken
Hans Christophs von Hornstein, fern von
der Stätte, wo seine Asche ruht, in der
Kirche seiner Heimat gesetzt ist, wird auch
in Zukunft dafür sorgen, daß des Dichters
Wort auch von dieser stillen Größe gilt;

„Würde die Geschichte schweigen,

Müßten selbst die Steine reden".2)

Die Harbe in der paramentif.

Von H. S t u in inel, Kevelaer.

(Schluß.)

In der ersten Reihe gleitet in das
warme Weiß die Lichtfarbe des hellen
Gelb sanft über, erreicht einen größeren
Sättigungsgrad und beginnt dann in den
folgenden Abschattiernngen vom rötlichen
Gelb ins Braune bis Dunkelbraun- über-
zugehen.

Die zweite Reihe beginnt mit einem
röllichen Weiß, steigert sich durch Lachs-
sarbe und Terrakotta bis zum feurigen
Rot, das über Dunkelrot tu Braunrot
endet.

') Die oben S. 45 ausgesprochene Vermutung,
daß das Mittelstück des Giebelaussatzes uichl
ohne Ornament abgeschlossen sein könne, bestätigte
sich durch Nachfragen und Nachforschungen. Im
Besitz des Herrn Barons Balthasar von Horn-
stein befindet sich eine noch gut erhaltene
Wappentafel, die als Aufsatz auf der jetzt
lcereir Platte gedient hat und zur Verhütung
weiterer Beschädigung im Schloß aufbewahrt
wird.

2) Wie heute wieder im jüngsten Sprossen der
Hoinstein-Grüninger-Linie sollte schon um die
Milte des 17. Jahrhunderts der Name des her-
vorragendsten Ahnherrn in einem Sohn des da-
maligen Schloßherrn und Erben Hans Christophs
fortleben. An der linfen Wand des hinteren
Schiffs der Pfarrkirche ist ein kleines Epitaph
aus dem Jahr 1643 angebracht mit dem hübschen
Relief eines Kindes und der mehrfach fehler-
haften Inschrift:

Quod volo spero, ,

Quod accidit fero,

16 Sit nome[n] D[omi]ni benedicium 43
Hans Chris[t]of von Hornstain Fr[ei;herr
zu Hohenstoflen in exieio (statt exilio) in
Riedlingen sbines (statt seines) Alters Ü3
Wochen ges[t]orben hrr (statt hier) in Gine-
ningen [be]graben worde[n]. Die Erwäh-
nung des Exils spielt auf den oben S. 34 A. 1
erwähnten Aufenthalt der Familie während des
Dreißigjährigen Kriegs an. Die an der hiesigen
Paradieswirtschaft einst angebrachten Hornsteini-
schen Wappeuschilde sind nach einer Notiz der
Grüninger Pfarrchronik um die Mitte des letzten
Jahrhunderts au die Herrscha't ausgeliefcrt
worden.

Die dritte Reihe läßt in dem hellen
Anfang so recht die warme Stimmung
empfinden. Ter warnte Grnndton wirkt
in den hellen Tönen stärker durch, und
die vier ersten helleren Töne des Blau
sind deshalb umso weniger blau- je heller
sie sind, erst in dem im fünften Tone
beginnenden kommt das Jndigoblan mehr
zur Geltung, seine Farbigkeit steigert sich
nach der Tiefe, bis es in einem Schwarz-
blau endet. Ein farbiges Blau in den
oberen Tonreihen, wie man es so oft in
modernen Stickseiden. findet unter der
Bezeichnung himmelblau oder muttergottes-
blau, kommt in der ganzen alten Kunst'
nicht vor und würde in seiner Farben-
stärke gleichwertig und dantit schreiend
änftreten neben dein feurigen Rot, während
das dunkle Indigo durch seine Tiefe das
Rot hebt und sich gut zu ihm gesellt.

Die vierte Reihe eröffnet ein Gelbgrün
so warm und so viel Gelb enthaltettd, daß
es mehr Gelb als Grün genannt werdeit
muß. In den folgenden Tönen steigt die
Sättigung bis zunt Moosgründnnkel und
wendet sich in den zwei letzten Tönen
ins kältere, mehr blau als gelb enlhalteitde
Grün.

Die fünfte Reihe stellt einen grünen
Ton dar, aber der erste Lichtton ist vom
warnten Slimmungston stark beeinflußt,
erst mehr nach der Tiefe kommt der kalte
Toit deutlicher hervor, wie dasselbe in
der dritten Reihe beim Blau zu bemerken
war, und wie es bei den zwei folgenden
Tonreihen int Violett ebenfalls in Er-
scheinung tritt.

Rr. 6 ist jenes weiche, rötliche Violett,

Nr. 7 das bläulichere. Erst in den
dunkeln Tönen tritt die Farbe gesättigt
aus, in den Hellen oberen Nüancen tritt
der warme Stimmnngston in die Vor-
herrschaft.

Die ganze Nüchternheit und Mate-
riellität der spektralen Farben, dieunterhalb
der sieben Farbenreihen in nur drei Tönen
angedentet sind, drängt sich dem Beschatter
nmsontehr aus, je mehr das Herz anf-
gegangen ist für die Ehrwürdigkeit der
Tradition, ben ästhetischen Wert schöner,
gestimmter Farbe in ihrer wunderbaren
Uebereinstimmung mit der Natur. Diese
verleugnet jede Verwandtschaft mit ihnen,
und die Pforten, die in das Reich der
 
Annotationen