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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 6
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Stummel, Helene: Die Farbe in der Paramentik, [6]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0077

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63

Mode, des Kunstgewerbes, der Malerei
führen, hält der gesunde Geschmack ver-
schlossen. Das rnoderne Knnstgewerbe
hat ein äußerst zartes Farbenempfinden,
und bei aller Einfachheit und oft über-
trieben angestrebter Zweckangemessenheit
will es der Stimmung nicht entraten.
Die moderne Landschaftsmalerei sucht ihre
Höhe, ihre Glanzleistung in der Stimmung,
und herrliche Werke entstehen bei dem
liebevollen Verständnis für die Seele der
Natur, das Licht. Morgen- und Abend-
stimmungen über dem Schnee der Ebene,
den Firnen der Berge, dem Strand und
der Unendlichkeit des Meeres, Mittags-
stimmnng in der Campagna oder der
nördlichen Heide und magisches Mond-
licht, ausgegofsen über den stillen Waldsee.
All das schafft der Maler, der sich in die
Wunder der Natur versenkt, ihr die
Stinnnungen abgelanscht hat zu jeder
Stunde und, nun er sie versteht, nicht
anfhören kann, das, was ihm die Künstler-
seele erfüllt, auszusprechen im Bilde.

Und wie den Künstler das Licht in
der Natur die Stimmung lehrt nub ihn
zu seinen Werken begeistert, so soll, so
will Christus allen Berufenen das Licht,
die Stimmung, die Begeisterung sein,
seine heilige Braut, die Kirche, mit seinen
Augen zu sehen, alles in ihr mit seinem
Herzen zu lieben und, erleuchtet mit dem
Lichte, das er selbst ist und im Heiligen
Geist herniedersandte, zu ihrer Ehre zu
leben mit) zu wirken.

Eine hehre Aufgabe, wie die der Para-
menlik, die bestimmt ist, die heilige Li-
turgie unserer Kirche zum Eindruck auf
Herz und Gemüt zu gestalten und zu
Verliesen, bedarf der höchsten Bewertung,
all der innigen Beziehungen, die sie mit
Christus verbinden.

Ihre hohe Bedeutung ist vorbildlich
kundgetan durch das Wort Gottes, das
er zu Moses sprach:

„Und rede mit allen, die weisen Her-
zens sind, die ich erfüllt habe mit dem
Geiste der Klugheit, daß sie Aaron
Kleider machen, darin er geheiliget mir
biene." (Exod. 28h

Literatur.

Lehrbuch der christlichen Kunstge-
schichte von Beda K l e i u s ch m i d t,
0. F. M. _ Mit Titelbild und 308 Ab-
bildungen im Text. Paderborn (Schöuinqh)
1910. XXIV und 640 S. Preis brosch.
10 Mk.

Trotzdem man sich in neuester Zeit über eine
zu spärliche Produktion auf dem kunsthistorischen
Gebiete gewiß nicht beklagen kann, hat es uns
doch bislang an einem für die Bedürfnisse des
theologischen Studiums und überhaupt des an-
gehenden Kunstbeflissenen zurechtgerichteteu Lehr-
buch gefehlt. Das emsige, das als wirklich be-
deutende und in ihrer Art ganz vortreffliche
Leistung in Betracht käme, des Freiherrn G o e -
ler vorr Ravensberg Grundriß der Kunstge-
schichte , entbehrt der Illustrationen und läßt
naturgemäß gerade die theologische Seite so gut
wie ganz außer acht. So ist es nur zu be-
grüßeir, daß P. Beda Kleinschmidt sich en>-
schloß, nach langjähriger Vorbereitrmg den Tbeo-
logiestudierenden ein Lehrbuch der Krmstgeschichte
anzubieten.

Die Gesichtspunkte, die ihn dabei leiteten,
waren: eine klare und deutliche, leicht faßliche
Ordnung und Sichtuirg des weitschichtigeu Stoffs
anzustreben, den einzelnen Perioden eine kurze
Uebersicht und Charakteristik voranzustellen und
in entsprechender Auswahl Namen und Daten
zu bieten; endlich die feststehenden neuesten For-
schungsresultate vorzulegen.

Der Verfasser führt seine Darstellung bis
herauf in die neueste Zeit, bis zur Gegenwart.
Stofflich zeichnet sich sein Lehrbuch aus durch
Hereinnahme des für den Theologen nicht weniger
wichtigen kirchlichen Kunsthandiverks.

Die Methode der Darstellung, welche der Ver-
fasser wählte, ist die, daß er jedes einzelne Ka-
pitel der Kunstgeschichte, Baukunst, Malerei u. s. f.
vollständig durchführt. Dadurch entfielen zu-
sammenhängende Traktate, die das Verständnis
zweifellos erleichtern. —- Ein weiterer Wert des
Buches liegt darin, daß zum erstenmal die Kunst-
denkmälerverzeichnisse der deutschen Staaten und
preußischen Provinzen in ausgedehntem Maße
verwertet tvurden. (Vgl. das Verzeichnis der-
selben S. XXXIII — wobei allerdings der eine
der Bearbeiter der Denkmäler Hohenzollerns nicht
Baur, sondern Laur heißt, und für Württemberg
wäre neben Keppler auch das große Monumeutal-
werk von N. P a u l u s zu berücksichtigen gewesen.)

So zerfällt nun das ganze Werk in folgende
Abschnitte: I. Die Bank u n st (christliches Alter-
tum , Mittelalter und Neuzeit), II. Plastik,
III. Malerei. IV. K u n st g e w e r b e und
kirchliche Innen kun st, ein ganz trefflicher
Passus, worunter auch die Grabdenkmäler
einbezogen werden, die unseres Erachtens besser
als ein selbständiger Teil oder als Anhang
gegeben worden wären, V. Symbolik und
Ikonographie.

Ein sehr nützliches alphabetisches Verzeichnis
der kunsttechnischen Ausdrücke und ein Register
der Namen, Sacheir uird Abbildirngen macht das
Ganze leicht benützbar.
 
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