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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 10
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Rohr, Ignaz: Der Hochalter von Winzeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0108

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das Zentralopfer des Christentums, für
dessen Erneuerung der Altar beftimmt ist.
Die Figuren treten also heraus aus ihrer
statuarischen Ruhe und haben dem ver-
ständigen Betrachter gar viel zu sagen,
oder: der signrale Schmuck hat seinen
guten Sinn. Auch ist jede Statue bzw.
Gruppe für sich genommen eine tüchtige
Arbeit. Die Fassung verdient gleichfalls
Anerkennung. Aber einige Bedenken haben
sich mir doch aus-
gedrängt.

Zunächst be-
konunt man den
Eindruck der
Ueberfülle, wenn
man die Partie
quer über der
Predella mit der
Mensa vergleicht.

Dort zwei kräf-
tige, figurenreiche
Reliefs, flankiert
von zwei Rund-
figuren in Rit-
terrüstung; als
Uebergang die
vier Propheten-
reliefs intb dar-
unter dann die
nüchtern gehal-
tene Merisa. Ich
rvünschle für letz-
tere nicht etwa
auch noch "Reliefs.

Das wäre des
Guten zuviel. Da-
gegen hätte sich
mit Evangelisten-
spnibolen, oder
den Monogram-
titen Christi ltnb
Mariä und etiva
bem Lamm Gottes in der Dritte ein ein-
facher Ausgleich finden lassen.

Ein weiteres Drittel zur Harmoni-
siernng wäre es gewesen, wenn die beiden
Anbetungsgruppen mehr als Flachreliefs
behandelt worden wären. Es wäre dann
mehr Ruhe in das Ganze gekommen und
die flankierenden und abschließenden Ritter-
gestalten wären noch mehr hervorgetrelen.
Flachreliefs sind allerdings nicht jeder- >
manns Sache imb das eine und andere

macht beit Eindruck, als hätten die Ge-
stalten einen Stoß vor den Leib bekom-
men. Die Prophetenreliefs zil Winzeln
dagegen beweisen zur Genüge, daß es
für die Ellwanger Firma ans diesem
Gebiete keine Schwierigkeiten gibt.

Oder man hätte die Aubetnngsszenen
so lassen könneil, wie sie sind; dann aber
die beibeit Rittersiguren als Flachrelief
geben müssen, dann wäre die Monotonie
wieder vermieden
worden.

Noch ein ande-
rer Wunsch legt
sich nahe. Aufbail
und Ornamente
des Allares sind
spätgotisch und
halten sich an die
bestell im Lande
noch vorhandenen
Neuster. Der Ge-
samteindrnck wäre
noch einheitlicher
gewordeil, wenn
dieSpätgotikanch
ait den Figuren zil
ihrein Rechte ge-
koinnlen wäre. All
Vorlagen im eige-
nen Lande wäre
gleichfalls kein
Dränget gewesen.
Eine Reihe von
Spezialwerken
über den christ-
lichen Altar bie-
ten solche in ef-
figie. Die Schätze
Nürnbergs und
Münchens sitid
sehr leicht zugäng-
lich für das Stu-
dium und zugleich sehr lohnend; und Ko-
pieren, auch freies Kopieren, ist leichter, als
von innen heraus schaffen. Die Zeit des
Restanrationseifers hat alls diesen Punkt
allerdings wenig geachtet und eklektizistisch
einen figuralen Stil geschaffen, der, ob
mehr oder weniger passend, überall sich
verwenden läßt. Neuerdings ist man
auch hier individueller geworden. Stellt
man z. B. die Altäre der Elisabethen-
kirche in Stuttgart, den Hochaltar der

Der Hochaltar in W inze ln.
 
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