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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 1
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Endres, Joseph Anton: Der hl. Thomas von Aquin in der Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0007

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feine Erscheinung bei Zeitgenossen noch
fori lebte x).

Eine weitere Porträtdarstellung, von
welcher der Thomassorscher Antonio Uccelli
nicht ansteht, sie als authentisch zu be-
trachten, besitzt Monte Cassino, das im
stolzen Bewußtsein, den größten Scholastiker
ursprünglich zu den Seinen gezählt zu
haben, dein hl. Thomas von jeher eine
fast eifersüchtige Erinnerung bewahrte.
Soweit die mir vorliegende Lithographie
ein Urteil zuläßt, stimmt die Darstellung
unverkennbar mit
jener von Viterbo
überein* 2). Nur
glaubte der Cassi-
nensische Meister,
die unverblümt rea-
listische Wiedergabe
desfleischigenKinns
in etwas mildern zu
sollen. Auch setzt
beim Gemälde von
Monte Cassino be-
reits die später be-
liebt gewordene
Allegoristik ein, so-
fern der Meister den
Aquinaten durch
das Attribut einer
kleinen Sonne aus
der Brust anszeich-
net, ein Zug, der
das Werk zum aller-
wenigsten nach der
Zeit der Kano-
nisation zu datieren
gebietet. Wahr-
scheinlich wird es
ja wohl noch er-
heblich später sein.

Gerade das Mangeln eines derartigen
Attributes spricht zugunsten eines höheren
Alters der ursprünglichen Darstellung von
Viterbo.

x) Nebenstehende Abbildung aus meiner Schrift:
Thomas von Aquin. Die Zeit der Hochscholastik.
Mainz 1910, S. 99. In dieser Schrift finden
sich die im Verlaufe dieses Aufsatzes erwähnten
Thomasdarstellungen der Mehrzahl nach ab-
gebildet, so daß ich weitere Verweise auf sie
unterlasse. — Leider gelang es mir nicht, der
Schriften von Marchese, Delle benemerenze
di S. Tommaso d’Aquino verso gli arti
belle, Genova 1874, ins Französische übersetzt

i Dem Tpp von Viterbo und Monte
f Cassino begegnen mir später einmal, um
! das gleich hier anzuführen, bei Fiesole,
! und zwar aus der berühmten Kreuzigung
vomKapitelssaale zu S.Marko inFlorenzZ.
Fiesole verzichtete aus diesem Gemälde
auf das hohe Birett bei Thomas und
gewann so die Gelegenheit, einem weiteren
Zuge des literarischen Porträts des Aqui-
naten gerecht zu werden, welcher bei ihm
einen' etwas kahlen Scheitel verlangt.
Indes nur dieses einemal ist bei Fiesole

das Streben nach strengerer Realistik in
der Auffassung seines berühmten Ordens-

von P. Biolley, 8. Thomas d’Aq. et les
beaux arts, Louvain 1874, und Uccelli, Dell’
Iconografia di S. Tommaso d’Aquino (so
zitiert bei de Groot, O. P. Het leven van
den H. Thomas van Aquino, Utrecht 1907.
S. 332) habhaft zu werden.

2) Die Lithographie findet sich als Titelbild
der Schrift: Epistola s. Thomae Aquinatis ad
Bernardum abbatem casinensem, propria
manu conscripta, opera studio monachorum
O. 8. B., typis Montis C-asini 1875. Das im
Texte angeführte Urteil Uccellis steht hier p. XVI.

s) Abbildung des ganzen Bildes bei St. Beissel,

Der hl. Thomas (nach der Darstellung in Viterbo).
 
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