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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 1
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Groner, Anton: Ueber das Bronzeportal der Beneventaner Kathedrale
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0014

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ben Soldaten gefangen nehmen. In der
rechten Halbreihe folgen das Verhör vor
dern Hohenpriester, des Judas Verzweif-
lung im Tempel, sein schlimmes Ende,
Petri Verleugnung und Rene.

In der fünften Reihe fetzt sich die
Passion fort mit der Händewaschung des
Pilatus, der Geißelung, Verspottung,
Kreuztragung; rechts: Tod anr Kreuz,
Grablegung, Besuche Jesu in der Vor-
hölle und der drei Diarien am Grab.
Die sechste Reihe enthalt nur mehr drei
biblische Begebenheiten, ans dem zweiteil
und dritter! Feld die Erscheinungen des
Auserstandenen in Emails unb vor den
versammelten Jüngern mit Thomas, der
seine Hand in die Seitenwunde führt,
ilnd endlich auf dem fünften Feld die
Himmelfahrt. Eigentümlich ist diesein
Bilderkreis das teilweise gesuchte Streben,
in jeder Halbreihe eine geschlossene Gruppe
von Darstellnngen zu geben.

Jil den 16 Kassetten der uiitersten
beiden Reihen, in viereil der drittnntersteii
(die erste, vierte, fünfte niid achte enthal-
ten die Türklopfer) nnb viereil der nächst-
höheren (nämlich über ben Türklopfern),
also zusammen in 24 Kasselteil ist je ein
Bischof in Poutisikallleidilng dargestellt.
Durch Inschriften (eps S. Agathae :c.)
sind sie als 24 Sussraganbischöse des
Beneveiltaiier Met,opolitausprengels kennt-
lich gemacht. Endlich neben der Himmel-
fahrt, im siebten Feld der sechsten Reihe,
sitzt der Metropolit ans der Kathedra,
mit Pallium und Tiara, zwischen ziver
Krniilinstab nnb Buch haltenden Diakonen,
während vor ihm ein Bischof mit zwei
Kerzen irr den Händen steht, wohl ein
Susfragan, der die Obedienz leistet.
Auch in der Anordnung der 24 Bischöfe
nnb ebenso der Türklopfer, von Denen die
beiden nächst deni Türgerüst natürlich
feinen praktischen Zweck habeil, tritt ein
ausfallendes Strebeil nach Spmnietrie
hervor.

Es ist wiederholt, aber mit ungenügen-
dem Material, der Versuch genincht wor-
den, aus den Rameil der 24 Suffragan-
bistünler die Entstehnngszeit des Portals
sestznstellen. Wir nennen von den ans
biefem Weg gewonnenen Resultaten *) nur

j die beiden äußersten: vor 1053 bezw. nach
1334 sollte das Werk entstanden sein.
Da kann es nicht wundern, daß Ventnri
sich mit der Begründung, es seien eben
nicht alle päpstlichen Bullen, die die Zahl
der Snffragaubistüiiier ständig veräildert
hätten, erhalten, bei seinem Datierungs-
versnch auf das sekundäre Mittel der Stil-
kritik beschränkte. Wir glanbeil nun mit
dem bei nnberer Gelegenheit gesammelten
Materials die Frage klarstellen zu fönnen.

Die ans der Türe anfgezählten Snss-
raganen siiid (der Uebersichtlichkeit halber
in anderer Ordnung) folgende: 1. Telese,
2. St. Agata, 3. Alife, 4. Lncera,

5. Ascoli, 6 Larino, 7. Trivento, 8. Bol-
turara, Ü.Termoli, 10. Bovino, 11. Avel-
liiio, 12. Ariailo, 13. Dragonaria,

14. Monte Corviiio, 15. Tortiboli,

16. Bojailv, 17. AlOnte Marans, 18. Tre-
vicv, 19. Clvitate, 20. Frigento, 21. Guar-
dia, 22. Fiorentino, 23. Liniosaiio, 24. Le-
sina.

Beneveiit wurde 969 zur kirchlicheil
Metropole erhoben nnb erhielt damals
zwölf Sufflaganbistümer; dazu kam 983
ein dreizehntes, 998 ein vierzehntes, 1014
ein fünfzehntes. Diese 15 Snffraganeu
erscheinen noch 1053 in der päpstlichen
Bestätigungsbulle. Stephan IX. ordnete
durch die Bulle vom 24. Januar 1068
den Metropolitansprengek neu, wobei er
die Zahl der Suffragaiien etwa verdop-
pelte. Zwar traten bald ivieder eiiiige
Aenderungen ein, die aber für unsere
Frage nur teilweise in Betracht kommen.
Bon obigen Bistümern beftanben die
! eisten zwölf, die schon vor 1058 unter
! den 15 Snffraganen wareii, bis über das
13. Jahrhundert, d. h. die für das Portal
in Frage kominende Zeit, hinaus; das
gleiche gilt von ben Nr. 13 — 19 ge-
nannten, die zuerst in der Billle von 1058
erscheineii, sowie von Frigento, das schon
vor 1061 an die Stelle des 969 — 1056
bezeugteil Quiutodeeimo trat, und voll
dem seil 1075 iiachweisbareil Guardia.
Die Frage dreht sich also in Wirklichkeit
bloß um die drei Bistümer Fiorentino,
Liniosaiio und Lesina.

Lesina ivurde 1014 als Snffragaiie
voll Beiievent gegründet nnb findet sich

0 Eine (freilich lückenhafte) Zusammenstellung
der Datierungen gibt Venturi p. 080, Anin. J.

J) Vgl. Groner, Die Diözesen Italiens (1904),
S. 45 f.
 
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