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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 1
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Groner, Anton: Ueber das Bronzeportal der Beneventaner Kathedrale
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0015

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noch in der Bulle von 1053. Wahr-
scheinlich bestand es aber schon damals
nur mehr rechtlich, nicht mehr m Wirk-
lichkeit. Denn obwohl 1058 die Zahl
der Suffraganeu verdoppelt wurde, ver-
schwindet Lesiua. Erst um die Mitte des
13. Jahrhunderts taucht es wieder auf.
Das Jahr seiner Neugrüudung ist nicht
bekannt. Aber seine Vischofsliste reicht
ohne Unterbrechung von der Mitte des
13. Jahrhunderts bis zur Mitte des 16.
herab. Fiorentiuo wurde 1058 als Snff-
ragane von Beuevent errichtet; es er-
scheint in den päpstlichen Bestätignngs-
bulleu von 1153 und 1156; seine Bi-
schossreihe ist von 1058 — 1180 und von
1200 an über das ganze 13. Jahrhundert
hinaus zu verfolgen. Seltsamerweise fehlt
jedoch dieses Bistum in dem römischen
Provinciale (Bislümerverzeichnis) des
Ceucius Camerarius von 1192 und eben-
so in bem einige Jahre älteren Provin-
ciale des Albiuus. Bon Limosauo kennen
die Bischossverzeichuisse überhaupt nur
zwei Namen: 1110 Gregor und 1152
Hugo; das Bistum fehlt in den päpst-
lichen Bullen von 1153 und 1156, er-
scheint dagegen in den beiden genannten
Provincialien.

Es wäre nun sehr wohl denkbar, daß
Limosauo nach 1156 als selbständiges
Bistum entstanden, in den beiden Provin-
cialien als solches ansgeführt wäre und
auch vielleicht noch längere Zeit nachher
als solches fortbestanden hätte, wobei nur
zufällig die Namen der Bischöfe heilte
nicht mehr bekannt wären. Die beideii
Namen von 1110 und 1152 müßten dann
ans der Liste gestrichen werden (als einer
von beu vielen Jrrtümern, welche die
italienischen Bischofslisten für das frühere
Mittelalter entstellen). Ebenso wäre es
wohl möglich, daß Fiorentino in den
beideii letzten Dezennien des 12. Jahrhun-
derts vorübergehend aufgehoben gewesen
wäre lind aiis diesem Grund in den
Provincialien fehlte. Es wäre selbst iiicht
völlig ausgeschlossen, daß sein Fehlen in
den beiden Verzeichnissen auf ein reiiies
Versehen zurückginge. Jmnlerhin hat
Ceucius sein Provinciale fast fehlerlos
gearbeitet und gerade auch bei der Kir-
chenprovinz Beiievent den Albiuus darin
berichtigt, daß er die wohl schon im

11. Jahrhundert eingegangenen Bistümer
Tocco (1058 gegründet) und Morcone
(etwas jünger) strich. Auch bliebe es
ausfallend, daß das Bistum Fiorentino
dann in dem Verzeichnis des Ceucius,
das sich lange im Gebrauch Per Kurie
befaild, nicht nachgetrageu wurde. Sehr
wahrscheinlich handelt es sich vielmehr bei
Fiorentino und Limosauo um ein itub
dasselbe Bistum; Fiorentino ivird noch
im 11. oder in der ersten Hälfte des

12. JabrhnudertsZu einem Doppelbistnm
Fiorentüio-Limosauo geworden sein, das
bald unter bem einen und bald unter
dem andern Namen erscheint. Der gleiche
Fall ließe sich ans der italienischen Diö-
zesaugeschichte des 8. —12. Jahrhunderts
wohl dntzendfach belegen. Ans der Kathe-
draltüre dagegen sind aus . Gründen der
Symmetrie (um 24 statt 23 Felder zu
füllen) aus dem Doppelbistum zwei Bis-
tümer geworden. Bekundet doch die ganze
Tür ein auffallendes Streben nach sym-
metrischer Anordnung. Ganz anders liegt
die Sache bei Lesiua. Die Tatsache, daß
das Bistum bei der Verdoppelung der
Snfsraganen 1058 auf zwei Jahrhunderte
vollständig aus der Geschichte verschwindet,
um von der Mitte des 13. Jahrhunderts
an (das genaue Datum ist freilich nicht
festznstellen) wieder ununterbrochen drei
Jahrhunderte zu bestehen, ist nur durch
Unterdrückung und spätere Neugrüudung
zu erklären. Die Nennung des Bis-
l n in s Lesiua auf der Kathedr a l-
t ü r e beweist daher, d n ß d a s W e r k
n a ch der Ar i t t e oder frühe ste u s
um die Mitte des 13. Jahrhun-
derts entstanden ist.

Es fragt sich nunmehr, ob die formalen
Kriterien, der Stil der historischen Dar-
stellungen und bei den 25 Bischossbildern
die Form der pontiftkalen Insignien mit
dieser Datierung im Einklang stehen.
Mittels Stilkritik ist das Werk ganz ver-
schieden datiert worden. Kraus z. B.
setzt die Tür in die erste Hälfte des
12. Jahrhunderts1). Ventura dagegen ver-
weist ans Grund seiner eingehenden
Analyse dieses größte 'religiöse Gedicht
der romanischen Kunst Mittelitalieus als
Abschluß der byzantinisch-romanischen

0 Christi. Kunst II 1, S. 75.
 
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