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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 2
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Endres, Joseph Anton: Der hl. Thomas von Aquin in der Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0022

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Fieransaeaeben und redigiert von Universitäts-Professor Dr. £. J3anr in Tübingen.
Eigentum des Rottenburger Diözefan-Runslocreins;

Kommissions-Verlag und Druck der Aktien-Gcsellschgft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch dw Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshandlung JQIX,
Akt.-Ges. „Deutsches Volks blakt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. '

Der bl. Thomas von Tlquin in
der Kunst.

Von Dr. I. A. Endres, Negensbnrg.
(Fortsetzung.)'

Den liturgischen Hörsaal des erzbischöf-
lichen Klerikalseminars ans dein Domberg
von Freising schmücken zwei Oelbilder
auf Leinwand mit den Darstellungen des
hl. Thomas von Aqnin nnd des hl. Ivo.
Sie stammen aus der Zeit um 1730,
wohin auch die schön geschnitzten Rahmen
mitFrührokokomotiveu in Laub- und Band-
werk weisen. In der wertvollen Schrift
„Die Kunstaltertümer im erzbischöflichen
Klerikalseminar zu Freisiug" von Dr. Rieh.
Hofmauu (München 1907, S. 117) ist
über ihre Herkunft nichts gesagt. Viel-
leicht waren sie ursprünglich für einen der
Sale des von Benediktinern geleiteten
fürstbischöflichen Lyzeums zu Freising be-
stimmt, das in den ersten Dezennien des
18. Jahrhunderts seine volle Ausgestal-
tung erfahren hatte. Die Bestimmung
für einen Hörsaal ergibt sich für die
korrespondierenden Bilder ans ihren Dar-
stellungen, den Patronen der Theologie
ilnd der Jurisprudenz.

Eine Inschrift aus dem Bilde des
hl. Ivo besagt: 3. Ivo pauperum

advocatus. Die italienische Inschrift
aus dem Bilde des hl. Thomas steht in
den vier Ecken des Gemäldes nnd lautet:
II veno rittrato (!) di 8. Thomaso
d’ Aquino. Der mäßig begabte Maler
stellt den Heiligen ohne Kopfbedeckung
und Nimbus in den schwarzen Ordens-
mantel gehüllt dar. Auf der Brust glänzt
das traditionelle Symbol der kleinen Sonne.

Die Inschrift enthält außer der Absicht
des Künstlers, eine Porträtdarstellnng zu
geben, in ihrem Jdionl einen Hinweis dar-
auf, daß die Vorlage unseres Bildes
in Italien zu suchen ist. Allein die
Physiognomie des Dargestellten stimmt
weder mit dem sogenannten literarischen
Porträt des Heiligen überein, noch hat
sie irgend etwas gemein mit den Dar-
stellungen von Biterbo und Monte Cassino.
Es scheint demnach außer den früher
angeführten noch ein anderer Ort Italiens
sich gerühmt zu haben, ein Porträt des
großen Aquiuaten zu besitzen, ein Ruhm,
der freilich auf recht schwachen Füßen
stand.

I I. A l l e g o r i s ch e D a r st e l l u n g e n
u n d 21 li dachtsbilde r.

Tie Reihe der Triumphbilder eröffnete
dem früher Gesagten zufolge das wahr-
scheinlich im Jahre der Kanonisation ent-
standene Tafelbild von Fossanova, an
welches sich F. Traini und B. Gozzoli an-
lehnten nnd dem am Ende des 15. Jahr-
hunderts Filippino Lippi wenigstens in-
direkt noch einige wesentliche Motive für
fein bekanntes Altarbild in S. Maria sopra
Minerva entnahm. 2luch der der Giottisten-
schule verdankte Triumph des hl. Thomas
iu der Spanischen Kapelle in Florenz liegt
in dieser Entwicklungslinie. Nur sind
hier die unter dem Einfluß der tho-
mistischeu Doktrin stehenden Geistesmänuer
der unteren Bildstuse ersetzt durch den
Gesamtchor der geistlichen und welt-
lichen Wissenschaften mit ihren zuge-
hörigen christlichen und heidnischen Haupt-
repräsentanten. Es erübrigt sich, über
 
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