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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 2
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Schöninger, Artur: Wanderungen durch neue und erneuerte Kirchen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0025

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an* Barock und No ko ko war in diesen
allen Hallen zn sehen. Jetzt starre, nen-
gotische Eichenholzaltäre ans der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neuerdings
hat Loosen (1905) die Kirche licht nrid
freundlich in angernessenern Stile bemalt,
entsprechend den alten Traditionen nnd
rheinischer Malweise, so daß wenigstens
in dieser Richtung das dinge des Ve-
schariers befriedigt wird. Besonderes
Interesse erregte seinerzeit (1906) die sog.
Ecksche Kapelle an der Nordseite des Chors
über der Sakristei wegerr der darin auf-
gedcckten Malereien, die genau 300 Jahre
vorher, nämlich 1606 von Aielchior
Stölzl ans Innsbruck ausgeführt worden
waren. Es ist in diesen Blätterns schon
einmal darüber berichtet worden. Merk-
würdig ist der Zyklus , der dabei zur Dar-
stellung kommt, nämlich eine 2h 1 Votivserie
zu Ehren der allerseligsten Jnngsran mit
den 2lnrnsnngen des Balve Regina.
Nlaria ist dargestellt als Regina Apo-
stolorum, Martyrum, Prophetarum,
Confessorum, als Refugium pecca-
torum nnd in einem großartigen Ab-
sckilnßbild als Regina Banetorunr
omnium. Das Deckengewölbe trägt eben-
sall* große Darstellungen, Mariä Heim-
suchung nnd Darstellung Jesu irn Tempel,
in den Zwickeln Engel in ganz barocken
Formen. Zwei herrliche alte Bilder, die
unter einem Seitcndach verborgen waren.
St. Klara und St. Elisabeth, haben irr
der Kapelle, zrrgleich mit dem alten Altar-
bild, ihre Ausstellung gefunden.

lieber die Mergentheimer Kirchen nnd
Kapellen nnd deren Wandlungen wäre
eine eigene ans Spezialstudien sich
stützende Abhandlung sehr dankbar, die
über die Provenienz manches Kunstwerks
rvie über dessen Abgang überraschende
Ausschlüsse geben dürfte. Man denke nur
an das Slnppacher Altarbild, das wir vor
seiner sog. Entdeckung gesehen haben.
Unseres Erachtens stammt dieses Grüne-
waldsche Werk ans der Dominikanerkirche
zn Mergentheim, die 1708 „schwer ver-
zopft worden war". Das Kirchlein zn
Stnppach, ivo die Grünewaldsche Madonna
jetzt steht, ist ein überraschend gutes Bei-
spiel der Würzburger Gotik um die Wende
des 16. nnd 17. Jahrhunderts, erbaut
zur selben Zeit wie die Ecksche Kapelle

1 607 nnd neuerdings ansgemalt von dem
Entdecker des Grünewaldbildes, Kirchen-
maler Ettle in Ellwangen, in den üb-
lichen gotischen Ornamentsormen. Hier
hätte eventuell ein ähnlicher Zyklus wie
in jener Kapelle verwendet werden können.

Vom Unterland zum Henberg! (Diese
Wanderung gibt ein kleines Bild davon,
wohin der geplagte Vorstand des Diözesan-
knnstvereinsjahraus jahrein wandern muß.)
Vom Tanbertal mit seinen Nebgeländen
in das Primtal mit seinen Wiesengründen
zur alten hohenbergischen Stadt Spai-
chingen führt uns der Weg. Denn wir
sehen dort eine mächtige, massive Kirche
mit hohem Turm emporragen, die im
letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahr-
hunderts erstellt wurde an Stelle einer
alten Peter- und Panlskirche, die viel zn
klein für die aufstrebende Gemeinde ge-
worden war. Bevor die Mntterkirche
erbaut wurde, erhielt die Tochter, die
Filialgemeinde Hofen, ein Gotteshaus,
ein einschiffiges, gotisches Kirchlein mit
schmuckem Turm, das dann während der
Bauzeit der Pfarrkirche, mit einem Anbau
versehen, als Notkirche für die Gesamt-
gemeinde diente.

Die neue Pfarrkirche ist ein massiver
Ban ans Tuffsteinen mit roter Sandstein-
gliedkunig, eine Hallenkirche mit Quer-
fchiff in ziemlich derben Formen, tvie sie
Gegend nnd Klima angepaßt erscheinen
mögen. Vom alten Turm wurde der
Unterstock bis zu beträchtlicher Höhe bei-
behalten, mit einer Galerie mit Cck-
türmchen bekrönt nnd darüber ein Geschoß
mit hohem <qcIiu errichtet. Die Kirche
bietet ein stattliches Architekturbild, von
ivelcher Seite man auch sie betrachten
mag, und hat eine sehr günstige, freie
Lage. Die Westfassade ist etwas schwer,
doch immerhin dem Problem entsprechend
gut gelöst.

Der Jnnenranm bietet eine freie, lichte,
dreifchiffige Zelle mit stattlichem Quer-
schiff nnd wertem Chor. Die Gliederungen
sind insgesamt sehr kräftig, in Sandstein
ausgesührt. Dadurch erhielt auch der
Jnnenranm vor der Bemalung etwas
Derbes nnd Herbes nnd Kaltes, so sehr
auch die Weiträumigkeit und die Harmonie
anerkannt werden müssen. Die drei Altäre
und die Kanzel, in Natureichenholz in
 
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