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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 2
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Wunder, ...: Der Kirchenschatz und die Paramente des Chorstifts Wiesensteig, [2]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0032

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15 fl. 12 k>., bestellt von Jos. Anton
Beckensteiner, Canonikns.

5. Das neue große C i b o r i n in
hat gekostet 214 fl. (wird ca. 4—5 Pfund
gewogen haben). Zn dein neuen großen
Ciborio, fo 214 fl. 56 kr. gekostet, davon
von der Hnberischen Häredität I 160 fl.
bezahlt worden, hat das Stift das Uebrige:
54 fl. 56 kr. beizutragen. So gescheheli
mense maiae 1732. Decanus mpp.

(Schluß folgt.)

Literatur.

Hilfsbuch zur Kunstgeschichte, Hei-
ligeulegeudeu, Mythologie, Technik, Zeit-
tafeln von Paul Schub ring. Berliil
(C. Curtius) 1909. — VIII u. 171 S.
— Preis gebd. 2 M. 50 Pf.

Eli: Werk als Hilfsbuch zur Kunstgeschichte
mit ihren mannigfachen Fordernngen von
Kenntniffen ans der Ikonographie, Symbolik,
Heiligengeschichte usw. wäre heute — nachdem
seit dem Erscheinen von Ottes trefflichem Hand-
buch so lange Zeit verstrichen ist — ein wirkliches
Verdienst. Der Griff, welchen Prof. Schubring
(früher in Charlottenburg, jetzt in Basel) mit
diesem Büchlein machte, ist, von diesem Stand-
punkt aus gesehen, im Interesse des Kunststudiums
zweifellos ein sehr glücklicher. Leider läßt sich
nicht das gleiche von der Ausführung sagen: sie
verrät ein so geringes Maß theologischer und litur-
gischer Kenntnisse, daß kleinere und größere, zum
Teil sogar sehr grobe Fehler unausbleiblich waren,
die den Wert des Buches sehr herabmindern, ja
geradezu ganz in Frage stellen.

. Ich will es nicht besonders betonen, wenn
S. 1 das Crucisixus (sic!) steht, oder voni
„dreieckigen Heiligenschein" bei der Trinität die
Rede ist, sondern lege den Hauptnachdruck auf
die vielen sachlichen Unzulänglichkeiten und Un-
richtigkeiten, an welchen das Büchlein leidet: die
drei ausgestreckten Finger an der Hand Gottes
bedeuten nicht Anrede, sondern sind Segnungs-
geste und in nicht wenigen Fällen ist zu erwägen,
ob nicht ein Hinweis auf den Hl. Geist varin liege,
den die kirchliche Hymnologie »digitus paternae
dexterae« nennt. Brot und »Veraicon« kann
man nicht als „Symbole" Christi bezeichnen.
Was mit der „Himmelfahrt des Johannes" ge-
meint sein soll, ist mir ganz unbekannt. — Das;
der Hl. Geist als Taube dargestellt werde „n a ch
dein mißverstandenen Wort Matthäus 4
(tatsächlich steht die Taufszene Kap..3), wo der
H i m m e l e rg länzt so w eiß wi e e ine Tau be",
ist eine ebenso konkurrenzlos originelle als bodenlos
leichtfertige Exegese. Nicht als „S t r a h l e n g l a n z",
sondern unter der Gestalt der „Feuerzunge" wird
der Hl. Geist angedeutet. — Daß die Engel
„A s s i st e n t e n" des verklärten Christus seien, ist

') Gemeint ist der gewesene Stiftsdekan Isidor
Servilian Huber, der Stifter der Monstranz in
Mühlhausen.

eine Seltsamkeit in der Benennung. Mit dem-
selben grotesken Geschmack hätte der Vers, sic als
„Regierungsassessoren" oder „Messenger Boys"
bezeichnen können. Gabriel sei als „himmlischer
Freier" (!) aufgefnßt, der in der Verkündigung
die Ueberraschte überschatte" (!), ist eine Behaup-
tung, welche eine völlige Unkenntnis des Vorgangs
und des Sinnes der annnntiatio voraussetzt und
eine absolute Unkenntnis der Lehre von der In-
karnation verrät. — Daß Tobias eine „S t a r o p e-
rntion" (!) durchgemacht habe, bei welcher Ra-
phael behilflich gewesen sei, ist wiederum eine jener
Exegesen des Verfassers, die zwar höchst phantasie-
voll sind, aber leider in den Schrifttexten keine
Grundlage haben, so wenig als in der Geschichte der
Medizin. Noch verwunderlicher aber berührt sie,
da der Verfasser S. 148 denselben Tobias durch
eine „Massage (!) mit einer Fischgallerte" ge-
heilt werden läßt. — Zu den sieben Freuden
Mariens rechnet man nicht: Verkündigung,
Heimsuchung, Geburt, Anbetung der Könige, Dar-
stellung im Tempel, Disputa (!) des zwölfjährigen,
Assunta, Krönung, sonder» : Verkündigung, Ge-
burt, Aubetung der Könige, Auferstehung, Him-
melfahrt Jesu, Pfingstfest und Mariä Himmel-
fahrt (bezw. Krönung).

Zu den sieben Schmerzen Mariens
gehören an Stelle von Judas' Verrat und des
Weggangs Jesu von der Erde vielmehr die
Kreuztragung und die Durchbohrung mit der
Lanze; die übrigen sind richtig. Der Verfasser
hätte darüber (wie über die geschichtliche Ent-
wicklung dieser zwei Gruppen) bei St. Beissel,
Geschichte der Marienoerehrung in Deutschland,
Freiburg 1909, Rats erholen können.

Daß die Lilie von der Venus auf Maria
übergegangen sei, ist mir bisher noch nicht be-
kannt geworden und ich zweifle sehr an der Rich-
tigkeit dieser Behauptung. Daß aber die Lilie
bei der Verkündigung den erotischen (!) Sinn aus-
deute, ist wieder eine Erfindung des Verfassers,
auf die er nicht gerade stolz zu sein braucht:
vielleicht sieht er sich einmal die liturgischen
marianischen Offizien und die marianische Hym-
nendichtung an, um zu finden, was Rose und
Lilie bedeuten und von wo sie in die kirchliche
Kunst hereinkamen.

Das sind nun Beanstandungen, die ausschließ-
lich aus den ersten vier Seiten zu machen
waren; und so geht das mit Ungenauigkeiten
und Unrichtigkeiten weiter, so daß an kein Ende
zu kommen wäre. Ich zweifle nicht, daß z. B. das
über die Osterkerze Gesagte den Kenner direkt
komisch anmuten wird; es heißt: „Osterkerze
brennt 50 Tage (sic! Sie brennt in liturgischer
Verwendung 40 Tage) bis Psingsten (sic! nur
bis Himmelfahrt) auf dem Osterkerzenleuchter;
in der Flamme wohnt Christus in der
Zwischenzeit zwischen s e i n e m T o d und
der Himmelfahrt." — Wer versteht das?
Das ist ja blanker Unsinn! — Es wäre statt dieser
Bemerkung besser ein liturgiegeschichtlicher Hin-
weis auf das Alter der Osterkerze am Platz gewesen
und die ergänzende Bemerkung, daß sie in vielen
Gegenden auch während des sog. Wettersegens
angezündet wird. — Daß er die „Dummheit" zu
den sieben Todsünden rechnet (S. 149), ist bei
der großen Verbreitung dieses „Lasters" sehr
 
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