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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 3
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Endres, Joseph Anton: Der hl. Thomas von Aquin in der Kunst, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0035

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— 26

zu verderben gekoiumen war, in die Flucht, ,
während zwei Engel seine Lenden gür-
ten. Den nämlichen Gegenstand hatte
bereits Fiesole verewigt auf einein kleinen
Tafelgemälde, das ans bem Knnsthandel
zu Florenz nach England in die Samm-
lung des Prinzen Albert gelangt il't* 1).
Spätere Bilder des gleichen Inhalts ließen
sich in großer Zahl anführen. Eine ältere
Darstellung als jene Fiesoles ist mir da-
gegen nicht bekannt.

An die Gurtung des hl. Thomas reiht
sich int Regensburger Zyklus unmittelbar:
Thomas in der Schule Alberts des
Großen. Dem Künstler ist es hier speziell
um die Wiedergabe des prophetischeil
Wortes von Albertus Magnus zu tun:
„Wir nennen dieseii den stnmmen Ochsen,
er aber wird ein großes Gebrüll nt der
Welt erheben." Dariiiil bedient sich der
Maler in genialer Weise der künstlerischen
Lizenz, das unterschätzende Gebareil der
deutschen Mitschüler des Thoinas un-
mittelbar in den Hörsaal und in die
Vorlesimg Alberts git Köln zn verlegen.

Nicht laiige, ehe der Regensburger Zyklus
entstand, war ein Schüler Fiesoles be-
anflragt worden, zivei Bilder für die
Hörsäle von St. Marko 511 Florenz zn
inalen, nämlich die Schule Alberts und
jene des hl. Thomas von Agnin, welch
letztere Darstellnng linier den Regens-
burger Wandgemälden sich ilicht findet.
Die Bilder gelaiigten von St. Marko
in die Galerie der Akademie^). Der
italienische Klostermaler zeigt Albert mtf
dem Katheder, umgeben von einer Schar
von ungefähr zwanzig Schülern. Selbst-
verständlich vergißt er tiicht, unter diesen
den berühmtesten nub größten derselben,
den hl. Thomas, deutlich hervortreten zn
lassen. Darnnr weist er ihm in nnmittel-
barer Rähe zur Rechten des Meisters^
seine Stelle an und kennzeichnet ihn be-
reits durch das Attribut des glänzenden
Kleinods ans der Brust b).

si St. Beissel Fra Giovanni Angelico da
Fiesole, Freiburg 1905, 58.

-) St. Beissel, a. a. D. S. 58.

3) Die Schule Alberts des Großen war vor
einigen Jahren auch der Vorwurf eines zeit-
genössischen Malers, I: Altheiiner, der für die
Albertuskapelle zu Regensburg die Flügelbilder
des Altares malte. Daß unter den Schülern
Alberts Thomas nicht aufgeführt wird, wäre be-

! Auf der Schule des hl. Thomas läßt
der Florentiner Dominikanerkünstler die
Zahl der Schüler zn Füßen des Aquinaten
sich noch zahlreicher einfinden als in der
Schule Alberts. Unter ihnen nimmt den
bevorzugtesten Platz zur Rechten des
Meisters der hl. Llldwig, König von Frank-
reich, ein. Interessant ist ans diesem.Ge-
mälde die Nachwirkung der um ein Jahr-
hundert älteren allegorischen Triumph-
bilder des hl. Thomas. Vor bem Kathe-
der des Aquinaten kauern nämlich ans
dem Boden „Vilielmus", „Averrois,"
„Sabellins" ganz ähnlich wie vor dem
Throne des Heiligen auf dem Trinmph-
bilde der Spanischen Kapelle.

Noch zwei Darstellungen deS Regens-
burger Zyklus lassen sich auch anderwärts
belegen, nämlich jene des „Bene scripsisti
de me, Thoma" und der Vision des
Albertus Mandnkasinns. Während bei
letzterem Gemälde der schlichte deutsche
Beeister sich enge an den Bericht der
Kanonisationsakten des hl. Thomas hält
und die beiden großen Theologen Thomas
und Augustinus zeigt, wie sie zur Seite
des Marienaltars erscheinen samt dem
vor dem Altäre knienden Lektor von
Brescia, der sie schaut, behandelt Fiesole
den gleichen Vorgang ans dem schon er-
mähnten Wandgemälde von St. Marko
einfacher, freier und künstlerischer. Er
verzichtet auf die Gestalt des Visionärs,
ersetzt den Marienaltar durch die Madonna
aus dem Throne mit dem Kinde und stellt
zu ihren Seiten in feierlicher Weise die
beiden Kirchenlehrer auf.

Ein Prnnkbild des Bene sevipRsti
de me, Thoma ist das bekannte Decken-
gemälde von Ludwig Seitz in der Galeria
bei Candelabri im Vatikan. Im Ver-
gleich zn dem archaisierenden Werke in
der deutschen Dominikanerkirche mutet
es uns an wie moderne Programm-
mnsik im Verhältnis zum Choral. Hier
nur der Gekreuzigte und vor ihm schwebend
der hl. Thomas, wobei Spruchbänder
den Vorgang erläutern. Dagegen erhebt
der reflexionsreiche römische Meister die

sremdlich, wenn nicht in den Altarbildern die Be-
zugnahme auf die Regensburger Wirksamkeit
Alberts vorwalten würde. Thoinas war aber
nur in Paris und Köln Schüler Alberts.

1) Acta SS. Boll. Martii tom. I, 708.
 
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