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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 4
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Brinzinger, Adolf: Die Wandgemälde der Reichenauer Malerschule in Oberzell, Niederzell, Burgfelden und Goldbach, [1]
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Rohr, Ignaz: Die Karlsruher Trübner-Ausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0046

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Cambridger Bibelhandschrifl, welche 60b
von Gregor d. Gr. bcm hl. Augustinus
nach England gesandt wurde. Auch im
Echlernacher Kodex und Athos-Malerbnch
erscheint der Wassersüchtige.

7. Der Sturm ans dem Meer
ist ein höchst interessantes Bild. Links
das Kastell, von dem das Schiss abge-
fahren ist. Int Schiff sind zwei Szenen
dargestellt. Links ein Jünger am Steuer
sitzend, ein ariderer weckt beit schlafenden
Heiland. Der Mast mit stark geblähtem
Segel trennt diese Szene von der zweiten:
rechts mehrere Jünger, zwei halten die
Taue des Segels, einer ein Ruder, sie
stehen hinter dem Herrn, der int Vorder-
teil des Schiffs aufgerichtet, die Rechte
segnend erhebt und den zwei gehörnten
Windgöttern gebietet, die rechts oben
hinter einer Wolke erscheinen, int Wasser
schwimmen einige Fische. In der alt-
christlichen Kttnst ist der Sturm ans dem
Meer nicht dargestellt worden. Er kommt
vor im Kodex des Egbert und int Echler-
nacherKodex, ans einem Elfenbein in Oxfotd
und in einer Stuttgarter Handschrift. Das
Schiff ist nach altchristlichen Vorbildern ge-
malt, ebenso die Personifikation der Winde,
welche auch in der griechisch-römischen Kunst
vorkomntt. (Fortsetzung folgt.)

Literatur: i) Fr. Adler, Die Kloster-
und Stiftskirchen der Reichenau. Berlin 1870.

F. P. Kraus und Bär, Die Wandgemälde der
St. Georgskirche zu Oberzell-Reichenau. Freiburg
1884. 3) Neuwirth Joseph, Die Bautätigkeit der
alainannischenKlöster St.Gallen,Reichenau,Peters -
Hausen. Wien 1884. * 1 * * 4) F. 36. Kraus, Durm
und Wagner, Die badische Landesgeschichte,
Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden. 1887.

1. Bd. 5) Karl K ü nstle und Konrad Beyerle,
Die Pfarrkirche St. Petri und Pauli in Reichenau-
Niederzell und ihre neu entdeckten Wandgemälve.

Freiburg 1901. 6) F. 2. K r aus, Die Malereien

in Goldbach bei Ueberlingen. München 190!1.
7) Karl Künstle, Die Kunst des Klosters Reichenau
im 9. und 10. Jahrhundert und der neu entdeckte
Karolingische Gemäldezyklus zu Goidbach bei

Ueberlingen. Freiburg 1906. Keppler P. W.,
Bischof von Rottenburg, Aus Kunst und Leben.
Freiburg 1905 ; Der Gemälvesund von Burgfelden

S. 76 — 93, und Archiv für christliche Kunst 1893.

Nr. 1 u. 2. «) Weber P., Wandgemälde zu
Burgfelden. Darmstadt 1896. io)A.Schmarsow,

Kompositionsgesetze derNeichenauer Wandgemälde,
Repertorium für Kunstwissenschaft. Berlin 190-1.
S. 261 ff. ii) Springer A., Bilder aus der
neuern Kunstgeschichte. Bonn 1886. I, 133 ff.
") Christliches Kunstblatt von Merz. Stutt-
gart 1896, Nr. 6, E. Gr ad mann, Die Wand-

Die Karlsruher Trübner-
Ausstellung.

Besprochen von Professor Rohr, Straßburg.

Das süberite Jubiläitm im Dienste des
öffentlichen Wohles, oder der Kunst, der
Wissenschaft ist immer ein bedentsames
Ereignis für den Gefeierten, eilt Rück-
blick ans die Jahre energischen Ringens,
stetigen Werdens und befriedigenden Er-
langens. Es ist ein gewisser Höhepunkt
erreicht, und unter normalen Verhältnissen
läßt sich die Znknnst mit ziemlich großer
Wahrscheinlichkeit berechnen. Große lleber-
raschungen kommen nur in anßerordent-
lichen Fällen, und mit dent Rückblick ist
der Ausblick gegeben. Bedeutet aber das
silberne Jubiläum den Endpunkt eines
Vierteljahrhnnderts fortgesetzter Mißer-
folge und beit Anfang eines durch-
schlagenden, danerndeit Erfolges, so ist
dies ein Ereignis, das die öffentliche Ans-
merksamkeit verdient, besonders dann,
wenn der Wandel des Geschicks keine
Wandlung des inneren Menschen zur
Voraussetzung hat, sondern nur attf
einem Umschwung in seiner Beurtei-
lung beruht. An einen dieser seltenen
Fälle erinnert die Trübner-Ansstellung.
Sie ermöglicht einen Rückblick ans das
Schaffen eines Mannes, der eilt Viertel-
jahrhnndert unentwegt und unverdrossen
arbeitete, obgleich die öffentliche Meinung
und die Kauflust der Kunstfreunde sich
nicht um ihn kümmerten oder ihn ihre
Mißgunst fühlen ließen. Sie verinochten
ihm den Glauben an sein Können und
an die Zukunft nicht zu nehmen. Er hat
recht behalten. Auf einmal kam er „in
Mode", fand Abnehmer für seine Bilder,

gemälde iu Saut Angelo in Forints und die
byzantinische Frage. ") F. X. Kraus, Ge-
schichte der christl. Kunst II. 1 , S. 54 ff. Frei-
burg 1897. ") M. Wingenroth, Zeitschrift

für Geschichte des Oberrheins. Heidelberg. Bd. 20,
S. 93, 428. iö) Historisch politische Bläkter
1909, Heft 5, 358 ff.; I)r. I. Sauer, Neues
aus der Neichenauer Malerschule. Ki) Böge
Wilhelm, Eine deutsche Malerschule um die
Wende des 1. Jahrtausends. Ergänzungsheft VII
zur Westdeutschen Zeitschrift. Trier 1891. 17) Der
Psalter Erzbischof Egberts von Trier, von
Sauerland und Haseloff, Festschrift. Trier 1891.
18) Beda Kleinschmidt, Lehrbuch der christ-
lichen Kunstgeschichte, Ferdinand Schöningh, Pader-
born 1910.
 
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