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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 5
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Schöninger, Artur: Wanderungen durch neue und erneuerte Kirchen, [4]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0060

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51

die beiden flankierenden Heiligen unter
Baldachinen, Barbara und Elisabeth, lassen
solche leicht vermissen. Die beiden Schrein-
abteilnngen sind mit herrlichen plastischen
Darstellungen — Geburt Christi ititb
Mariä Krönung, ausgefüllt. Das ist so
ganz den mittelalterlichen Meistern nach-
gefühlt und nachgebildet.

Echt mittelalterlich ist auch die In-
schrift der Leuchterbank unter der Predella
mit den vier interessanten großen Pro-
pheten : ,,Ecce thronus magni fulges-
cit regis et agni.“ Die Krönung enthält
den Lebensbaum, den grünen Kreuzes-
stamm mit bem Kruzisixus und zu seiten
Maria und Johannes. Der Altar ist ein
typisches Werk für die Knust der Ge-
brüder Mezger, das sie nur deshalb zu
so bescheidenem Preis erstellen konnten,
weil es ihnen vergönnt war, anderwärts
Aehnliches zu schaffen.

Wir haben bemerkt, daß der Eindruck
des sehr reichgefaßteu Hochaltars durch
die Chorbemalung beeinträchtigt werde
und müssen bei aller Anerkennung das
wiederholt betonen. Diese Bemalung ist
sehr reich und stilvoll, aber sie ist fast
schwer und düster mit zu satten Farben
ausgeführt. Die Tönung dürfte viel
lichter und heller sein. Es wäre vielleicht
besser gewesen, die Gewölbefelder ganz
in lichtem Weiß zu hallen, statt sie mit
dunkelgrünem Rankenwerk fast ganz zn
füllen. An den Wänden sehen wir Frauen-
gestalteu des Alten Testaments, Vorbilder
der allerseligsten Jungfrau: Esther, Ruth,
Sulamit, Judith.

Gar nicht störend fügt sich in den
Chorraum das alte massive Chorgestühl
aus der Zeit der deutschen Renaissance.
Es paßt mit seinem dunklen Eichenholz-
ton ganz vorzüglich in diesen Chorraum,
der etwas von seiner Schwere und Ge-
diegenheit hat.

Heller und freundlicher, aber nicht
weniger reich ist das architektonisch ein-
fache Langhaus ausgestattet. Zunächst
fesseln unfern Blick hier die zwei Neben-
altäre, die im Jahre 1900 aufgestellt
wurden. Auch hier einfacher, gemauerter
Stipes mit Brokat-Antipeudium. Im
Schrein enthält der eine Mariä Heim-
suchung, der andere die heilige Familie.
Bei den Darstellungen finden wir die

naive Alt des Mittelalters in kleinen
genrehaften Zügen uachgebildet. Die reiche
Krönung enthält ebenfalls Statuetten.
An der Fassung der beiden Nebenaltäre
fällt bei den feinen Fialen namentlich
das Weiß und Grün auf, das mit Gold
sich ausgezeichnet leicht macht.

Die drei Jugoldiuger Altäre sind ein
herrliches Zeugnis für das tiefe Ver-
ständnis, das der eine, leider zu früh
verstorbene, der Gebrüder Mezger durch
jahrelanges Studium mittelalterlicher
Altarbauteu und gotischer Plastik sowie
gotischer Bemalung sich erworben hatte.
Es wird ihm hierin nicht so leicht einer
gleichkommen, und wir setzen gerne dem
dahiugegangeneu Landsmann ein Ehren-
deukmal, wenn wir seine Werke erwähnen,
die er in manchen badischen Städten ge-
schaffen hat, wie den großartigen Hoch-
altar zu Radolfzell, zu Dnrlach u. a. O.
Die Bemalung aber bringt uns den noch
lebenden Bruder in Erinnernng, und seine
Kunst ist nicht geringer.

Literatur.

Das katholische Kirchenjahr in
Bildern. 60 Tafeln in Ton- und
Farbendruck. Heransgegeben unter Mit-
wirkung der Katechetenvereine in München
und Wien von 1)r. Ulrich «Lchmid.
Mit einer Einleitung von Prälat Professor
Or. Heinrich Swoboda. II. Teil,
Der Osterkreis; III. Teil, Der Psingst-
kreis. (E. A. Seemann in Leipzig.)
28x38. Preis 15 M.

Erläuterung von Or. Ignaz Seipel. Mit
knnstgeschichtlichem Anhang von Joseph
Mühlbacher 2 M.

Die Vortreffiichkeit und Fülle des Gebotenen
garantieren dem Werk eine erfolgreiche Zukunft.
Es wird insbesondere in den Tagen der Priester-
weihe jeweils eine große Rolle spielen. Glück-
lich der Neupriester und angehende Katechet, dein
es zu Gebote steht! Er hat bei seinen Kindern
zum voraus einen Stein im Brett. Bald wird
jedesmal schon bei seinein Eintritt in den Schul-
saal ein frischfröhlicher Zug durch die Reihen
gehen, wenn unterm Arm die Mappe nicht fehlt.
Ich rede aus Erfahrung.

Eine weitere Empfehlung dürfte sich er-
übrigen. Bei der weitläufigen und hochmögenden
Patenschaft wird es ohnehin kaum an Beifall
fehlen. Dagegen sei mir ein kleiner Wunschzettel
gestattet.

Der Erklärer verspricht sich von den Bildern
viel für die Erziehung der jungen Generation
zur Kunst mit dem Beifügen: „Wir denken da-
bei nicht nur an die Kunst der Vergangenheit,
 
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