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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 7
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Baur, Ludwig: Der Einfluß des Orients auf die Ausbildung der christlichen Kunst des Abendlandes, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0074

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kjerausgegeben und redigiert von Universitäts-Professor vr. L. vaur in Tübingen.
Ligentnin des Uottenbnrger Diözefan-Kiinstvereiiis;

Kommissions-Verlag und Druck der Uiiien-Gefellschaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Or.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 o[)ne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshandlung
Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr Al. 4.50»

I9II.

Der Einfluß des Orients auf die
Ausbildung der christlichen Kunst
des Abendlandes.

Von Pros. Or. Ludwig Baur, Tübingen.

II. Die Begründung der These
Strzyg 0 wskis.

Strzygowski hat seine These zn einer
Zeit vorgetragen, wo ihm Beweise noch
kaunl in irgendwie genügelldenl Maße zil
Gebote standen. Es ist deshalb seinen
Publikationen insbesondere anfänglich
eigen, daß er — was er gleichsam in-
tuitiv erfaßt — die Zusammenhänge,
die er mit einem oft genialen Scharfblick
und staunenswerter Kombinationsgabe
konstatierte, in späteren Beweisfüh-
rungen darznlegeil versprach und so aus
die Zukunft vertröstete. Er arbeitete sich
geradezil in einen mehr temperamentvollen
als wissenschaftlich Vertrauen erweckenden
extremen Eifer gegen Nom und für den
Orient hinein, der ihn seine eigene
Leistung mit einem Namen diskreditieren
ließ, der von vornherein so unsympathisch
als möglich berührell mußte: er spricht
von einer kunstkritischen „Los-von-Rom-
Bewegung". Er hätte niemals eine so
eminente Wissenschaftsfrage mit so über-
aus zweifelhaften, innerlich faulen und
verlogeneil Gegenwartstendenzen verquicken
sollen — auch nicht durch die bloße
Namengebung. Und er hätte niemals in
der Polemik Worte gebrauchen düifeu,
die einem Gelehrten schlecht anstehen und
höchstens im Munde eines Hetzvikars der
Los-vou-Rom-Bewegung noch psycholo-
gisch verständlich sind.

Das war es aber nicht allein, was
seine These zunächst nicht recht einleuchtend
werden ließ. Vielmehr brachte Strzy-
go lv ski in seinem Buche „Orient oder
Nom" (1901) Beweise vor, die allzu
kleine und weit anseinanderliegende Dinge
als wirksame und beweiskräftige Momente
für den eilten großen Grundgedanken
anführlen. Und da nun auch die ein-
zelnen behandelten Monumente selbst nicht
so eindeutig für die These Strzygowskis
sprachen, daß nicht die Kritik dagegeil
entsetzen konnte, so wirkten die Aus-
führungen dieses Werkes noch nicht über-
zeugend genug, um der These in weitere
Kreise Eingang zu verschaffen. Diese in
„Orient oder Rom" vorgetragenen
Beweise sind kurz zusammengefaßt die
folgenden:

1. Die Grabanlage (semitisches
Coemeteriuul) von Pal m y r a und ihre
Malerei, die Strzygowski in das Jahr
259 setzt. — Diese ist nach ihm das
architektonische Vorbild für die kreuz-
förmigen Zentralbauten der altchristlichen
Zeit geworden. Solche kreuzförmige
Zentralbauten sind z. B. die (zerstörte)
Apostelkirche in Konstantinopel, das Mau-
soleum der Galla Placidia in Ravenna,
oder Sau Nazaro in Mailand. — Diese
semitische Grabanlage in Palmyra gehört
dem alexa ud rin i scheu Katakomben-
typus au; dieser unterscheidet sich vont
römischen Typus ebenso wie der
sizilianische Katakombentypus durch
Trennung der Cubicula, bnckofeuartige
loculi, Tonnengewölbe, und hervortre-
tende Wandpfeiler.

Während nun die bisherige knnstge-

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