Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Your session has expired. A new one has started.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

DOI issue:
Nr. 8
DOI article:
Baur, Ludwig: Der Einfluß des Orients auf die Ausbildung der christlichen Kunst des Abendlandes, [3]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0083

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
rund, teils viereckig. Ein Narthex ist I
ungebaut. — Die Basiliken Lykiens I
zeigeil bereits Emporen. Auch ist zu be-
achten, daß diese Ballten stark hervor-
tretende Qnerschiffanlagen aufweisen, ilud
Strzygowski versäumt llicht, die Ver-
ultttuug, auf eine allerdings wie mir
scheint ziemlich unsichere Datierung gestützt,
allszusprechen, das Qnerschiff im Kirchen-
ball sei kleiuasiatischeu Ursprungs.

Von diesen lassen sich die im Innern
Kleinasiens gelegenen Basiliken als zweite
Gruppe liliterscheiden, die hauptsächlich
aus den 16 Basiliken zu Binbirkilisse
(=- 1001 Kirche), dem alten Derbe,
bekannt sind. Die Charakteristika dieser
Gruppe sind: dreischiffige Anlage mit drei
Eingängen (zwei an den Langseiten), ohne
Enlporen, mit runder Apsis und Vorhalle
in der Breite des Mittelschiffs, uitb ohne
Prothesis und Diakonikon (die Neben-
räume neben der Apsis, welche unserer
Sakristei entsprechen), lvelche ein spezifi-
sches Merkmal syrischer Kirchen sind.
Dagegen sind die Nebenschiffe (ans der
Fassadenseite) links und rechts von der
Vorhalle durch zivei mir von innen zu-
gängliche Bauten verlängert. — Dazu
kommt, daß diese Bauten fast dlirchweg
den echt kleinasiatischen Hnfeisenbogen an
Arkaden und Fenstern zeigeli. Die Fenster
sind vielfach durch einen Rnlidbogen
gekllppelt.

Nun ist klar, daß für diese stilistische
Grllppe die Datierung überaus wichtig
sein muß. Davon hängen die weiteren ent-
wicklnngsgeschichtlichen Schlußfolgerungen
ab. Strzygowski ist geneigt, sie lioch der
vorkonstantinischen Zeit znzuweisen. Dar-
über aber sind die Meinungen sehr geteilt.
Zwar wird lnan ans die Annahme
Crowsoot's nicht erhebliches Gewicht legen
dürfen, der ans den ziemlich spärlichen
Inschriften ans ein weitverbreitetes An-
alphabetentum schließt und daraufhin die
Zeit annimmt, als große Massen von
Heiden dem Christentum znströmten, d. h.
nach Konstantin. Swirnow versetzt sie
in die Zeit vor Jnstinian. Wulff da-
gegen denkt an Die Zeit des 4.-6. Jahr-
hunderts ans stilkritischen Gründen. Er
kommt zu dem Schluffe: In Binbirkilisse
(Derbe) liegt eine territoriale Umbildung
des kleinasiatischen Urschemas der Basilika

vor. Eine solche kann sich kaum früher als
im Lauf des 4. Jahrhunderts vollzogen
haben. Jedenfalls ist so viel richtig, daß
der kleinasiatische Kirchenbau in Konstruk-
tion, Aufriß und Detailformen schon in
der frühesten Zeit der altchristlichen Banära
größere Originalität und größeren Formen-
reichtum aufweist, als die abendländischen
Basiliken.

2. Der k l e i n a si at i sch e Zentralbau.

Wir sind durch eine Reihe von Aus-
grabungen sowie durch literarische Nach-
richten in den Stand gesetzt, um ein hin-
reichend klares Bild von den frühchrist-
lichen Zentralbauten Kleinasiens zu machen.
Es darf wohl als ansgemacht gelten, daß
das Prototyp derselben in der Apostel-
kirche Konstantins zu suchen ist, und daß
der kreuzförmige Typus des kleinasiatischen
Zentralbaues um das Jahr 380 nach
Christus bereits reich ansgebildet war.
Es kommen in Betracht: das Oktogon
von Binbirkilisse (Derbe), das von Gregor
v. Nyssa in einem Briefe ad Amphi-
lochium projektierte Martyrionch, Vas
B. Keil ans Grund eben dieser Beschreibung
rekonstruierte (Wulff bestreitet die Nichtig-
keit dieser Rekonstruktion, Strzygowski
erkennt sie an); ferner das Oktogon, das
der Vater Gregors v. Nyssa vor 374
errichtete (beschrieben in der Trauerrede
Gregors auf seinen Vater); die Anlagen
in Polemona, endlich die Oktogone und
Rotunden mit Umgang, zu Soasa (Kappa-
dozien), Jsanra, Hierapolis, Derbe (mit
Einfügung einer Apsis).

3. Die Knppelbasilika.

Diese wird von Strzygowski als eine
eigene bautechnische Einheit gefaßt. Wnlff
dagegen zeigtch, daß es sich dabei nur
um eine „genetische" Einheit, um eine
Vorstufe eines späteren Bantypus handle.
Und wie schon in der Grnndanffassung,
so gehen die Meinungen auch weit aus-
einander insbesondere über die Datierung
und dementsprechend über die geschicht-
lichen Zusammenhänge vieser Bauten.
Während man bisher das Schwergewicht
für die Ausbildung der Krenzknppelkirche
nach Byzanz verlegte, versucht Strzygowski
nunmehr den Typus einer hellenistischen

0 SieheMigne, Patrol. graeca 46, 1095 ff.

p Byzantin. Zeitschr. XIII (1904), 559 ff.
 
Annotationen