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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 8
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Baur, Ludwig: Der Einfluß des Orients auf die Ausbildung der christlichen Kunst des Abendlandes, [3]
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Naegele, Anton: Die letzten Helfensteiner und das alte Ave-Mariakirchlein im "Täle", [3]: Beiträge zur Kunst- und Kirchengeschichte des oberen Filstals aus dem vatikanischen Archiv
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0085

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76

basilika Strzygowskis bleibt bis jetzt eine
völlig unbewiesene Hypothese." Er gibt
Strzygowski aber so viel zu, daß die Aus-
bildung des halbbosilikaleu Typus (Kilppel-
basilika) noch während der justinianischen
Knnstblüte im 6. Jahrhundert begonnen
haben müsse, und daß für diese Ent-
wicklung nicht mehr Byzanz allein maß-
gebend gewesen sei, sondern unter der
zwischen den lleinasiatischen Städten und
dem byzantinischen Norden sich ent-
spinnenden Wechselwirkung konnne Klein-
nsien ein bedeutender Anteil an der Ent-
wicklung zu. (Fortsetzung folgt.)

Die letzten L^elfensleiner unb das alte
Ave-lNariakirchlein im „Tale".

Beiträge zur K u n st - n n b K i r ch e n-
g e s eh i ch t e des oberen F i l s t a l s a n s
b e m vatikanis ch e n A r ch i v.

Von Or. Anton Nägele, Riedlingen.

(Fortsetzung.)

Wie aus auderu Urkunden hervor-
geht, hat Herzog Christoph von Würt-
temberg vor allein auf den Neichsgrafen
Ulrich XVlI., geb. 1524, auf Schloß
Neusra 1551 vermählt, und seinen der
Reformation mehr ergebenen Brrrder
Sebastian eiiigeivirkt, bis endlich jener
nach denr Augsburger Religionsfrieden
(1555) das ius reformandi in der Herr-
schaft Wiesensteig durchzuführen sich ent-
schloß und die Hilfe herzoglich württem-
bergischer Prediger zur öffentlichen Durch-
führnng der Reformation sich erbat; dar-
unter war auch der berühmte spätere Kanzler
der Universität Tübingen, Dr. Jakob
Andreä (Schmiedlin), damals Super-
intendent von Göppingen, den jedoch die
dem allen Glauben treu gebliebene Ge-
mahlin Ulrichs, Katharina, eine Grä-
fin von Bio nt fort, bei seiner Predigt
ans einer Treppe tm Schloßhof in Wiesen-
steig verspottet haben soll ').

Der einzige Adelige in der Umgebung
der Helfensteiner, der nach der Urkunde
dem alten Glauben treu blieb, wird wohl
Graf R echberg gewesen sein ch. Schmerz- *)

*) Zur Strafe dafür befahl ihr der Gemahl,
dem Andrea die Haud zu reichen und bei der
Tafel ihm gegenüber gu sitzen. S. Ne her S. 28;
Oberamtsbeschreibuug S. 11m
ch Wohl Ulrich von Rechberg, gest. 1572,

liehe Erinnerung scheint beut gräflichen
Bittsteller die Feder zu führen, als er
von feinem Vater in dem Schriftstück
berichtet! mußte: ,,et pavens mens Ul-
ricus comes ab Helffenstein in similes
errorum labyrintho inciderit“ ch. An-
dere Details ans der kurzen Neforinalions-
periode im oberen Filstal gibt der be-
kannte alte Ulnier Historiker Georg Vee-
senineyer in seinen gesauunelten Aufsätzen:
Von den Schicksalen der evangelischen
Religion in der Herrschaft Wiesensteig 2),
Ulm 1827, und die nach Ludwig Bau-
niauus kompetentem Urteil „engherzig
protestantische Arbeit" Kerlers, Ge-
schichte der Grafen von Helfenstein, Ulm
und Stettin 1840. Wichtige Ergän-
zungen dazu bringen die nenestens publi-
zierten Briefe und Akten von Petrus
Cauisills, herausgegeben von Branns-
berger in dem eben 1910 erschienenen fünf-
ten Band. RichardDipper schrieb als erster
protestantischer Stadtpfarrer in Wiesen-
steig: Reformation, Gegenreformation und
Wiederanfblühen des evangelischen Glau-
bens in Wiesensteig. Geislingen 1 8953),
dessen Schweigen über Canisins' Ein-
fluß Branusberger, Canisii Epistolae
et Acta V, S. 322, zu begründen sucht.

Welche Folgen hatte die Bewegung für
unsere alle Ave-Blaria-Kirche? Auch dar-
über erfahren wir nur aus der Vatikani-
schen Urkunde bestimmte, meint auch
dürftige Einzelheiten. In der Zeit, in
welcher der Vater der Neuerung ergeben
gewesen sei (etwa 1555—1567), sei die
Kapelle in einen Zustand geraten, zu
dessen Bezeichnung der Verfasser des Do-
knments, ein Augenzeuge, förmlich nach
Ausdrücken zu ringen scheint. Das Sacel-
lum . . . deformatum, deiectum pae-
neque direptum, destructum, ver-

bekciegt von Herzog Christoph von Württemberg,
der die Stammt urg 1554 einnahm; Bischof Otto
von Augsburg. Truchseß von Waldburg, brachte
1555 einen Vergleich zustande, wonach Ulrich
wieder in den Besitz seiner durch seine mutige
Mutter Johanna von Niedheim (gest. 1568) vor
Zerstörung bewahrten Stammburg kam.

() Ucbrigens hatte schon bei Ulrichs Vater,
Ulrich XVI. (gest. 1548), ums Jahr 1534 Schwent-
seld, wie überhaupt viel unter dem schwäbischen Avel,
mehrfache Zusammenktinfte gehalten. S. Geisl.
Oberamtsbeschreibung S. 112.

2) S. 1—30.

a) S. 5 ff.
 
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