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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 8
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Baur, Ludwig: Neue kirchliche Arbeiten in Edelmetall
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0091

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82

Neue kirchliche Arbeiten in Edel'
metall.

Besprochen von Prof. Dr. L. B a n r.

Wir haben vor einiger Zeit mehrere
Stöcke kirchlicher Edelmetallkunst zu be-
sprechen Gelegenheit gehabt, die ans der
Kunstwerkstätle von I. Hngger in Rott-
weil stammten und sich insbesondere durch
die Harmonie ihrer Verhältnisse vor-
teilhaft anszeichneten. Sie gehörten ihrem
Geiste, zumTeil auch dem
Entwürfe nach, der Ben-
roner Knnstschnle an,
aus deren Prinzipien
heraus sie künstlerisch
gestaltet waren.

Heute sind wir in der
angenehmen Lage, von
einem den Lesern des
„Archivs" schonlängst be-
kanntenMeisterderGold-
schmiedeknnst, Herrn I.

Ba llm mul in Sinn-
ig a r t (Urbanstraße), ei-
nige neuerdings entstan-
dene Stücke unseren Le-
sern vorzuführen, bei
rvelchen der Wert gelegt
wurde darauf, die moder-
nen Wege, die die metall-
urgische Kunst in dem
letzten Jahrzehnte ein-
geschlagen hat, zu gehen
und diejenigen stilisti-
schen Ansdrnckssormen
zu verwerten, ivelche die
Neuzeit bevorzugt. Das
wäre an sich nicht zu ta-
deln, ivenn nur jene
Grenzen des Dekorums
gewahrt bleiben, die nun einmal für die
kirchliche Kunst bestehen müssen.

Einige dieser Arbeiten hat der Künst-
lers für die nenerbante katholische Kirche

1) Der Künstler 1849 zu Negensburg geboren,
machte seine Schule in München durch in den
sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bei
Götz, Block, Noggenstein, arbeitete dann in
größeren Knnstweikstätten bei Herbst in Passau
(1871), Hermeling in Köln (1872 — 1877) und
Feuerstein in Freiburg ,1877 - 1881). Seit
1882 ist er in Stuttgart selbständig. — Wir
entnehmen diese Angaben aus Pazaurek,
„Neuzeitliche Goldschmiedearbeiten für schwäbische
Kirchen".

in Cannstatt ausznführen gehabt, andere
kamen nach Elkwangen, Weingarten, Nen-
hausen nsf. Die Entwürfe zu diesen
Werken lieferte Herr Architekt Koch in
Stuttgart.

Was diese Arbeiten zunächst im allge-
meinen von früheren unterscheidet, das ist
in erster Linie das verwertete M a t e r i a l.
Die frühere Goldschmiedeknnst blieb in
strenger künstlerischer Zucht innerhalb
! ihres Materials und zog zilm Dekor nur
Edelsteine und Email-
fHilft hinzu. Hier fin-
den NUN die verschie-
densten Materialien Ver-
wendung : Gold, Silber,
Elfenbein, Email, In-
tarsien, echte Steine,
Perlen. — Der dadurch
bedingte Wechsel in der
Farbe könnte — dezent
angebracht — vielleicht
einen gewissen ästhe-
tischen Reiz begründen,
wenn nicht bei einzelnen
dieser Stücke das dezente
Maß und die gebotene
Zurückhaltung außer acht
gelassen und der Versuch
gemacht worden wäre,
den Mangel an har-
monischen Verhältnissen
des Entwurfs durch
protzige Häufung von
Steinen und Material-
vermischnngzu verdecken.
Möchte der Künstler,
dem wir alles Wohl-
wollen entgegenbringen,
sich doch entschließen,
sich auf diesem Weg der
Materiakmischnng und des Protzeulnms
nicht weiter verlocken zu lassen, auch nicht
durch das billige Lob der Modernität:
die Endstation ans diesem Wege wäre eine
ästhetische Verirrung und Geschmacksver-
rohnug, der wir den Eingang in unsere
Kirchen versagen müssen.

Das zweite Charakteristikum, das als
Wert erhöhend in Betracht kommt, ist
dies, daß diese Arbeiten aus der Hand
gemacht sind, und deshalb immer eine
durchaus persönliche Note erhalten im Ent-
wurf wie in der Ausführung. So wird

Monstranz von Pfarrenbach.
 
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