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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 9
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Naegele, Anton: Die letzten Helfensteiner und das alte Ave-Mariakirchlein im "Täle", [4]: Beiträge zur Kunst- und Kirchengeschichte des oberen Filstals aus dem vatikanischen Archiv
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Beck, Paul A.: Die Schilderbent[d]: eine alte Malervereinigung in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0102

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93

Beitrag zur Geschichte des inneren geist-
lichen Lebens am Wallfahrtsort, der
gewiß noch mehr als die bisherige äußere
Baugeschichte den Geschichtschreiber von
Ave Maria wie die Pilger interessieren
wird- nach Nehers Büchlein, dessen ver-
wandte Wallfahrtsführer solche Akte nie
zn verschweigen pflegen, scheint bis jetzt
solche außerordentliche Privilegerteilung
nicht bekannt gewesen zu sein. Graf
Rudolf bittet den heiligen Vater in Rom,
bei seiner väterlichen Zuneigung gegen unser
Deutschland, deren hohen Grad er ans
unzweideutigen, offenkundigen Beweisen
kenne, für die Kapelle Ave Maria kraft
apostolischer Vollmacht vollkommene
Ablä s s e zu verleihen, und zwar für die-
jenigen Gläubigen, die die Kirche an be-
stimmten, in einem Anhang A angegebenen
Festtagen besuchen, und sodann für andere,
die außerhalb dieser Festtage daselbst er-
scheinen, zelebrieren oder kommunizieren.

In einer Nachschrift unter littera A sind
die Titel angegeben, auf welche die vulgo
Ave Maria genannte Kapelle geweiht
ist, sowie als Tag der Kirchweihe das
Fest Mariä Geburt. Der an mehreren
Stellen auffallende eigentümliche Stil des
Textes hat auch in diesem Anhang, wo
doch die mit Ablässen auszuzeichnenden
Feste genannt sein sollten, sein zweideutiges
Spiel getrieben, doch ist jedenfalls klar,
daß außer den Festen des Herrn ähnlich
privilegiert werden sollten die Feste Ma-
riä Verkündigung und alle anderen
Mutiergottesfeste (in honorem Divae
Virginis annuntiatae ac omnium festi-
vitatum!), ferner die Tage des Erzengels
Gabriel als Boten der Verkündigung,
des heiligen Märtyrers Cyriakus und
Genossen als Patron der Stiftskirche in
Wiesensteig, des hl. Joachim als Vater
Mariens, des seligen Gebhard, Erzbischof
von Salzburg, der hl. Katharina, wohl
wegen der Nameuspatronin der Gräfin,
der hl. Anna, Mutter Mariä, deren Ver-
ehrung am Ende des Mittelalters aufkam !),
der hl. Barbara und Maria Magdalena.
Nach der Stiftnngsurkunde der Kaplanei
zu Ave Maria vo»r Jahre 1477 aber ist
das Kirchlein erbaut zur Mehrung gött-

h Vql. Falk in „Katholik" 39 (1878) S. 60 f
(1893) I. S. 14 f„ II. S. 251 f - Kirchliches
Handlexikon 1 S. 933 f.

liehen Dienstes, zn Lob Mariä und Wür-
digkeit aller Gottes Heiligeil und besonderlich
des heiligen Märtyrers Sebastian des
Vichters (Beichtigers und Bekenners),
S. Leonhard (Lieuhard), der heiligen Jung-
frauen Katharina und Barbara (Barb-
lens) ff. Woher die Diskrepanz kommt,
ob Willkür oder Mißverständnis oder
Wechsel der Uebnngen der Fröunnigkeit
im Lauf der Zeiten sie verursacht haben
mag, ist schwer zu entscheiden. Wahr-
scheinlich sollen die in der römischen Ur-
kunde als Anhang angegebenen Patrone
und Titel, wie im folgenden Abschnitt
über die Burgkapelle augedeutet ist, nur
die besonders feierlich in der Kapelle be-
gangenen Heiligenfeste bedeuten.

(Fortsetzung folgt.)

Die ^childerbent(dj,

eine alte Malervereinigung in Nom.

Von Amtsrichter a. D. Beck.

Mau trifft, wenn man die Geschichte
der niederländischen Maler etwas genauer
kennen lernt, sehr oft ans ganz eigene
Beinamen der holländischen Maler, von
denen man gar nicht errät, wie sie dazll
gekommen sind. Bei näherer Uutersnchnng
findet Ulan, daß sie sie bei ihrem Aufenthalt
zn Rom in der sogenannten Schil der-
bend (Malerband, Malergesellschaft) er-
hallen haben. Die flamändifchen
Maler hatten daselbst unter dem Namen der
Schilder-Bent eine Vereinigung, was man
heutzutage Klub nennt, gestiftet, in welche
auch Deutsche und Holländer zugelassen
wurden. Italiener waren durchaus davon
ausgeschlossen, vermutlich weil sie nicht
so gut trinken konnten wie jene. Die ge-
wöhnliche Versammlung dieser sogenannten
Bend, Schilderbend oder roo Ni-
sche u Bend (römischen Gesellschaft) mar-
in einem Wirtshause am monle testaceo
in einer noch lange bestaudeneu, an die
Bäder des Diokletian angebauten Weiu-
scheuke. Die Aufnahme ging auf Kosten
jedes Neuausgenommenen unter einigen
lächerlichen Zeremonien vor sich, wobei
der Rezipiend einen Zunamen, den Ge-
sellschaftsnamen, erhielt. Die Anwesenden
verkleideten sich in Satire und Faunen,

}) Neher S. 3.
 
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