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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 10
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Baur, Ludwig: Einige kritische Randbemerkungen zur Ausstellung kirchlicher Kunst Schwabens und zur Generalversammlung des Diözesankunstvereins (1911), [1]
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Naegele, Anton: Die letzten Helfensteiner und das alte Ave-Mariakirchlein im "Täle", [5]: Beiträge zur Kunst- und Kirchengeschichte des oberen Filstals aus dem vatikanischen Archiv
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0114

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103

liliigiiahme zu stilnachahnterischen Bau-
weisen nicht über e i u e 11 Leisten zu schlagen.
(Schluß folgt.)

Die letzten helfensteiner und das alte
Ave-UIariakirchlein im „Tale".

Beiträge z u r K u n st - und K i r ch e n-
g e s ch i ch t e des oberen F i l s t a l s aus
beut vatikanischen Archiv.

Von Or. Anton Nägele, Niedlingen.

(Fortsetzung.)

Dent Bittgesuch des Grafen Rudolf von
Helfenstein für das der Standesherrschaft
tvie dein Volk im „Tale" so teuer gewordene
Heiligtum 9toe Maria schließt sich noch
eine doppelte kurze Bitte für die Stifts-
kirche ltitb die Bnrgkapelle in Wiesen-
steig an.

Durchaus neu scheint die Nachricht von
einer Bnrgkapelle int Schloß der
Helfensteiner ztt Wiesensteig §11 sein, die
in unserer valikanischett Urkttnde erwähnt
wird. Ans der Geschichte der Helfen-
steiner von Kerlertz wissen wir, daß Graf
Ulrich nach der Zerstörung der Hilten-
intrcj1 2) bei Ditzenbaeh tut Jah^e 1516 eilt
nettes Schloß in der Stadt Wiesensteig
in den Jahren 1551 bis 1555 et baut
hat, ob an Stelle des alten, spurlos ver-
schwundenen, wohl sicher in der Nähe der
Kirche einst befindlichen, ist nicht mehr zu
erweisen. Es ist der Vater unseres Bitt-
stellers, der den für jene Zeit sehr festen,
ans vier wassiven Flügeln im Quadrat
bestehenden Batt errichtet hat. In diesem
neuen Schloß hat nach dent Wortlaut der
Utknnde der Sohn Nttdolf jedenfalls
tvenige Jahre vor Abfassung derselben
eine neue Kapelle mit einem Altar er-
richten lassen, die unmittelbar vorher die
erste Weihe erhalten habe. Für diese
neugeiveihte Schloßkapelle erbittet Graf
Rudolf vom apostolischen Stift ähnliche Ab-
lässe nüe für Ave Maria, und zwar ans
die in Anhang 8 bestimmten Feste: Drei-
faltigkeit, an deren Fest Kirchiveihlag sein

1) S. 141.

2) Ueber den tragischen Kampf uni die Hilten-
burg un) die Härte des Herzogs Ulrich von
Württemberg dabei s. Kerler; S. 122, Heyd,
Ulrich I S. 47H; Oberamtsbeschreibung S. 175 f.

soll, Mutter Gottes, Johannes Evangelist,
Georg, Rudolf, Ulrich (so hießen die
beiden Söhne Ulrichs IV.), Anna und
Katharina.

Die Schloßkapelle hat zu Beginn
des 19. Jahrhunderts jedenfalls dasselbe
Schicksal wie der Hanptban erfahren, ver-
ursacht durch das Aussterben der Wiesen-
steiger Linie mit dein letzten männlichen
Helfensteiner, dem Sohn unseres Rudolf,
der ebenfalls Nttdolf hieß, im Jahre 1627.
Des Grafen Töchter, Maria Johanna,
vermählt mit dem Landgrafen von Lenchten-
berg, Jsabella Eleonora, spätere Gemahlin
des Grafen von Oeltingen, und Franziska
Karolina, nachmals ziveile Gemahlin des
Grafen Wratislaw von Fürstenberg, nach
dem Tode ihrer Nichte Johanna Eleonora
als ersten Gemahlin, erbten neben den
zwei Schwestern des Grafen Katharina
und Maria, die Herrschaften Wiesensteig
und Nenfra; die zivei ältesten Tochter ver-
kansten ihren Anteil an der Herrschaft
Wiesensteig im Jahre 1642 an Bayerns
Kurfürsten; durch die Rheinbnndsakle,
Artikel 13 kam der bayerische Anteil an
der Herrschaft Wiesensteig int Jahre 1806
nach vorangegangenem Vertrag mit Bayern
an Württemberg, auch Stadt und Schloß
Wiesensteig. Letzteres diente dein bayerischen
Obervogt als Wohnung. Im Jahre 1812
wurden drei Flügel des Schlosses ab-
gebrochen, der vierte, sogenannte Fürsten-
bergische Flügel, in dein der Rttterfaal
sich befand, wurde als Frnchtkasten ver-
wendet. Ueber dem Eingangslor an der
Vorderseite ist das Helsenstein-Gnndel-
fingifche und das Staufische Wappen mit
der Jahreszahl 1600 und einer Inschrift
eingemanert, deren Anfangsbuchstaben also
nach Stälins Angabezn lesen sind: Rudolph
Graf zit Helfenstein, Freiherr zu Gnndel-
fingen, Anna Maria Gräfin zu Helsen-
stein, geborene Freiin zit Staufen 1600.

So hat sich also bis auf den heutigen
Tag gerade der Erbauer der Bnrgkapelle
und Verfasser der vatikanischen Urkunde
ein Jahr vor seinem Tode wenigstens
durch diese ivenigen Zeichen mt Ort und
Stelle verewigt. Ob nicht vielleicht das
wohl einzige in Wiesen steig verbliebene
Helfensteinische Denkmal, das ans dein
abgebrochenen Schloß in den Gasthof zum
„Hirsch" kam und dort eingerahmt ans-
 
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