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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 11
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Baur, Ludwig: Einige kritische Randbemerkungen zur Ausstellung kirchlicher Kunst Schwabens und zur Generalversammlung des Diözesankunstvereins (1911), [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0117

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iuif[er Zug zum Alten zurück; von dem
Entwurf von Eiseulohr und Pfennig
haben wir die Beziehungen zu französi-
schen romanischen Vorgängen bereits her-
vorgehoben. Bei Jassoy sind Anklänge
an Spätgotik und Renaissance zu be-
merken. Recht hübsche und aiielkennens-
werte Arbeiten sind zweifellos die Aqua-
relle voll Schmohl unb die barocken Jn-
terienranfnahmen von Koch, sowie die
Architektnrbilder von Oberbaurat Laurbert.
Katholischerseits ist die geplante
St. Eberhardskirche (Endes n. Schlösser)
ein Werk, das den übrigen ebenbürtig an
die Seite treten da>f und das Interesse
wohl des ganzen Landes in Anspruch
nimmt, sowie die Entwürfe für Aalen
von H. Schlösser, die eben unter dem Ge-
sichtspunkt nralerischer Gruppierung und
Berechnung der Wirkung ans die Um-
gebung bernerkenswert sind. Beachtens-
wert sind auch die Kircheil von Oberbarl-
rat Jassoy. In ber Abteilung für Me-
tallarbeiten (relativ wohl am besten
beschickt) dürfen die Kelche von Hngger,
Erhardt ruid Zieher als zierlich, neuartig
und schön und durchschnittlich nilch in
guten harmonischeil Verhältnissen ausge-
führt erwähnt werden. — Etwas schwerer
und rnehr die Becherforrn bevorzugend
sind die Kelche voll Ballmann gearbeitet.
Die Hostienbecher von Ballmann,
Erhardt ilnd Hugger sind recht glücklich
und reizvoll gearbeitet. — Nicht so sehr
sind die Monstranzen als geliiligen
zil bezeichrien. Die Vorzüge und Nachteile
der Ballmannscherl, voll Architekt Koch
entworfenen Monstranzen wurden bereits
in einem besonderen Artikel gewürdigt.
Auch die iln Geiste der Venroner Kullst
ansgesührten Huggerschen Monstranzen
dürften nicht als ganz gleichwertig be-
trachtet werden können. Ain meisten
Lob scheint uns seine in der Mitte aus-
gestellte Monstranz zll verdienen mit ihrer
geschlossenen Form und den zierlichen
Punktierornainenten. Vor alleiil möchte
ich meinen, sollte man statt des allmählich
doch recht häufig abgeivalldelteli Schemas
der Radformen auch lvieder einmal etwas
anderes versuchen, sei es, daß man auf die
gotischeil Turnilllonstranzen oder die späte-
ren Sonneilmonstranzen zurückgreift. Einen
eigenartigen nnb — wie ich schon früher

heroorhob — in der Idee meines Erachtens
liicht ungünstigen Versuch machte Ball-
mann-Koch in der „Bildstockmonstranz"
(mmi gestatte mir diesen abkürzenden Ans-
dnlck). Wie iveit diese Joee verwendbar
ist, kann ich freilich nicht sagen.

Die Monstranzen non Zieher können
unr leider nicht in gleicher Weise lvie seine
allsgestellten Kelche werten. Sie entbehreil
(vor^ allenl zwei der allsgestellten Stücke)
zil sehr der Harmonie der Verhältnisse.

Einen recht hübschen Aufschwung läßt
die Abteilung für Paramentik erkennen,
und zlvar haben die ansstellenden Firmen
fast durchweg gute Arbeiten ausgestellt.

Die Plastik hat katholischerseits vor
allenl ein überaus ansprechendes größeres
Werk unseres jungen Landsmanns Mar
L-eibold, eines Schülers von Professor
Busch n. a., anfzuweisen, eilte große Ma-
doiinenstatne, sitzend, recht würdig und
innig. Ihr steht die Pieta von M a r in o ll
(Sigmaringen) ebenbürtig gnr Seite.
Schnell ragt niehr hervor durch seine
Altarentwürfe, die selbständiges Könneil
und bewllßtes Vorwärtsstreben erkennen
lassen, wenn auch der einmal ailgeschlagene
Typus sich balo iviederholt. — Recht
frisch nnb gut in der Charakteristik finb
die Predellagrnppen, die Han sch in Horb
allsgestellt hat, und einige anbere plastische
Arbeiten. Sie sind in Anlehnung an
alte (gotische) Vorbilder gearbeitet, zeigen
aber eine so sichere Beherrschung der
Formgebung, eine so anerkennenswerte
Fähigkeit der Charakteristik, daß nian
solche Werke gewiß liicht als sklavische
Nachahmungen bezeichneil kanil, sondern
feine herzliche Freude an ihnen haben
darf.

Nilr der Buchbinderei sei noch ziliil
Schluß klirz gedacht. Sie war zwar
spärlich vertreten. Ein Exemplar einer
Bibel — eingelegter Holzdeckel — möchten
wir nicht als mustergültig nnb nach-
ahmenswert ansehell: so etwas gehört
nicht lnehr der Vlichbinderei, sondern
eigentlich der Knnstschreinerei an.

Recht gut erscheinen ilils die anderen
Vibeleinbände. Katholischerseits hat Buch-
binder Hirth (Tübingen) mit seinem
prachtvolleil und äußerst delikaten Missale-
einband nach Entivürsen von Fräulein
 
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