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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 11
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Schäfer, ...: Nochmals das Altshauser Reliquiar
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Naegele, Anton: Die letzten Helfensteiner und das alte Ave-Mariakirchlein im "Täle", [6]: Beiträge zur Kunst- und Kirchengeschichte des oberen Filstals aus dem vatikanischen Archiv
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0123

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riiia alsbald auch eineu würdigen Behälter
für deren Reliquie anfertigen ließ.

So berechtigt wohl die Ausbreitung
der Verehrung der genannten Heiligen
nach deutschen Landen zur Zeit der Krenz-
züge mit ziemlicher Sicherheit, das seltene
Stück altertümlicher Kunst wenigstens in
die spätromanischeZeit, also ins 13. Jahr-
hundert zu versetzen.

Bringen mir das zierliche Reliqniarinm
noch in historischen Zusammenhang mit
andern derartigen Kunstwerken ans alter
Zeit, so gelangen wir gleichfalls zur wie-
derholt angedcuteten Datierung.

Etwa ein Dutzend kleinere Reliqniare,
welche wie das Altshauser nur guu Auf-
bewahrung einzelner Teilchen eines Hei-
ligenleibes bestimmt waren, enthält das
fürstliche Mnseunl tu Sigmaringen. Die-
selben haben fast durchweg mehr die Form
von kleinen Truhen oder viereckigen Schrei-
nen mit flachen oder kaum gewölbten
Deckeln, und, abgesehen von runden
Emailscbeibchen in Blau, keinen weiteren
Schmuck. Nur eines ist vorhanden mit
dachförmigem Verschluß und blnmenartiger
Verzierung und hat bezüglich der Orna-
mentenkämme an den Kanten einige Aehn-
lichkeit mit dem Altshauser Reliqniar.
Während die anderen angeblich ans dem
10. und 11. Jahrhundert stammen, ist
letzteres eine Arbeit des 12. Jahrhun-
derts.

Ebenso besitzt die Münsterkirche in
Reichenau, neben andern ans späterer
Zeit, sechs große Reliqniare, ans
denen reicher Zier- und Bilderschmuck in
getriebener Arbeit und teilweise in Email
angebracht ist. Dieselben gehören durch-
weg der gotischen Knnstzeit an — 14. und
15. Jahrhundert —, gleichen aber der
äußeren Form nach ganz dem Altshanser
Reliqniar; eines sogar auch vielfach be-
züglich der reichen Ornamente, welches
daher auch etwas früher als die andern
zu datieren ist.

Vergleichen wir nun das Altshanser
Reliqniar mit den vorgenannten, so ist
ohne Zweifel dasselbe aus späterer Zeit
als die Reliqniare von Sigmaringen, aber
and; früher als die Reichenauer, so daß
wir es gleichsam als Bindeglied zwischen
den ersteren und letzteren bezeichnen dürfen.
Somit können wir mit einer Notiz in

einem alteil Jnventarinm in Altshansen
sagen: „Dieses Kästchen (in Altshansen)
von vergoldetem Silber stellt ein römisch-
gotisches Grabmal vor und stammt aus
dem 13. Jahrhundert". Dieser Schluß
harmoniert denn auch mit der weiteren
Anmerkung im genannten Verzeichnis,
welche sagt: „Das Altshanser Reliqniar
hat sehr viel Aehnlichkeit mit dem Be-
gräbnismonnment oder Sarkophag
der hl. Elisabeth in der Kirche gleichen
Namens zu Marburg", welcher dein Jahre
1236 zilgeschrieben ivird.

Die letzten Lielfensteiner und das alte
Ave-iNariakirchlein int „Tale".

Beiträge z il r K n n st - u it b K i r ch e n-
g e f ch i ch t e des oberen F i l s t a l s a il s
bem vatikanischen Archiv.

Von Dr. Anton Nägele, Niedlingen.

(Fortsetzung und Schluß.)

Die letzten Glieder ititb Abkömmlinge
des im Mannesstainm damals ausge-
storbenen Geschlechts verivilligteil 1658,
1674, 1687 unb noch 1709 Beiträge
zu dein Epitaphium oder Begräbnis-
altar, so Rudolfs, des letzteil Helfen-
steiners, zwei Töchter Maria Johaniia und
Jsabella Eleonora, sowie Froben Ferdinand
und Franz von FürstenbergI. All Stelle
dieses altare ante sepulcrum steht jetzt
der Barbara-Attar, unter dem sich nach
der Ueberlieferiliig die Helfensteinische
Gruft befinden foU* 2).

Mit diesen Ausführungen habeil mir
den Inhalt des Helfensteindokniilents im
vatikanischen Archiv erschöpft, ilnd wie
dessen einzeliie Angaben durch anderweitige
alte und neue Quellen ergänzt unb erläu-
tert werden konnten, haben sie hinwiedernin
mehrfach nette Beiträge zur Kirchengeschichte
ivie zilr Kiliistgeschichte des oberen Filstals
geliefert, inanches Dunkel aufhellend, man-
ches Rätsel ungelöst lasseild. Ob anch die
Schlnßfrage iiach der Erfüllung der drei-
facheil Bitte und Beantwortniig des Schrei-
bens Rudolfs voll Helfenstein durch den
Papst jetzt iloch unb an diesem Ort auf

') Ebenda S. 88 f.

2) Die Bemerkung Stalins, wohl eines Augen-
zeugen, in der Oberamtslieschreibung von 1842
S. 269 hat dieselbe Stelle als sicher angenonnuen.
 
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