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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 11
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Naegele, Anton: Die letzten Helfensteiner und das alte Ave-Mariakirchlein im "Täle", [6]: Beiträge zur Kunst- und Kirchengeschichte des oberen Filstals aus dem vatikanischen Archiv
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0125

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114

Wirken in Wiesensteig, einiges in italie-
nischer Sprache, hierauf in lateinischer.
Aus diesem ausführlichen Bericht *) hebe ich
hervor die Vorbereitung zweier Hexe n, die
zum Tod wegen eiilgestandener Verbrechen
verurteilt, von ihren protestantischen Pre-
digern, Pfarrer Jakob Dachtler und Helfer
Albert Halberger, verlasserr worden waren
und nun infolge der Barmherzigkeit des
Canisius znnl alten Glauben znrückkehrten
und mit Gott versöhnt starben: „doe
Donne Lutherane incarcerate, ha-
vendo confessate 1’jhomecidi etgrandi
peccati che per molti anni fecero
per harte venefica, perite in cose
diabolice con grandissimo preiudicio
et danno delli fanciulli et altre per-
sone"2). Die Sendung des Sohrres Ulrichs,
Rudolf, arr die Jesuitenhochschule in Dillill-
gen seiteris des iloch lutheranischeiffGrafen,
dessell Mitteilungen über Schwächen und
Täuschungen nlalicher Prediger uitb den
Anfang der Umstimmullg zugunsten der
alten Religion und die Wirkung der er-
hofften Rückkehr des Grafen werden be-
richtet : spero inaggior brutto per la
conversione de questo conte, tenendo
lui grande parte per tirar ancora
altri alla vera conversione, se una
volta lui fusse redutto con il suo
stato alla fede catholica3).

In einem Bericht des Jesnitell
Antonills Baldninus Fl an der in
ben Litterae annuae des Dillinger
Kollegs vom 1. Oktober 1507 lvird aus-
führlich von der Reformation, Konversion
und der Gegenreformation Ulrichs ge-
sprochen^). Wo von der Profanierung
katholischer Kirchen durch beit Anhänger
der Reformation geredet wird, hören wir
eine Erzählung, die nur auf die K a p e l l e
Ave Maria bezogen werden kann, höch-
stens auch auf die Dotzbllrg. Indes weil

p Ebenda V S. 317 ff.

2) Braunsberger unterläßt nicht, am Schluß
des Schriftstücks zu bemerken, wie schon in
Band IV S. 400 ff., 880 ff., daß auch Canisius
über Hexen und Zauberer wie fast alle feine
Zeitgenoffeu, ob Katholiken oder Protestanten,
Theologen oder Juristen, dachte; ebenso über Aus-
sagen von Hexen betr. Wirkung des Weihwassers der
Katholiken und deren Einfluß auf die Konversion
des Grafen vgl. V S. 321 und 780,
s) Acta V S. 318,
p V S. 782 ff.

nur von Bemühungen des Grafell um
dieses Heiligtunl in unseren Akten ge-
sprochell wird, werden wir nichh fehlgehen
in der Annahme, diese spätere Fürsorge
für das oben zweifellos bezeugte sacellum
destructum, direptum, deformatum,
deiectum in Ave Maria bei Deggingen
sei eben als eine Art Sühne für die im
folgenden gemehlte Profanation intendiert.
Die interessante Stelle lautet: „Mirurn est,
quod de filio comitis huius narrant,
cum ante decennium circiter templum
in ditione comitis esset, at quod in-
gens piorum hominum multitudo
propter miracula, quae inibi fiebant,
certis anni temporibus peregrinatio-
nis ergo conflueret, zelum habens
comes, sed non secundum scientiam,
consilium capit templum illud a fun-
damentis euertendi Euertit igitur.
Tum filius nondum quadriennis, tarn
horrendum spectaculum detestatus:
Pater, inquit, meus euertit templa,
at ego post mortem patris euersa
reaedificabo“1).

Weil im weiterell Znsammenhailg auch
dessen braten iunior erwähnt wird, so sei be-
merkt, daßder junge Anwalt des gefährdete:!
Kirchleins nicht unser 1560 geborener Ru-
dolf (V.) ist, sondern der etwas ältere, 1555
geborene und schon 1581 gestorbene Ul-
rich (V.)2). Beide studierten, schon im Alter

P Braunsberger in der Note zu dieser Slelle
(V S. 783) läßt es uueutschieden, ob Ave Maria
oder Maria Dotzburg gemeint ist und zitiert
Lipowsky, Geschichte der Jesuiten in Schwaben I
1819 S. 60. In seiner sonst ansprechenden
Schilderung von Ave Maria im Schwäbischen
Albvereiusblatt 6 (1894) S. 157 ff. weiß

I. Kuaupp vom alten Kirchlein so gut wie nichts
zu erzählen außer der Stiftung der Kaplaueistelle
und der drei teilweise in die Seitenaltäre des
neuen Kapellcheus eingelassenen Oelbilder, die er
fälschlich der italienischen Schule zuschreibt.

2) Weiter enthält das Schriftstück ausführliche

Berichte über die Konversion des Grafen mit neuen
Einzelheiten, die nutzlose Sendung von Andreas
durch den Herzog Christoph von Württemberg
nach Wiesenfteig, der seine Schrift: Christliche
Erinnerungen. . ., Tübingen 1567, ihm übergab
und über feinen Mißerfolg berichtete, cfr.
Veesenmeyer a. a. O. S. 221—30. Manches
erscheint danach in anderem Licht als in
den früheren, nicht immer objektiven Dar-
stellungen von Crusius, Annales Suevici,
Schwäbische Chronik II (Frankfurt 1733) S. 314;
in Johann Ulrich Pregizers Suevia et Wir-
tenbergia sacra (Tübingen 1717) S. 146 ; ster-
il ers Geschichte der Grafen von Helfenstein S. 146.
 
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