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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 11
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Naegele, Anton: Die letzten Helfensteiner und das alte Ave-Mariakirchlein im "Täle", [6]: Beiträge zur Kunst- und Kirchengeschichte des oberen Filstals aus dem vatikanischen Archiv
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0126

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115

von 7 bezw. 12 Jahren, später 1567 in
Dillingen bei den Jesuiten, wie der Ein-
trag in der nenestens voll Specht (1909)
herausgegebenen Matrikel der Universität
Dillingen beweist. Sie verharrten in der
Trene gegen die angestamurte Kirche, wie
anch ihre Abkömmlinge, nitb zeigten sich,
wie aus unserer römischen Urkunde her-
vorgeht, eifrig in der Restitution und
Renovation prosanierter oder reformierter
Kirchen und Altäre. Zn deren Konse-
kratioll hatte der berühmte Kardinal Mar-
kus Sittikus von Hohenems, Bischof von
Konstanz, in einem Schreiben vonl 4. Juli
1567 denl Suffragallbischof voll Augs-
burg, Michael Dornvogel, Vollmachten für
die Wiesensteiger Grafschaft erteiltx).

Die Söhne sind der in ernster entscheidender
Stunde vonr Vater ausgesprochenen Mah-
nilng treu geblieben, die in bem ange-
führten Notariatsinstrument von 1567
überliefert ist: er zeigte ihnen in Gegenwart
aller Familienglieder und allen Haus-
gesinos an, „iu weß irrthumb, Blintheit
und uliwissenheit der religion ich gesteckt. ...
Daß er fürohin und sein Leben lang vor
solcher schwprberei sich hueten und bei der
wharen, alten. Römischen, catholischen
khirchen beleiben soll uuub dieweil anch mein
ander soll Rudolff jngent uub krankheit
halber bei sollicher revokation uit sein
khindeu, inen solches alles zuerinnern^)."
Dieser kralike, jüngere Sohn Rudolf
blieb anl Leben und erbte nach des fünf
Jahre ältereil Bruders frühenl Tod 1581
(im Alter voll llicht galiz 26 Jahren) die Herr-
schaft Wieselisteig, die er bis zu seinem all-
zu früheli Tod im 41. Lebensjahr iline hatte;
er ivar seit 1593 baprischerLandhofmeister3).

Der Steril des alten, einst durch Macht
und Reichtlilii glänzenden Geschlechts
war iiil Erbleichen. Eigenartig berührte
luich beim ersten Einblick, wie wohl jedeli
Leser des aus Rvlil mitgebrachten
Urkundentextes, die Schlußstelle, worin
Gras Rudolf von Helfenstein wenige (nur 3)
Jahrzehllte vor bem Aussterbeu des Man-
nesstalumes mit seiner gauzeil Familie
bem Adressaten, Papst Klemens VIII.,
langes Lebell und Wirken wünscht, dies

b s. Freiburger Diözesanarchiv 9 (1875) S. 6.

2) s. Freiburger Diözesanarchiv a. a. O. S. 117,

8) j. Stalin, Württembergische Geschichte IV, 2
S. 833.

voll Gott ohne Unterlaß zu erflehen und
lilit allen Kräften des Geistes uub Körpers
dahin zu wirkeil verspricht, daß auch
seine Nachkoulineu dieses Werk katholischer
Pietät allzeit verrichten. Der Edle ahilte
wohl nicht, daß schon damals, als er
dieses Schreibeil nach Nom sandte (1595),
ans z w e i A u g e il die ganze Zukunft dieser
familia und ihrer posteri ruhte: Ru-
dolfs (VI.). Nach dem Tode des 1593
bereits als Kind verstorbeneil Ulrich (VI.)
war er neben zwei Schwestern Katharina
und Maria der einzige Sprosse, der sechste
und letzte der Helfensteiner Rildolfe.

Als diese zwei Augen am 20. Sep-
tember 1627 sich schlossen, läutete das
Glückt ein voll Ave Maria, anno 1596 !)
vielleicht vom zweitletzten Rudolf, feinem
Vater, gestiftet, das Ende des Geschlechts,
den Untergang des Helfensteinischen
Nameiis ein, hat wohl auch feinem ein-
zigen, von drei Schwestern beweinten
Sohn, deui das Jahr zuvor fern der
Heiiilat in Rom verstorbenen letzten Hel-
fensteiner Heinrich (ch 12. Dez. 1626)2),
die Totenklage über die Berge getragen nach
der Roma aeterna3).

Literatur.

Dorfkirchen in Württemberg. Von

Dr. Engen Gradmann, Berlin 1911.

(Deutsche Landbnchhandlnng).

Der Verfasser gibt — ohne zu bestimmen, ob
er unter „Dorfkirchen" einen stilistischen Begriff
verstanden wissen wolle oder nicht — einen ge-
schichtlichen Ueberblick über die in württembergi-
schen Dörfern befindlichen Kirchen und ihre be-
sonderen Eigentümlichkeiten. Einige darunter
dürfen sicherlich nicht als „Dorfkirchen" (in diesem
geschichtlichen Sinn) in Anspruch genommen wer-
den; so z. B. St. Johann in Ginünd, St. Katha-
rinen in Hall u. a. Auch die Stifts- nndKloster-
kirchen gehören nicht zu den „Dorfkirchen".

Die gebotene Uebersicht ist recht dankenswert.
Leicht verständlich und für das Verständnis wei-
terer Kreise angepaßt in der Darstellung zeigt
das Schriftchen auch der katholischen Zeit gegen-
über eine wohltuende Objektivität, die den Ver-

*) Laut Inschrift ans der wohl ältesten Glocke
der Kapelle: „Wolsgang Neidhard von Ulm goß
mich anno 1596".

2) Urkundliches über diesen letzten Helfen-
steiner wird die Edition unseres Dokuments
bringen. Vgl. A. 4.

3) Der Wortlaut der lateiitischen Urkunde wird
in den Württembergischen Vierteljahrsheften für
Landesgeschichte deinnächst zunr Abdruck kommen.
 
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