Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

DOI Heft:
Nr. 12
DOI Artikel:
Bach, Max: Holbein d. Aelt. Gemälde im Dom zu Augsburg
DOI Artikel:
Reiter, Joseph: Ikonographische und andere Sonderarbeiten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0132

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stelle; nngeivöhnlich ist, daß neben dein
leilenden Künstler ein zweiter genannt
wird. Damit gibt er auch zn, was ich als
Stütze meiner früheren Auffassung des
öfteren ermahnt habe. Von Interesse ist
noch, was der genannte Artikel von Dehio
über Syrlin sagt; derselbe ist lediglich
Schreiner, wie er sich selbst bezeichnet >
nnd was auch in einem Vertrag von j
1474 bestätigt wild, nach welchem er den
„Sarch", d. h. die Rahme für eine Tafel
im Chor geseitigt hat. Sein Sohn arbeitet
im Geschäft mit nnd war auch Schreiner,
die beiden dem Aelleren zngeschriebenen
Steinarbeiten, der Fischkastenbrnnnen in
Ulm von 1482 itub der Grabstein des
Hans von Stadion von 1489 in Ober-
stadion, waren eben Unternehmungen der
SyUinschen Werkstatt, und nur der Ent-
wnrf znm Fischkasten könnte von Syrlin
selbst herrühren.

Bezüglich meiner Behauptung, in den
Jahren 1199— 1500 wären keine Gemälde
Holbeins sicher dokumentiert, muß ich nach
näherer Untersuchung nnd Betrachtung
der Bilder sagen, daß ich mich hierin
getäuscht habe. Sowohl der Asraaltar
von 1495, als auch die Marienbasilika
von 1499 sind gewiß Arbeiten seiner Hand,
die Köpfe bei der Krönung Mariä haben
den ausgesprochenen Holbeinschen Typus,
man vergleiche besonders den Christuskopf
mit den Anferstehungsbildern beim Frank-
furter unb Kaisheimer Altar.

Betrachten lutr noch die Chronologie
der Werke des Meisters im Zusammen-
hang mit den wenigen Lebensdaten, so
stimmt jetzt alles trefflich. Holbein d. Aelt.
kann nicht schon 1450, sondern erst ca.
1465 geboren sein; sein Porträt ans dem
linken Flügel der Panlnsbasilika von
1504 entspricht ungefähr, einem Alter von
40 Jahren, was zu meiner Annahme
stimmt. Seine Heirat muß etwa 1493
erfolgt sein, im Alter von 28 Jahren,
wozu auch das Alter seiner beiden Knaben
stimmt, rvelche ans dem Bilde ca. 7
rrnd 11 Jahre alt sind. Von diesen ist
der ältere Ambrosius 1494 geboren, der
jüngere 1497. Ans der Berliner Silber-
stislzeichnnng vom Jahre 1511, rvelche
die beiden Söhne darstellt, rnirß Ambrosius
etwa 17, Hans 14 Jahre alt ge-
wesen sein; doch könnte man nrrch, gemäß

den schon sehr markanten Gesichtszügen,
eiri älteres Datum annehmen. ; Ans bem
Porträt Holbeins d. Aelt. des 1516
entstandenen Sebastianaltars in München
ist der Meister 12 Jahre älter geworden,
als er sich auf der Panlnsbasilika dar-
gestellt hat, also ca. 52 Jahre alt, was
zn den gegebenen GJichtszügen rrnd der
Studie dazrr in Chantilly vollständig stimmt.

Als Holbein den Weingartener Altar
malte, war er rioch ein junger Mann von
28 Jahren, doch konnte er im Jahre 1493
rioch nicht selbständig gewesen sein, denn
er zahlt erst seit 1495 Steuer rrnd nimmt
1496 einen Lehrlirig auf. Daraus erklärt
sich auch, daß Holbein im Jahr 1493
einen selbständigen Anstrag noch nicht
arrssühren konnte nnd gezwungen war,
bem Bildhauer Michel Erhard gleichsam
als Gehilfe zu dienen.

R'ach schrift. Während der Druck-
legung des vorstehenden ist rirui das Buch
von Dr. Baum über die Ulmer Plastik
erschienen, rvelches sämtliche Urkunden
über Michel Erhard nnd Syrlin im Wort-
laut anführt. Wir erfahren rveiter, daß
Erhard im Jahre 1495 zwei , Kruzifixe
für St. Ulrich in Augsburg fertigte. Bc-
züglich der Jnschriftfrage ist zn erwähnen,
daß Michel Erhard zrrerst genannt ist rrnö
dann erst Holbein, was das oben Ge-
sagte rveiter bestätigt.

Ikonograpbischp und andere
Sonderbarkeiten.

Bon Dekan Reiter.

Der neueste Kalender (1941) bayerischer
und schwäbischer Kunst von 4)n. Schlecht
bringt eine Abbildung des kostbaren Hoch-
altars zrr Blritenburg bei München,
welchen Meister Haris Olmendorfer um
das Jahr 1491 geschaffen hat. Dieser
Altar zeigt geöffnet nicht weniger als
drei bildliche Darstellungen der heiligen
Dreifaltigkeit. Im Mittelschrein erblickt
man Golt Vater, im Schoße seinen ein-
geborenen Sohit haltend, auf der Schulter
die Taube des hl. Geistes (Gnadenstnhk).
Die beiden Seitenflügel bringen zur An-
sclannng: auf der Evangelienseite die
Tarife Jesu am Jordan, nnd ans der
Epistelseite die Krönung Mariens, wobei
auch der hl. Geist in menschlicher Gestalt,
 
Annotationen