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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 29.1911

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Nr. 12
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Reiter, Joseph: Ikonographische und andere Sonderarbeiten
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16251#0134

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123

könnte man vermnten, daß sie nnr eine
belanglose Zutat sei; allein dem ist nicht
so, es handelt sich dabei um eine Sym-
bolik, deren Verwendung allerdings bei
der Dreikönigsdarstellnng ganz nngewöhn-
lich ist. Die Tür bedeutet die geschlossene
Pforte nach Ezechiel 44, 2, die als typo-
logisches Symbol der Vinginität Marias
angesehen wurde." So Dr. Munzel.
In einer Fußnote sind dann genannt:
das interessante Portal der Kathedrale von
Laon mit der Darstellung der porta
clausa, die Miniatur eines Missale aus
der Abteikirche des hl. Michael in Hildes-
heim, der Krenzgang an: Dom zu Brixen,
der Altar im Detlinger Chörleiu im
Münster §u Freiburg, und die Schon-
gnnerische Einhornjagd im Museum 31t
Colmar.

Mit alldem wäre das, was wir in
früheren Aufsätzen ausgesührt, teilweise
bestätigt und in eine neue Beleuchtung
gerückt. — In diesem Zusammenhang
möchten wir noch auf eine besondere Notiz
verweisen iu bem schon genannten Buch
von Kraus. Bei der Beschreibung der
Kirche von Lantenbach, Kreis und Kanton
Gebweiler, wird heivorgehobeu: „Der

Anßenbau des Querhauses ist durch Li-
seueu ohne horizontale Gliederung belebt,
oben Schachbrettkapitelle und Rnndbogen-
friese, ganz anders als au der Westfront
behandelt; kleines Portal au der Süd-
seite, rundbogig mit Säulcheu mit Eck-
kuolleu au den Basen und Würfelkapi-
tellen. Ihm entsprach ein ähnliches aus
der Nordseile, das jetzt vermauert ist.
Außen sieht man noch die Ansätze der
südlichen Nebenapside." Und die nörd-
liche Nebenapside? War am Ende gar
keine vorhanden, so daß wir es in Lanten-
bach mit einer porta clausa in der
Architektur 31t tun hätten?

Es ivar uit Mittelalter iu Deutschland
ttnd Italien üblick, daß man iu der Vor-
halle größerer Kirchen nbnorlue oder sel-
tene Gegenstände aufhing oder aufgestellt
hat. So lvar in bem sog. Paradies in
Alpirsbach ein Stoßzahn von einem
Mamlnut und eilt Knochen der Wirbel-
sättle desselbell Tieres 31t sehen. In
einer andern Kirche sah tnan an jener
Stelle eilte riesige eiserne Armschiene einer
Rüstung tisf. Die große in das Lang-

halts führende Türe lvar zu Alpirsbach
mit dem Felle eines übergroßen Stieres
überzogen. Testers waren in der Vor-
halle oder am Aenßeren des Kirchen-
gebändes gewisse Maße angebracht (Worms
lind Wimpsen das Normallängemaß; bei
St. Georg in Hagenatt Längemaß und
Dolch, Maß der ztl Ende des 14. Jahr-
hnnderts gestatteten Waffen; an der West-
seite des Turmes zlt Zaberil im Elsaß
das Holzlängemaß, Klaftermaß — 6'.
dis ist. di. holtz. dan.).

Anders sind ztl beurteilen die verschie-
delten Votivgaben, Ketten, Krücken, Foh-
lten nsw., lvelche liian in manchen Gottes-
hänsern treffen kann. Dieselben dürfen
teilweise als eine Nachahlnnng des Bei-
spiels von David betrachtet werden, welcher
das Schwert Goliaths bei der Bnndes-
lande anfhängen ließ. Bisweilen findet
lnnn in Kirchen frühgolischen mtb ro-
lnanischen Stils Slranßeneier anfgehängd
Im Mittelalter hielt liian die Strarrßen-
eier für Greifeneier, der Greif aber
(früher halb Adler, halb Stier) war ein
Symbol für die der Kirche feindlich ge-
sinnte Macht. Das an die Kirchen-
lvand gefesselte Ei sollte gleichsam 31t
dent Eintretenden sagen: „Tritt nnge-
schelit herein, in diesem Raume haben
böse Geister keine Macht." Ob diese
Anffasslliig richtig ist? Ob es sich hier
liicht vielmehr um große Ostereier und
ihre bedeutsame Symbolik handelt?

Jai Chor der Kirche zu Schorndorf
ist lange Zeit zu „sehen geivest" der
Jndasstrick, welchen nach einer Tradition
der Feldhanplmann Sebastian Schertlin
von Anrtenbach bei der Eroberung Roms
im Jahre 1528 zu seinen Händen ge-
bracht und seiner Vaterstadt Schorndorf
verehrt hat. — In der Vorhalle des
Domes 311 Speier „soll das riesige Haar
aufgehängt gervesen sein, welches Hein-
rich IV. rrnd seine Nachfolger auf dem
römischen Kaiser- rrnd Königsthron in dem
Kampfe der deutschen Könige gegen die
Kirche rrnd das Papsttrrm gesunden haben".

■Kleinere Uutteilrnigeii.

Der Stiftsherr Michael Hertzog von Horb
bestimmt in feinem Testament vom Jahre 1580,
wo man ihn beisetzeir soll, und nennt dabei and;
die Ehetnre der Stiftskirche.
 
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