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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 1
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Rohr, Ignaz: Eine Hohenstaufenkirche auf elsässischem Boden, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0006

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Oerausqegel'eii und redigiert von Universitäts-Professor Dr. L. Bonr in Tübingen.
Ligentnnl des Rottenbnrger Diözesan-Annftvereins;

Uoimnissions-Uerlag und Druck der Bktieii-Gefellfchaft „Deutsches Uolksblatt" in Stuttgart.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
i' I’ T Bestellgeld. Durch den Buchhandel soivie direkt von der Verlagshandlung 1012.
* Akt-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50.

Line Liohenstausenkirche auf elsässi-
schem Boden.

Von Prof. Or. I. Rohr, Straßburg.

D e r S t. O d i l i e n b e r g war von jeher
ein beliebtes Wanderziel der Franzosen.
Selbst die Ereignisse von 1670/71 haben
daran nicht viel geändert. Aber ailch vom
Rhein her lenkt mancher seine Schritte
dahin und neuerdings mehren sich auch
die Besuche aus dem Schwabenland. Ge-
wiß ist noch jeder befriedigt von dannen
gegangen. Der Blick hinab ans die lachenden
Gefilden des Elsasses mit seinen Feldern
und Reben, ans die Rheinebene und die
burggekrönten Ausläufer, die ihr die Vo-
gesen znsenden, hinüber zunl hochragenden
Straßburger Münster oder zu den blauen-
den Bergen des Schwarzwaldes bleibt
jedent unvergeßlich, der ihn einmal ge-
nossen. Die Wailderungen entlang der
früher wohl von lanzenschwingenden Krie-
gern und bis heute von eifrig forschenden
Gelehrten so viel umstrittenen Heiden-
mauer, zur Ruine Landsberg, dem Stamm-
sitz der feingebildeten Aebtissin Herrad
von Hohenberg (so hieß das Kloster ans
dem Odilienberg), zu den trntzig einander
gegenüberstehenden Ottrotter Schlössern
oder irgend einer andern ails den vier-
zehn Ruinen, die das Panoraura beleben,
eine Fahrt zur nenerstehenden Hohkönigs-
burg oder eine — Weinreise hinab ins
Gebiet des gefeierten und feurigen Ott-
rotter Roten, die Erinnerung an die
hehre Frau, die hier um ihren Kloster-
bernf gerungen und gelitten, der ganzen
Gegend ihren Segen und dem Orte selbst
den Namen gegeben, der Duft und Schat-

ten der Tannen- und Forchenwälder, die
einem Königsmantel gleich den Berg um-
wallen — all das zusammen redet zum
Gemüt und zur Phantasie und verscheucht,
was an Müdigkeit oder Erbitterung und
Enttänschnng sich dort gesammelt. Die
sorgsame Pflege der Krenzschwestern tut
das ihrige, um auch den äußern Menschen
wieder anfzufrischen. Ja, während so
Körper und Geist sich neu beleben, hat
man noch unbewußt ein gutes Werk ge-
tan, denn der Reinertrag des Hospizes
fließt in die bischöfliche Kasse und hilft
die beiden bischöflichen Gymnasien in
Straßbnrg und Zillisheim equipieren.
Jeder Kurgast ist also ohne weiteres zum
Wohltäter der Diözese Straßbnrg ge-
worden.

Wer vollends znm Sinn für Natur
noch den für Kunst mitbringt, dem öffnet
sich ein weites Feld. Die Städtchen
Molsheim, Nosheim, Vörsch, Oberehn-
heim, sämtliche in geringer Entfernung
vom St. Odilienberg gelegen, haben Rat-
häuser und teilweise auch Kirchen ans
aller oder neuer Zeit, daß sich ein Besuch
recht wohl lohnt. Die Marktplätze bieten
ein Bild bürgerlicher Behaglichkeit, wie
man deren ans so engem Raum so viele
nicht leicht beisamnren finden wird. Mittel-
alterliche Ziehbrunnen mit originellem
Ueberbarr finden sich etliche und werden
als Denkmäler einer entschwundenen,
kunstsinnigen Zeit sorglich gehegt, obgleich
sie längst nicht mehr den Bedürfnissen des
Lebens dienen, sondern ihren eigentlichen
Berus den Wasserleitungen abgetreten
haben. Wer sich an der Hand irgend
eines der trefflichen Vogesenführer vorbe-
 
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