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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 2
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Rohr, Ignaz: Eine Hohenstaufenkirche auf elsässischem Boden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0026

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19

Geld uiib Mühe nötig, als dies bei
Niedermünster der Fall märe.

Die Anfänge des Kirchleins reichen
zurück bis in die Zeit der hl. Ottilin,
also bis nms Jahr 700. Es sollte dem
Gottesdienst der neuen Niederlassung die-
nen, erwies sich aber bald als zu klein
und wurde den gottesdienstlichen Bedürf-
nissen des Spitals reserviert, während
das Kloster seine eigene Kirche bekam. Die
Neubauten unter Aebtissin Relindis und
Edellindis gaben auch ihm eine neue, der
heutigen zngrnndliegenden Gestalt. Die
jetzigen Formen erhielt es bei der Wieder-
herstellnng in den Jahren 1848—1850.
Der ganze Ban ist massiv, ans Vogesen-
sandstein erstellt, das Langhaus einschiffig,
mit spitzem Tonnengewölbe eingedeckt, im
Norden und Süden je durch zwei kleine
hochgestellte Fenster mit Rundbogen er-
leuchtet, an der Nordseite außerdem mit
einer Türe versehen, an der Westseite
vollständig geschlossen, an der Ostseite an
den Turm anstoßend. Der Turm hat
zwei außen durch einen Nundbogenfries
getrennte Geschosse; tut Obergeschoß an
allen vier Seiten je zwei durch ein roma-
nisches Säulchen getrennte Rundbogen-
fenster, im obern Teil des Untergeschosses
ein, tut untern Teil drei kleine Fenster-
chen an der Ostseite. Der untere Teil,
der nach innen nickt ganz bis an den
Grat des Schiffgewölbes reicht, ist näm-
lich — ein Unikum im Elsaß — wieder
in zwei Etagen zerlegt, jede mit eigenem
Licht und jede in einem Tonnengewölbe
endigend. Anr untern Teil windet sich
links tutb rechts je eine Treppe empor
zur obern Etage. Nach dem Schiff hin
ist letztere durch eine massige, die Treppen
krönende Brüstung abgeschlossen. Ihre
Wände sind also: die Ostwand des

Tnruis, die Seitenwände uuD der Bogen
des Etagengewölbes links tuib rechts, und
die Brüstung nach dein Schiss zu. An
der Ostwand ist ein Altärchen (wie auch
an der Ostwand der untern Etage), so
daß in beiden Messe gelesen werden kann.
Tritt dann der Priester vom Snppe-
danenm des Altars der obern Etage
herab an die Brüstung und wendet sich
dem Volke zu, so kann er die Brüstnngs-
mauer als Kanzelbrüstung für die Predigt
benützen. Ein Ambo oder eine Kanzel

ist also ans diese Weise erspart. Nur
hat dieses 'Arrangement die nützliche Folge,
daß der mu obern Altar zelebrierende
Priester beut int Schiff stehenden Volke
nicht sichtbar ist. Doch ließe sich beut
Mißstand abhelsen durch Durchbrechung
der Brüstnngsmauer, also durch eine ba-
lttstradenarüge Anlage derselben. — Heute
freilich würde inan bei einer Reitanlage
praktischer bauen. Aber interessant bleibt
St. Nikolaus iinmerhin als ein beachteils-
werter Versuch, Kanzel und Altar mü-
eiuander zit verbinden. Und ivährend
Niedermünster nur itoch bann und wann
einen vereinsamten Kuustfreitnd anzieht,
erlebt St. Nikolaus jedeit Herbst eine Art
Wiederbelebung nnb Auferstehung.

Wenn aus dem Odilienberg der Schwarm
der Gäste sich verlaufen hat, und int Tale
die letzten Gaben des Herbstes geborgen
iverden, dann steigen die Krenzschwestern
vom Berge herab zur Feldarbeit. Auf
dem oberen Altärchen wird die heilige
Messe gelesen. Auf den zu ihm empor-
führenden Stufen knien die Noniien, mit
vor der Arbeit mit Hacke und Karst erst
am Heil der eigenen Seele zu arbeiten,
und dieselben Psalmen tönen ivieder durch
die Hallen, wie in den Tageil Relindis',
der Stanferin.

LÜlerular.

Geschichte der Malerei Neapels von
Wilhelm Rolfs. Mit einem Titelbilo
in Heliogravüre mit 13 Textfiguren nnd
138 Abbildnngen auf 112 Tafeln. Leipzig
(E. A. Seemann) 1910. — 440 S. —
Preis 25 Mk.

Was die knnstgeschichtliche Wissenschaft bisher
über die Kunst Neapels zu sagen wußte, beruht
(abgesehen von den Arbeiten des Benedetto ©voce
und der Societa Napoletana di Storia) samt
und sonders bis auf die allerneueste Zeit herein
auf den Fälschungen, mit denen Bernardo d e
Dominici in seinen „Vite clei pittori, scul-
tori ed architetti napolitani (1742—43)“ die
Mit- und Nachwelt an der 9tafe herumgeführt
hat. Er erfand Quellen für sein Werk, er-
fand die Lebenslaufe ganzer Künstlerfamilien
Neapels, die niemals existierten, erfindet Daten
und Ereignisse.

Rolfs unternimmt es in dem vorliegenden
glanzvoll ausgestatteten Werke einmal, neapoli-
tanische Kunstgeschichte so zu schreiben, „als ob
Bernardo de Dominici niemals existiert hätte".
Leider ist der Bericht des älteren Summomonte
vom 20. März 1524 über die Künstler Neapels
an seinen Freund Michiel in Venedig nur in
 
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