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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0035

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28

über den Zusammenhang dieser rein religiösen
Kunst mit der Kultur und dem religiösen Leben
Alt-Ulms etwas gehört, auch der so folgenschwere
Bildersturm ist mit der oben erwähnten Bemer-
kung doch fast zu kurz abgetan. Unter den 96 gut
ausgeführten Tafeln vermißt man besonders
schmerzlich den großartigen Blaubeurer Altar.
Die Bemerkung des „Vorworts", dieser Altar sei
„in einer anderen, leicht beschaffbaren Veröffent-
lichung zugänglich", trifft für den breiteren Leser-
kreis, für welchen das vorliegende Merkchen be-
stimmt ist, nicht zu. Im übrigen ist das Büch-
lein eine treffliche Leistung und verdient von
jedem Kunstfreund, namentlich aber von jedem
gebildeten Schwaben gekauft und studiert zu
werden. Dr. Damrich.

Die Liebfrauenkirche in Ehingen
nt i t i h r e m h e r ü hmte n Madonna-
b i l d seit ihrem Ursprung vor
etwa 6 80 Jahren. Eine Spezinl-
forschung von Obersttldieitrat Dr. Hehle.
Ehingen 1911. Preis 40 Pf.

Herr Oberstudienrat Dr. Hehle weiß sein „otium
cum dignitate“ gut zu nützen, indem er sich
mit fast jugeitdlichem Feuer der Erforschung der
Geschichte der Ehinger Verhältnisse widmet. Eine
Frucht dieser Studien ist das vorliegende Schrift-
cheit, dessen Ertrag für die Restauration der
Stadtpfarrkirche in Ehingen bestimiut ist. Ich
zweifle nicht daran, daß die ehemaligen Studenten
von Ehingen dem Schriftchen das Interesse ent-
gegenbringen werden, das es auch um seiner
wissenschaftlichen Exaktheit und seines wissen-
schaftlichen Ertrags willen verdient, eine ööoig
öAlyt] te rplAr] de. Der Verfasser zeigt, daß
die jetzige Kirche zwei Vorgängerinnen hatte, also
selbst den dritten Bau darstellt: der erste war
eine gotische Kapelle des 12. Jahrhunderts, der
zweite ein Bau aus der Mitte des 15. Jahr-
hunderts, von welchem der heutige Turin noch
teilweise herstammt, und der dritte, die heutige
Kirche aus dem 18. Jahrhundert (vollendet 1725).
Interessant ist aber besonders der dem Madonnen-
bild gewidmete Abschnitt. Dieses ist ein zweifel-
los sehr beachtenswertes Meisterwerk der Plastik
des 15. Jahrhunderts. Die von Herrn Pfarrer
Schöiringer auf Grund stilkritischer Merkmale
ausgesprochene und vom Verfasser dieses Schrift-
chcns übernommene Vermutung, daß es sich um
ein Werk von Hans Multscher handle, um eine
Parallele zu seinen, bekannten Sterzinger Ma-
donnenbild, ist jedenfalls nicht von der Hand zu
weisen. Die Annahme, daß das Bild erst nach-
träglich polychromiert worden sei, kann der Ferner-
stehende nicht kontrollieren, obwohl sie mir, a
priori gesprochen, nicht ganz wahrscheinlich vor-
kominen möchte. Wir wünschen, der Verfasser
nröge die Freude haben, uns noch öfter mit den
Resultaten seiner Forscherarbeit zu erfreuen und
empfehlen sein instruktives Schriftchen aufs beste.
T ü b i n g e n. Prof. Dr. Ludwig Bau r.

Alfred Rethel, des Meisters Werke in
300 Abbildungen. Heransgegeben von
Joseph Ponten. Geb. 9 M.

Fra Angeliko, des Meisters Gemälde in
327 Abbildungen. Heransgegeben von
Dr. Frida Schottmüller. Geb. (Klassiker
der Kunst, Band XVI l und XVIII,
Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt.)
Erfreulicherweise können wir schon wieder von
zwei neuerschienenen Bänden der „Klassiker" be-
richten. Sie sind zwei Meistern gewidmet, die
sich in keiner Weise nahestehen, eher als geistige
und künstlerische Antipoden gelten könnten. Da
ist Alfred Rethel. Erst im Laufe der letzten
anderthalb Jahrzehnte ist ihm allinählich in der
Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts der Rang
eingeräumt worden, der ihm nach seinen besten
Werken (Aachener Fresken, Totentanz und Aehn-
liches) unbedingt gebührt. Allerdings bedeuten
diese Schöpfungen bei ihm nur jäh aufragende
Gipfel aus dem Flachlande des vielen Mittel-
mäßigen, was sein Werk enthält. Daß auch eine
derartige für die genaue Beurteilung eines
Künstlers nicht unwesentliche Erscheinung (am
Schwind- und Thoma-Band ließ sie sich ebenfalls
konstatieren) ganz klar und objekiio zum Aus-
druck kommt, darin liegt für die Kunstforschung
der unschätzbare Wert dieser Gesamtausgaben.
Der Herausgeber des vorliegenden Bandes, I.
Ponten, beherrscht seinen Stoff mit Gründlichkeit.
Die Eigenart seines Stiles soll vielleicht eine An-
passung an den gewaltigen Schlachtenmaler dar-
stellen. Aber das Temperamentvolle ist bedenklich
auf die Spitze getrieben. Einem Overbeck z. B.
„bubenhafte Unreife" vorzuwerfen, ist schlechthin
geschmacklos. Unfein ist auch ein sich geltend
machender Zug konfessioneller Einseitigkeit, der
im Gegenstände keine Rechtfertigung findet. Im
übrigen kann auch dieser Band empfohlen werden.

Für diese erstmalige billige Ausgabe des Ge-
samtwerkes von Fra Angeliko wird der Freund
christlicher Kunst besonders dankbar sein. Das
ganze künstlerische Lebenswerk des Seligen, all
die überirdischen Gestalten an sich vorüberziehen
zu lassen, das ist eine wahre Feierstunde der
Seele, ist wie eine Wanderung durch einen
Garten des Paradieses. Dieser Band mit seinen
ganz vorzüglichen Reproduktionen und zahlreichen
Detailaufnahmen sollte gerade auf unserer Seite
mit wahrer Begeisterung begrüßt werden. Auch
die Einführung von Dr. Frida Schottmüller
ist in ihrer objektiven Gewissenhaftigkeit und
liebevollen Feinsinnigkeit ein würdiges Denkmal
für Fra Angeliko.

Dillis hausen. Dr. Damrich.

Unsere Leser seien hingewiesen auf die beiden
im Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst
erscheinenden Zeitschriften

„D i e christliche Ku n st"
und

„Der Pionier".

Zugleich sei wieder empfehlend erinnert an
Schnütgens gelehrte

„Zeitschrift für christliche Kunst".

Stuttgart, Buchdruckers, der Akt.-Ges. „Deutsches Velksblatl".
 
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