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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 4
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Naegele, Anton: Von Unlingen nach Rom: des Bildhauers Professor Joseph von Kopf künstlerische Entwicklung und Beziehungen zum württembergischen Könighaus ; Vortrag bei der Königsfestfeier des Progymnasiums Riedlingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0036

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kseransgegeben und redigiert von Universitäts-Professor Dr. £. Lonr in Tübingen.
Eigentum des Rottenbnrger Diözefan-Kniistvereins;
Kommissions-Verlag und Druck der Uktien-Gescllschaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Jährlich l2 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Pj* A Bestellgeld. Durch den Buchhandel soivie direkt von der Verlagshandluug JQTO
1 Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr Bl. 4.50. '

Pott Unlingen nach Rom.

Des BildhauersProfessorJoseph
von Kopf k ü n st l e r i s ch e Ent iv i ck -
lnlig nnd Beziehnligen zum würt-
t e m b e r g i s ch e n K ö n i g s h a n s.

Vortrag bei der Königsfestfeier des Progyiu-
itäsiums Niedlingen voit Oberpräzeptor Or. Nägele.

„Nicht an wenig stolze Nameil
Ist die Liederknnst gebannt,
Ausgestrenet ist ihr Samen
Ueber alles deutsche Land"

Auch über das Schwabenland! ja mit be-
sollders reichem Segen hat gerade über
das {'teilte schwäbische Land die Milse das
Füllhorn der Poesie allsgegossen, wie
mit berechtigtem Stolz unser heimatlicher
Sänger Uhland rühmen darf. Stolze
Namen fiitb es, die in der Literatnr-
geschichte glänzen, Sterne erster, Sterne
zweiter Größe anl deutschen Dichterhinnilel:
Schiller, Uhland, Wieland, Schubart,
Hölderlin, Kerner, Schwab, Hauff, Mö-
rike, Gerok, Fischer, Hertz, Hesse uub
andere. Indes an wenig stolze Namen
ist die bildelide Kunst im Schwaben-
land gebannt, wenigstens in den letzten
Jahrhunderten, auch wenn wir unfern
großen schwäbischen Plastiker Dalinecker,
Schillers Freund mtb Herold seines Dich-
terruhms ilil Bild, nicht vergessen. Weit
zurückgehen müsselt wir tu die Blütezeit
romanischer mtb noch mehr gotischer Ban-
kllnst uub Bildhauerei, der Hirsauer
Schule, der Späthohenstauselizeit, der
Spätgotik der Rottweiler, Gmünder, En-
singer—Ulmer Schule, wo das kleine Laltd
große Meister hervorgebracht, mit Nanlen
oder ohne Nalnen in der Kunstgeschichte,

verewigt besonders an den Portalen der
Münster von Ulnl, Reutlingen, Eßlingen,
Gmünd ch.

Hängt diese ausfallende Erscheinllng
mit der geschichtlichen Entwicklung Schwa-
ben-Württembergs oder mit dem Volks-
charakter zusammen? Der berühnite Kanz-
ler der Universität Tübingen, Gustav
Rümelinch, hat längst die Eigenart des
schwäbischen Stammes richtig charakteri-
siert, die ja von jeher — nicht erst iit
der Geschichte von den sieben Schwaben -
Einheimische wie Fremde zu ernster und
scherzhafter Beurteilung verlockt mtb aber-
mals, wenn auch in anderer Art, einen
„Schwabenspiegel in alter und neuer Zeit"3)
geschaffen hat. Eilt Ueberblick über Her-
kunft mtb Beruf bedeutender Württem-
berger läßt nicht nur jene Stammes-
eigentünklichkeiten wie die von ihnen be-
dingten oder begünstigten Anlagen uub
Leistungen aus bestimmten Kultnrgebieten
klar erkennen; er läßt auch die Stammes-
rlnterschiede innerhalb des heutigen Landes,
der neuen oberschwäbischen wie der frän-
kischeil Laildesteile von den altwürttem-
bergischeil deutlich hervortreteli, wie sie
derselbe geniale Rümelin gekennzeichnet
hat. Die Vorliebe für die bis heute lioch
ausgebildeten kleinen, engen Verhältnisse
im bürgerlichen, politischen, kirchlichen

*) Vgl. P. Hartmcuui, Die gotische Stein-
plastik in Schwaben. 1910; E. Gradmann, Das
Kunstleben der Staufenzeit in Schwaben. 1891.

°) Vgl. I. v. Hartmann, Schwabenspiegel aus
alter und neuer Zeit. 190!; Schwäbische Selbst-
beleuchtung. 1903.

b) Reden und Aufsätze. 3. S. 375 ff. (aus
Königreich Württemberg I. 1884).
 
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