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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 4
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Naegele, Anton: Von Unlingen nach Rom: des Bildhauers Professor Joseph von Kopf künstlerische Entwicklung und Beziehungen zum württembergischen Könighaus ; Vortrag bei der Königsfestfeier des Progymnasiums Riedlingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0039

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32

sie Wahrheit unb Liebe im Sohn und
Bruder geschaut hat.

Ju Hedelberg, OA. Waldsee, wo-
hin die Ottern mit dem sechsjährigen
Knaben zogen, um einen Bauernhof mit
Ziegeleibetrieb zu übernehmen, zeigte sich
des Knaben Lust und Liebe zunr Zeichnen
stärker, ein unüberwindlicher Drang,
Schiefertafeln, Schreibhefle und selbst
frischgetünchte Wände des neuen Hauses
mit den Figureil seiner Phantasie §u be-
decken, was ihm die Bewuiiderilng des
Dorfes, aber auch des Vaters heiligen
Zorn — und nach Altvätersitte iwch

die eigeiie Faust die Form in Lehin ab-
zudrucken. Das erste lebeiide Modell war
bent Ziegeljnngen — eine köstliche Erfin-
dung eines sinnenden Knaben — das
eigene Schwesterlein. Durch seine hinter-
listige Angabe, der Lehm solle einen be-
sonders feinen Geruch haben, veranlaßte
er es, sein Gesichtchen dicht über den
Lehm zu halten, ein Stoß von ihm
und das Antlitz des arglosen Modells
fuhr lies in die weiche Masse!

Die Natur und all ihre Herrlichkeit
in Feld und Wald hatte es dem Knaben
angetan, der znm Künstler geboren war.

Joseph Kops, Abraham und Hagar.

etwas anderes dazu — eintrug. Erste
Vorlagen waren dein achtjährigen Zeichen-
künstler die Bilder auf den Umschlag-
papieren von Vaters Tabakpäckchen, die
Zeichnungen des Schullehrers und Kupfer-
stiche ans dem Besitz des Pfarrers.

Auch der zukünftige Plastiker verriet sich
bald — hoher Ernst im Kindesspiel! Der
Lehm der väterlichen Ziegelei, in der
Kunstgeschichte der Urzeit das erste Mate-
rial der Plastik, weckte auch bei ihm die
Lust zum Formen. Der Abdruck von
Katzenpfoten im Lehm, sichtbar ans den
hartgebrannten Ziegeln, lehrte ihn für

Sie wollte er mit kindlichen Mitteln fest-
halten, mit Stift und Messer und for-
mender Hand all ihre Gestalten nach-
bilden. Und wie den Menschen, begann
er bald auch die Tierwelt, die ihn um-
gab, in Lehm zu formen. Köstlich ist
der andere Knabenstreich des angehenden
Kunstjüngers zu lesen, wie er einen wil-
dernden Zieglergesellen durch Aufstellung
eines täuschend nachgebildeten Hasen im
grünen Klee zum Schießen ans den „Knnst-
has" verleitet.

Diese und ähnliche, ernste und komische
Aenßernngen eines übermächtigen Kunst-
 
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