Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Naegele, Anton: Von Unlingen nach Rom: des Bildhauers Professor Joseph von Kopf künstlerische Entwicklung und Beziehungen zum württembergischen Könighaus ; Vortrag bei der Königsfestfeier des Progymnasiums Riedlingen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0049
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
40

bedeutendste davon in der Berliner Na- !
tionalgalerie, und das Denkmal der

Kaiserin Augnsta in Baden-Baden, dessen
Enthüllungsfeier 30. September 1892 das
letzte Datum der einzigartigen Memoiren
Kopfs bildet: „Der Himmel mar bei der
Feier trübe, es regnete; als aber das
Zeichen zur Enthüllung gegeben wurde,
teilte sich das Gewölk, ein heller Sonnen-
schein fiel ans das Bild der geliebten
edlen Frau, der ersten Kaiserin des
neuen Deutschen Reiches; Sonnenschein
fiel in mein altes Herz hinein."

Trotz raschen Ganges durch Wander-
jahre und Reifezeit unseres Künstlers sind
wir erst in die Vorhalle seiner Kunst ein-
getreten. Ort und Zeit, Zweck und Thema
unserer festlichen Veranstaltung verwehr-
ten es uns, heute in bem weiteil Tempel
Umschau zu halten, in bem als hoch-
gesinnter, zu höchster Vollendung streben-
der Priester ein langes Leben lang Joseph
Kopf, unser gefeierter Landsmann, ge-
waltet hat, stets eingedenk der Mahnung
Schillers an die Kiinstler:

„Der Menschheit Würde ist in eure
Hand gegeben,

Bewahret sie, sie sinkt mit euch, mit euch
wird sie sich heben!"

Von allem Hohen, was Menschenherz
erhebt, von allenr Süßen, was Menschen-
brust dnrchbebt, hat uns der gottbegnadigte
Künstler in unvergänglichereil Weisen, als
es rasch verhallende Worte sind, ge-
sungeil; kein Gebiet der hohen drama-
tischen, tragisch-religiösen, ivie der lprisch-
idpllisch-allegorischen, der Genre- und
Porträlkunst ist ihiil fremd geblieben. Zu
solcher Höhe, ist Kopfs Kunst vor allenr
unter der Sonne königlicher Gunst empor-
gestiegen, die über seiner Künstlerjilgeild
strahlend ailfgegangen. Unsere Blicke,
nlehrfach. bisher iiach der Landeshaupt-
stadt gelerikt, richten sich heute alle ans
den Erbeil der Königskrone des erstell
Wilhelm und Karl, der fürstlichen Gönner
und Förderer unseres Schwaben, in
deren Fnßstapfen König Wilhelin II.,
feiner Ahnherrn Vorbild .'getreu, einge-
treteu ist. Zu bem erhabenen Vorrechte
der Krone gehört ja neben der Sorge
für die materielle uiid geistige Wohlfahrt des
Volkes die Pflege eines der höchsten Kul-
turgüter der Menschheit, der Kunst, und

in all dieser Fürsorge will sich unser er-
habener Landesfürst von nieiiland über-
treffen lassen. In den zwei Dezeiliiien der
Regierung ©einer Majestät ist, wie ans
anderen Gebieten der Landeswohlfahrt,
auch die Kunst- und Denkmalspflege im
Schwabenland vorwärts marschiert, und
bleibt dieses laildesväterliche Wirken mit
goldenen Lettern eingegraben in den Blät-
teril der Geschichte, eingegrabeil in den Her-
zen der Untertanen. Das ist das schönste
Denkmal eines Fürsten, das alte schwä-
bische Vätererbe, die Liebe zuul Vater-
land, die Treue zum angestammten Herr-
scherhalls: Si vis monumentum, cir-
cumspice!

Eül solches Denkmal hat sich selbst
auch unser heinlischer Künstler gesetzt in
seinen Schöpfungen, in welchen er fort-
leben wird, wie im Andenken von Königen
llnd Fürsten, auch im Andenken des
Volkes. Denn, wer ben Besten seiner
Zeit genug getan, der hat gelebt für alle
Zeit. Ein bescheidell Denkmal hat ihm
des Königs Berater, der kunstsinnige Ober-
finanzrat Friedrich Eser, iit seiner
kürzlich veröffentlichten Selbstbiographie
gesetzt mit einem Sonett, das beredter
als diese zunr Schluß unserer Gedächt-
nisworte Kern und Stern von Kopfs
Leben und Schaffeil auszudrücken vermag:
Dir soll der Ton bestimmen dein Geschick;
Zwar durfte kunstlos nur für Marler und

Wand

Backsteine formen deine julige Hand;
Doch war zur Kurist der rohe Stoff die

Brücke,

Denn balo erkannt' dein Genius, was dich

drückte;

Er spreugt die Fessel, die dich all die Erde

band

Und zeigte dir der Künste Zanberland.
Doch führte dich der Ton zu deinem Glücke.
Er schmiegt sich gerne bem beseelten Finger,
Der bald der Armut holdeste Gestalt und

bald

Prometheus schafft, ben stolzen Ringer;
So ward der Ton wie beiu Geschick stets

milder,

Dll meisterst ihil mit schöpfrischer Gewalt,
Statt vorher Ziegelsteine schaffst bu Göt-
terbilder.

Hiezu eine Kunstbeilage:

Pietu von Prof. v. Kopf.

Stuttgart, Buchdruckeret der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
Annotationen