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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 5
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Wunder, ...: Die Wiesensteiger Glocken, [1]: ein Beitrag zur vaterländischen Glockenkunde
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0056

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47

Profit von sie begehre und mehr an die
Ehr als Geld denke, zum Ueberfluß ein
Paar Altarleuchter in Ihre Kirch ver-
ehren. . . . (Schluß folgt.)

Literatur.

P a u l Hartmann, Die gotische Mo-
tt u in e n t a l p l a ft i k i it Schwabe n.
Ihre Entwicklung bis zum Ein -
bringen des neuen Stils zu Be-
ginn des 15. Jahrhunderts, mit
68 Abbildungen auf 28 Tafeln. Mün-
chen, Fr. Bruckmann, 1910, Folio
161 und XI. Seiten, 36 Mark.

Unser schwäbischer Landsmann Paul Hartmann,
Privatvozent an der Kaiser-Wilhelms-Universität
in Straßdurg, bietet uns in diesem gelehrten
Werk eine Reihe neuer Resultate über die gotischen
Portalskulpturen an den Marienkirchen der
schwäbischen Reichsstädte Rottweil, Reutlingen,
Gmünd, Augsburg (Dom), Ulin und Eßlingen
aus der Zeit von ca. 1330—1420, die er auf
dem Wege stilvergleichender Kritik erörtert, in
ihrer historischen Entwicklung uns vorführt und
auf ihre Herkunft untersucht, wodurch er uns
„einen Einblick gewährt in das interessante Ki-
pitel der Vorgeschichte der schwäbischen und ober-
deutschen Kunstblüte des 15. Jahrhunderts und
die mannigfachen Strömungen und Rückströ-
muugen der internationalen Kunstbewegung im
14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts". Die
von ihm festgestellten drei Schulen bespricht er in
drei Teilen, nänilich 1. das Auftreten und die
Blüte der Rottweiler Schule in der ersten Hälfte
des 14. Jahrhunderts von ca. 1330—1350.
2. Die Entwicklung in der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts und die Gmünder Schule von
ca. 1350—1400. 3. Die Eusinger Schule in Ulm
und Eßlingen und die Anfänge des neuen Stils
ca. 1400-1420.

I. Die RottweilerSchule begegnet uns
mit einem erstmals in Schwaben festen Bau-
proaramm der monumentalen Plastik a) an den
drei Portalen des herrlichen Turms der
Rottweiler Kapellenkirche, dessen drei
untere Geschosse im zweiten Viertel des 14. Jahr-
hunderts erbaut wurden. Am Hauptportal vorne
ist das Weltgericht und die 12 Apostel, «u den
Treppentürmchen ein Ritter mit seiner Braut
und zwei Männer, die ein Buch halten, oben die
Marienstatue. Am Südportal ein Fragment der
Geburt Christi mit zwei Engeln und 12 Prophe-
ten, jetzt in der Lorenzkapelle. Am Nordportal
oben Gott Vater, Verkündigung der Geburt
Christi und Anbetung der drei Könige. Als leitende
Künstler stellte Hartmann fest einen älteren,
besseren „Prophetenmeister" und einen jüngeren
mehr manierierten „Apostelmeistec". Rottweiler
Schule nennt er diese Schule, nicht als ob sie
in Rottweil ihre Heimat hätte, sie begegnet uns
in Schwaben erstmals gerade in Rottweil, kam
aber von außen, wahrscheinlich von Frankreich
dahin.

b) In Reutlingen begegnen uns am
1343 vollendeten Turm der Marienkirche, einem

Schwesternbau des Rottweiler Kapellenturms,
nur zwei Statuen an den Chorpfeilern aus
dieser Zeitperiode, die auf Wimpfen Hinweisen,
die andern Skulpturen stammen aus späterer
Zeit.

c) Am 1343 vollendeten Nordportal des
Doms in Augsburg weist Hartmann eine
Variante des Rottweiler Stils nach, als eine
Art Zwischenstufe zwischen dem Stil des Propheten-
und Apostelmeisters. Arbeiter von Rottweil
kamen 1343 nach Augsburg. Das Tympanon
des Nordportals hat in drei Etagen, unten Ge-
burt Christi und Anbetung der drei Könige,
mitten Tod Mariä, oben ihre Krönung, dann
eine Marienstatue und vier Heilige. In der
Handsertigkeit zeigt sich bei Ausführung der
Statuen die Tätigkeit von nicht ganz gleichwer-
tigen Kräften.

ei) Die Skulpturen der Portale d e s L a n g -
Hauses der prächtigen H e i l i g - K r e u z-
kirche in Gmünd sind ebenfalls Ableger der
Rottweiler Schule, entstanden etwa 1330—1350.
Das Hauptportal im Westen hat im Tym-
panon rein ornamentale Füllung. Am Mittel-
pfosten ist das Muttergottesbild und zwei mo-
derne Statuen, St. Martin und St. Ulrich (die
Originale sind in der Altertumssammlung) —
wahrscheinlich bildeten sie den Anfang der pla-
stischen Dekoration dieser Kirche. An den zwei
Seitenportalen ist das Marienleben dargestellt.
Am Nordportal oben Geburt Christi und An-
betung der Könige in zwei Feldern, zwei Statuen,
Maria und Gabriel flankieren das Portal. Am
Süd portal ist der Tod und die Krönung
Mariä. Sämtliche Skulpturen gehöien der 'Rott-
weiler Schule an. Die Propheten an den Strebe-
pfeilern des Langhauses stehen ihnen sehr nahe
im Stil und sind ebenfalls noch vor 1351 ent-
standen.

e) Das nach 1340 entstandene Südo st p o r-
tal der Frauenkirche in Eßlingen ist
ein Marienportal mit Reliefs aus ihrem Leben
in drei Etagen: Weihnachtsbild und drei Kö-
nige, Tod und Krönung Mariä. Ihr Meister ist
ein Kopist des Rottweiler Prophetenmeisters. —
Wo ist die Heimat dieser Rottweiler Schulet
Berührungspunkte finden sich mit der Fassade
des Straßburger Münsters. Spätere Forschungen
sinden vielleicht einmal den Prophetenmeister an
einer französischen Kathedrale.

II. Die Entwicklung in der z w ei t e n
Hälfte des 14. Jahrhunderts und die
Gmünder Schule, a) am Chor der Heilig-
Kreuzkirche zu Gmünd 1351, d) am Augsburger
Domchor 1356 und c) am Ulmer Münster, 1377
begonnen.

a) A n den zwei Portalen des Chors
der Gmünder Heilig-Kreuzkirche er-
scheint ein ganz anderes neues Prinzip der De-
koration als am Langhaus, ein Reichtum von
Figuren nicht allein nur am Tympanon und den
Gewänden, sondern auch in den Kehlen der
doppelten Archivolten und an den Vorhallen.
Am Nord portal die Passion Christi in drei
Streifen. Am S ü d p o r t a l unten Auferstehung
der Toten, slankiert vom Zug der Seligen und
Verdammten, mitten die Apostel, oben der Welt-
richter mit Maria und Johannes Baptist und
 
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