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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 6
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Beßler, Josef: Die Kanzeln Toskanas aus dem 12. und 13. Jahrhundert, [1]: kunstgeschichtliche Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0060

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51

meine in den einzelnen Zeichen, was ver-
muten läßt, daß die ursprüngliche Ord-
nung nicht gewahrt ist.

Es war diese Kanzel geiviß ursprüng-
lich ein auf vier Säulen ruhender Ambo.
Noch sielst man an der Säule, an welche
jetzt der Ambo angelehnt ist, die Löcher
zum Halten des Stiegengeländers. Die
Restauration zur Barockzeit war keine Ver-
besserung, sondern eine Verschlechterung.

2. Die Kan-
z e l z u S. M i-
ch e le in
G r o p p o l i.

Als eine der
ältesten Kanzeln
mit Reliefdar-
stellnugen darf
wohl die in der
Kirche S. Mi-
chele zu Grop-
poli gelten.Mau
erreicht diese
einsam und ver-
lassen thronende
Kirche, welche
jetzt ein Ora-
torio der Villa
Dalpina ist,
am besten von
Pistoja aus.

Dieses altehr-
würdige Got-
teshaus wird
schon erwähnt
in den Bullen
der Päpste Ur-
ban II. und
Paschalis II.

1094undl105.

Es hat den romanischen Stil des 12. Jahr-
hunderts mit einer sehr einfachen Fassade,
welche ehedem mit der Statue des hl. Mi-
chael geschmückt war. Diese merkwürdige
Statue befindet sich heute in der Kirche,
^ie dürste wohl demselben Meister an-
gehören, der die Kanzel gemacht hat.

Die Kanzel lehnt sich an die Südseite
der Wand an und ruht aus drei Säulen.
Sie hat quadratische Form. Zwei der
Säulen, welche gegen Westen schauen,
stehen ans Löwen, die ebenfalls nach dem
Westportal blicken. Der vordere Löwe,

dessen Kopf stark verstümmelt ist, hat
einen Menschen unter sich, den er nieder-
geschlagen hat, der andere, Hintere, der
gut erhalten ist, einen Drachen. Die
dritte Säule steht ans einer einfachen Basis.
Die Kapitäle der zwei Löwensäulen be-
stehet! ans einem einfachen Akanthnsblatt
mit vier kleinen Blättern, über denen je
ein Tierkopf oder eine Menschenfratze
angebracht ist; in der Mitte ist ein Stern.

Das Kapitäl
der vorderen
Säule zeigt nur
die vier Köpfe.

Hier finden
ivir also zum
erstenmal die
Figur des Lö-
wen als Basis
für die Säulen.
Nach Burkhnrdi
rst der Löwe
ein Symbol deö
Bösen, und
man darf noch
bestimmter sa-
get! im An-
schluß an I. Pe-

trus 5, 8 : ecu
Syiubol des
Teufels. Die
auf dem Rücken
der Löwen ru-
hende Kanzel ist
demnach aufzu-
fnssen als ein
Zeichen des end-
gültigen Sieges
des göttlichen
Kanzel von Groppoli. Wortes über

den Teufel.

Unser größtes Interesse erregen die
! R e l i e f d a r st e l l n n g e n der Kanzel:
Auf der vorderen Schmalseite, wo die Stiege
heraufkommt, ist kein Relief angebracht.
> Auf der Hinteren (westlichen) Schmalseite
dagegen sehen wir zwei Reliesdarstellungen,
welche durch die Einfassung der Reliefs
I getrennt werden. Unten in der Dritte
l zwischen beiden Darstellungen erblickt
j man die große Fratze (Kopf) Satans, an
j der noch Spuren der Bemalung besonders
! an den Augen und an der Zunge zu
| entdecken sind. Auf derselben standen, wre
 
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