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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 6
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Beßler, Josef: Die Kanzeln Toskanas aus dem 12. und 13. Jahrhundert, [1]: kunstgeschichtliche Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0062

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53

<gcuib eines ziemlich unvermögenden Stein-
metzen. Das ist auch die Ansicht von
Schmarsow, der in dem Meister einen
geringen, nach hergebrachten Kompositionen
und altüberlieferten byzantinischen (?) Vor-
lagen arbeitenden Handwerker erblickt.
Freilich, ein ganz richtiges Bild bietet die
jetzige Kanzel nicht mehr, weil die Be-
malung der Reliefe vergangen ist. Daß
diese bemalt waren, beweisen die schwarz
eingesetzten Augen und andere Kennzeichen.

Die Jahreszahl lesen wir ans der west-

lichen Schmalseite, und es ist das Jahr
1193. Also nur 30 Jahre nach der
Kanzel von S. Gennaro, welche noch
gar keine Reliefdarstellungen aufweist, ist
diese Kanzel gemacht worden. Mag rinn
auch, wie Burkhardt sagt (380), dieses Werk
durch seine äußerst plumpen Skulpturen
auf fallen, es bedeutet doch nach meiner
Ansicht einen großen Fortschritt gegen-
über der Kanzel von S. Gennaro. Der
Meister hat, wenn auch nicht mit großem
Geschick, einerr neuen Weg eingeschlagen,
der wohl riicht von ihm gefunden worden,

aber doch begangen worden ist. Sicher-
lich gab es in den Städten Toskanas
noch manche Kanzeln vorr dieser Art, die
jetzt verschivnnden sind. Einige, welche
schon einen Fortschritt gegenüber der von
Groppoli bedeuten, sind auf uns gekommen,
so vor allein die in S. Leonardo in
Arcetri bei Florenz, die nun im folgen-
den auf Grund einer eingehenden italie-
riischen Studie beschrieben werden soll.

3. Die Kanzel in San Leonardo
in Arcetri bei Florenz.

Diese Karizel starrd
ursprünglich in der
nnnrnehr zerstörten
Basilika S. Piero
Scherragio beim Pa-
lazzo vecehio in Flo-
renz. Im Jahre 1782
wnrde die dort be-
findliche Kanzel in
der Kirche di San
Leonardo in Arcetri
vor der Porta S.
Giorgio, etwa 10 Mi-
nnten vonFlorenzent-
sernt, aufgestellt. Tie
Ausstellung aber,
welche unter dem
Pfarrer Giovanni
Batlista Gheri er-
folgte, wnrde, wie
der Verfasser der Mo-
nographie Odoardo
H. Giglioli mit Recht
sagt, unerfahrenen
Händen anvertraut,
welche keine Rücksicht
auf die Inschrift und
die richtige Anord-
nung der Darstel-
lungen nahmen. Es herrscht in der Zusam-
menstellnng eine große Unordnung. Die
Kanzel hatte unter der Uebertragnng und
Neuaufstellung viel zu leiden. So ging die
Einrahmung des Relief: Geburt Christi, der
Fries über den Säulen verloren, ja so-
gar zwei Reliefs sind vollständig ver-
schwunden, welche die frühere freie vierte
Seite schniückten. Die Kanzel steht jetzt
an die südliche Wand der Kirche ange-
lehnt; aber ursprünglich stand sie sicher-
lich losgelöst von der Wand und frei auf
vier Säulen. Von den alten vier Säulen

Kanzelrelief von Arcetri.
 
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