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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 8
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Die Grabdenkmäler der Herren von Speth aus drei Jahrhunderten in der Pfarrkirche zu Zwiefaltendorf, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0080

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71

eine Urkunde von 1441 Burg und Dorf
Zwivalten dem Albrecht Speth, von den
Grafen Ludwig und Ulrich von Württem-
berg erst verpfändet, dann verkauft, ziE).
Den Beinamen oder Uebernamen Speth
(Ulrich der Spät, Ulrich und Dietrich
die Späten^) behielt die Familie auch
dann noch bei, als es längst Sitte ge-
worden war, sich nach deur Namen von
Burgen §u schreiben, und später, urkund-
lich 1520, kam der Naure der Bitrg zu
diesem vom Burguameu nicht mehr ver-
drängten Familieubeiuameu hinzu; so
schrieb sich Dietrich, wie es scheint zum
erstenmal: „Speth von Zwiefalten". Ob
der wohl älteste beitrkuudete Speth, der
in einem Schutzbries Eberhards uoit Würt-
temberg für das Kloster Lorch im Jahre
1291 genannte Volricus dictus Spete3J,
später württembergischer Bogt in Urach,
um 1300, auch zu tluserm Geschlecht
als Ahnherr gehört, dürfte wohl anzu-
uehmeu fein. Auch Pfaff in seinen hand-
schriftlichen Negestench glaubt, der Name
Spät sei ohne Zweifel ein Zuname, nach deur
Baller Lexikon entweder von dem späten
Besuch eines Turniers durch die zuerst
Kayb genannten Herrn, oder weil ein
Kayb mit seiner betagten Gattin noch
zwei Söhne zeugte, die daun Spät ge-
nannt wurden. Allein trotz der nnbestreit-
bareu Stammverivaudtschaft beider Ge-
schlechter können die Kayb nicht der äl-
tere Zweig sein, da sie erst nach den
Speth anftrelen.

Bon bedeutenden Vertretern des
Spethscheu Adelsgeschlechtes ist vor
allen Dietrich Speth zu nennen,
dessen Burg 1517 von Herzog Ulrich
von Württemberg ans Eifersucht über-
fallen und mit bent halben Dorf zer-
stört wurde, dessen Besitzungen später

y S. Memminger, Beschreibung des Ober-
aints Niedliugen, S. 253.

2) In einer gedruckten Geschlechtstafel
kommt ein Glied der Familie mit dem gegen-
teiligen Beinamen „Conrad genannt Früeauff"
vor. Diesen von Memminger angeführten Stamm-
baum konnte ich nirgends erhalten. Nur in
Pfaffs handschriftlichen Regesten zur Geschichte
des württembergischen Adels in der Kgl. Lan-
desbibliothek (IV. D) ist ein nicht ganz ein-
wandfreier Stammbaum ausgezeichnet.

3) S. Besold, Documenta rediviva I 734.

*) D. f. 367,

nach Ulrichs Rückkehr 1534 sogar ganz
von ihm in Besitz genommen wurden.
Erst nach Ulrichs Tod kamen 1550 die
Spethscheu Güter wieder an die Familie
zurück. Wilhelm Dietrich Speth, dessen
Grabmal im Chor der Kirche steht
und dessen Nachkommen sich auf einer
unten beschriebenen Votivtafel verewigt
haben, machle 1599 ein Testament, worin
er mit Uebergehung seiner Gemahlin
Susanne, die ihn seit 15 Jahren ver-
lassen und ganz verkleinerlich ansgeschrien
habe, sowie seiner Söhne seinen Bruder
Ulrich zu Marchtal zum Universalerben
einsetzte. Als Bundesgenossen im Kampf
mit seinen Widerstand leistenden Söhnen
gewann Wilhelm Dietrich Speth Herzog
Friedrich von Württemberg, der gegen
Belehnung mit einem Viertel des Markl-
sleckens die Spethscheu Güter mit be-
waffneter Hand einnahm. Im Jahre
1651 wurde das Testament nach den
Lehensakten für nichtig erklärt, dafür
mußten die Söhne die Hälfte des Markts
Zwiefalten an Württemberg zu Lehen
geben, ein Lehensverband, der erst 1809
abgelöst wurde ch.

Weitere Anfstellnngen geben nur ar-
chivalische Notizen. Einige Originalnrknn-
den fanden sich in der Psarr-Negistralnr
zu Zwiefaltendorf, deren Publikation an
anderem Ort erfolgt* 2); ein Stammbaum
der weitverzweigten Familie ist selbst Fa-
miliengliedern nicht bekannt; nur ans
später Zeit und über einige wenige Ge-
nerationen ist eine Stammtafel und eine
Ahnenprobe, kalligraphisch bedeutsam, im
Archiv in Ulm und in Zwiefaltendorf er-
halten.

Das Wappenbild, das auf nnsern
Denkmälern immer wiederkehrt, wurde
früher und zum Teil heute noch in der
Literatur als S ch l ü s s e l oder Dietrich
angesprochen, so noch in dem älteren genea-
logischen Hauptwerk von E. v. der
Becke-Klüchtzner3). Indes ist es nach neueren
heraldischen Forschungen und geschicht-
lichen Liedern als das sägenartig gezähnte

0 Meiuminger S. 255.

1 Herrn Pfarrer Schmucker sei für seine
Mühewaltung hier Dank gesagt.

3) Adel des Königreichs Württemberg, 1879,
S. 180 f.
 
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