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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 8
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Mielert, Fritz: Der Dom zu Leon in Spanien
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0086

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Domes, der auf mich, nachdem ich alle
berühmten Kathedralen Spaniens kennen
gelernt hatte, also mit schönen und ge-
waltigen Eindrücken nahezu übersättigt
war, trotzdem noch eine tiefe Wirkung
ausübte, einer kleinen Würdigung zu
unterziehen. Man sagt, daß der Dom
zu Leon diejenigen zu Toledo, Sevilla,
Barzelona und Burgos an Feinheit über-
treffe, intb das ist tatsächlich der Fall.
Worin er sie außerdem übertrifft, ist die
Einheit der Wirkung des Anßenbaues,
welcher den ursprünglichen, d. h. den go-
tischen Charakter viel reiner zeigt als die

uietrisch aus einem Guß und voller Dust
wie ein meisterhaftes Gedicht.

Drei prachtvolle Fassaden präsentieren
das Aeußere. Die Hanptsassade liegt
nach Westen und ist größer und stattlicher
als die anderen. Von zwei ungleichen
Türmen flankiert, steigt sie in drei, aus
verschiedenen Zeiten stammenden Geschossen
anst die aber alle leicht und elegant wir-
ken. Alle sind charakteristisch durch die
durchbrochene Arbeit der Brüstungen,
Sockel und Pyramiden, die mit Zacken-
werk eingefaßt sind. Einen Hanptschmnck
besitzt das untere Geschoß in den drei

Kathedrale von Leon (Portal).

andern Dome. Freilich sieht ntait die
verschiedenen Phasen des gotischen Stils
an ihm, was aber nicht verwundern kann,
da seine Vollendung etwa 150 Jahre
(1250—1400) beanspruchte. Nenaissance-
formen mit barocken Anklängen finden
sich fast allein nur an seiner Nordseite,
an die sich der Kreuzgang lehnt; aber sie
bringen hier doch keinen Mißklang her-
vor, sondern vereinen sich mit den go-
tischen zu einem höchst interessanten, wenn
auch seltsamen Bautenbilde. Von ande-
ren Seitelt her betrachtet, erhebt sich der
köstliche Vau in blühender Gotik so sym-

Portalen, von welchen besonders das
mittlere, größte, reich an plastischem
Schmuck ist. Der Pfeiler, der das Haupt-
portal in Hälften gliedert, trägt eine an-
ntutige Jungfrau mit dem Kinde. Das
Giebelfeld des Portals ist in der Haupt-
sache in zwei Teile zerlegt, die beide eine
. Darstellung des Weltgerichts füllt. Im
oberen größeren Feld sehen mir die in
ziemlich starker Derbheit lnodellierte Figur
des thronenden Wellenrichters, umgeben
voll vier nligleich anlnlltigeren Engeln.
Das untere Feld, das gegen das obere
durch einen sehr zierlichen, spitzengewebe-
 
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