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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 9
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Die Grabdenkmäler der Herren von Speth aus drei Jahrhunderten in der Pfarrkirche zu Zwiefaltendorf, [2]
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Neuere Entdeckungen auf dem Gebiete der syrischen Kirchenarchitektur, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0093

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84

Waudtaberuakelcheu mit Eisengitter,
flankiert von zwei zinnengeschmückten Halb-
rundtürmchen, gekrönt vom krabbenbesetz-
ten Wimperg, darin das Antlitz Christi
auf dent Schweißtuch. Der Altar ist
leider spurlos verschwunden, ebenso wie
das Dorsal des Chorgestühls, dessen Bänke
sehr einfach und schmucklos, außer den
Säulcheu an den Wangenstücken, geblieben
sind, nebst der Inschrift, die den unschätz-
baren Verlust für alle Zeilen schmerzlich
verkündigen soll: „jörg tyrlin 1499" ist
heute noch auf einem der fünf Sitze auf
der Evangelienseite zu lesen. Wohin die
abgenommenen Nücklehnen gekommen sind,
darüber ist weder mündliche noch schrift-
liche Tradition vorhanden. Habent
sua fata cancelli! Wahrscheinlich ge-
hörtet! zu dem gotischen Altar, der wie
der neue Marmousche wohl auch ein
Flügelaltar war und demnach keiner von
geringen! Umfang, die wundervolle
überlebensgroße Madonna in der 1509
gebauten Marienkapelle auf der Höhe
gegenüber dein Dorf, und die in Haltung
und Gewand ebenfalls wundervolle Gruppe
St. Anna selbdritt, die jetzt im Schiff
auf einem Postament, allzu modern ge-
faßt, aufgestellt ist. Nur von dem bis
1883 erhaltenen Renaissancealtar haben
wir durch Anfzeichnnngeu des verstorbenen
Lehrers Haible Kunde. Danach war
zwischen dein Hauptaltarbild Mariä Him-
tuelfahrt und kleinerem Oberlnld Krönung
Mariä die Jahrzahl MDCXXIII zu
sehen, und in der Pfarrchronik ist eine
kleine Originalanfzeichnung von einigen
Zeilen über den Schreiner Votier von
Zwiefalten, den Meister des Altars, und
die Teurung von 1623 erhalten. Das
Bild des hl. Erzengels Michael und der
hl. Margarete, der zwei Patrone der
Kirche, flankierte die Darstellung der
Assumptio B. M. V., wohl Sta-
tuen, nreht Geuiälde, was in der Aus-
zeichnung anzugeben vergessen ward. Für
die Geschichte des bekanntlich in Zwie-
falten frühgeübten Kultus Z. Gordis
ffesrr bemerkenswert dürfte die Angabe
lern, wonach zuoberst auf deui bis zun!
Gewölbe reichenden Hochaltar ein Bild
des Herzens Jesu mit der Dornenkrone
und drei Nägeln, von Engeln gehalten,
zu sehen war.

Noch bedeutsamer für die Geschichte
der einstigen Patronatsfamilie und deren
Zusammenhang mit unseren Epitaphien
scheint mir die Notierung einer Inschrift
zu sein, die auf der Rückwand des al-
ten Hochaltars, 1883 durch einen nen-
gotischeu Flügelaltar ersetzten Renaissance-
bauwerks, über der Mensa einst angebracht
war. Sie sei aus dem vergänglichen
Manuskript der Nachwelt überliefert zu
Nutz uud Froniiueu der Geschichte und
zur Ehre der hohen Stifterfamilie:
Anno Domini MDCXXV ad omni-
potentis Dei gloriam et beatissimae
virginis Mariae, sanctissimorum Mi-
chaelis et Margarithae, hujus ec-
clesiae patronorum ad sempiternum
praesidium necnon Caelitium reli-
quorum et omnium laudem ac glo-
riam hanc aram nobilis ille ac stre-
nus dominus Georgiers Theodoricus
Spet ab et in Zwiefaltachensi vico
aedificari atque huc poni curavit.

lieber dieser Jnschrqt sei eine Ab-
bildung (Votivgemälde oder Votivrelief?)
von drei Rittern uud einem Knaben links,
rechts vier Frauen und drei Kinder, zu
sehen gewesen mit den Namen: Georg
Wilhelnr (Knabe), Georg Dietrich, Haus
Ulrich, Wilhelnr Dietrich von uud zu
Zwiefalten (links) und Margaretha, Mar-
garetha, Ursula (Kinder); Anna, Mar-
garetha, Johanna, Sufauua Spetiu von
Zwiefalten, geborene von Steinegg (rechts).
Wohin mag dieses Votivbild sich verirrt
haben? (Fortsetzung folgt.)

Neuere Entdeckungen auf dem Ge-
biete der syrischen Airchenarchitektur.

Das Referat, das wir im vorigen
Jahrgang des „Archiv für christl. Kunst"
im Anschluß an Strzygomskis weitaus-
schanende Hypothese über die Bedeutung
des Ostens für die Entwicklung der christ-
lichen Kunst gaben, ließ erkennen, welch her-
vorragende Stellung dabei besonders der
sy r i s ch e u Kunst einzuräumen ist. Unsere
ganze Auffassung von der Entwicklung
der altchristlichen Kunst ist im Begriff,
auf eine andere Grundlage gestellt oder
jedenfalls bedeutend inodifiziert zu wer-
den. Schon die französtscheu Unter-
suchungen über die Architektur Syriens,
 
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