Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

DOI Heft:
Nr. 11
DOI Artikel:
Neuere Entdeckungen auf dem Gebiete der syrischen Kirchenarchitektur, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0115

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
werten auf quadratischem Grundriß. Au
diesen stößt ein größeres Gebäude von
mehreren Abteilungen, welches offenbar
als Haus des Bischofs und der Kleriker
zu deuten ist. Bin in und Vtirsa bieten
keine außerordentlichen Abweichungen vom
syrischen Stil des 5. Jahrhunderts.

3. Die syrischen Kirchen des
6. Jahrhunderts.

Das 6. Jahrhundert brachte die Voll-
endung und Ausgestaltung all der Archi-
teklurmotive, welche bisher vorbereitet
waren. Zugleich entstanden hier die
mächtigen und klassischen Kirchenbauten
Syriens, wie die Kirche des hl. Simeon
Stylites §u KalLt Siman, die ge-
waltigen Kirchen zu Kalb Lanzeh, Der
Termanin, Bankusa unb Bnweha: es
ist das Jahrhundert der höchsten Blüte
östlicher Bauweise, der Triumphe des
syrischen und byzantinischen Kirchenbaus.
— Die Umgestaltung des Grnndplanes
beschränkt sich auf einige kleinere Aende-
rungen in der Form der Apsis und in
dem Schema der Verhältnisse: die Apsis
wird oft über das Rechteck des Grund-
risses herausgeführt, d. h. über Prothesis
und Diakonikon hinaus. Auch die poly-
gouale Apsis fehlt nicht ganz; der Außen-
dekoration wird das Augenmerk zngewendet.
Die Verhältnisse des Grundrisses sind
meist 4 : 3, unb zwar in den meisteil
Kirchen mit halbkreisförmiger Apsis. In
jenen mit gradlinigem Abschluß kehrt das
Verhältnis voll 3: 2 wieder. Die Maß-
einheit ist nicht lllehr die alte, 0,656 m,
sondern der neue Fuß — 0,37 m, also
etwa 2i 3 der alten Maßeinheit.

Auch das Schiss erfährt mancherlei
Wandlungen: Erweiterung der Bogen-
spallnweite unb entsprechende Reduktion
ihrer Zahl; anitatt der Säulen finden
wir jetzt Pfeiler von doppelter Form:
rechteckig unb kreuzförmig. Die größeren
Kirchen erhalten durchweg eineil Säulen-
vorbau (Portikus oder Rarthex). — Rene
Dekoratioilsnlittet treten an Stelle
der bisher üblichen, unb gerade sie geben
der nordsyrischen kirchlichen Baukunst des
6. Jahrhunderts ihr eigenartiges Gepräge.
Sie sind oft so reizvoll, daß auch die
heutige Kirchenbaukunst manch glückliche
Dekorationssornl wieder ans der syrischen

Kunst beiziehen konnte. Beachtenswert ist
die Enlwicklnng der Dekorationssormen zu
eü,ein ungewöhnlichen Reichtnm: an Fen-
stern, Portalen, Kapitälen, Gesimsen unb
dergleichen. Die Pilaster erhalten gleich-
falls Ornamentation, werden kanneliert
und erhalten Kapitäle, die alls dem
korinthischen Stil entwickelt sind.

Viltler hebt nun besonders hervor,
daß die Architekten dieser Kirchengebäude
des 6. Jahrhunderts nichts mit dem
europäischen byzantinischen Stil zu tun
haben und tu ihrer Art sich von den
Justinianischen Architekten — Anthemios
und Jsidoros, die Erbauer der Hagia
Sophia sind die bedeutendsten — wohl
unterscheiden, und zwar durch ihre spezi-
fisch architektonischen Schönheiten, beit
edlen Proportionen unb den Dekorations-
formen.

Die grandiose Kirche von K a l ä t
©imäit, dem hl. Simeon Stylites
geweiht, gehört zu den wichtigsten und
imposantesten Kirchenbauten des 6. Jahr-
hunderts in ganz Syrien: im Grunde
genommen haben wir dabei vier dreischiffige,
zll einem großen Kreuz im Achteck ver-
einigte und so einen ungeheuren Zentral-
bau bildende Basiliken vor uns, an welche
sich die Klosterbanten anschlossen. Die
östliche Basilika, die zugleich etwas länger
ist als die andern, hat drei Apsiden.
Prothesis und Diakonikuin erscheinen nnn-
mehr außerhalb des Grilndplanes als
eigeiltliche Seitenbauten, die in die Seiten-
schiffe herein münden. (Daran schließt
sich noch eine weitere kleine Basilika des
5. Jahrhunderts.) Die Innendekoration
ist ungewöhnlich reich.

Rur kllrz genannt seien noch die Kirchen
zu Bakirha (501 n. Ehr.), Der Seta, die
Südkirche zll Banknsa und Termanin,
Arshin.

Die Kirche von Khirbit Hasan vonl
Jahr 507 hat das Merkwürdige, daß sie
geraden Chorabschluß anfweist; ebenso die
Kirche des hl. Sergius vom Jahr 537
zu Dar Kita. Bemerkenswert sind die
Basiliken von Behyo, Dehes Bamukka,
Bakirha, Dar Kita (Trinitätskirche),
Kokanaya, Khurebat, Kirbit Tezin, Kefr
Kila, Babiska, Ksedybeh, Haß, Kalb
Lanzeh, Rnweha, Djnwaniyeh, Bettir,
 
Annotationen