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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

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Nr. 11
DOI Artikel:
Neuere Entdeckungen auf dem Gebiete der syrischen Kirchenarchitektur, [3]
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Die Grabdenkmäler der Herren von Speth aus drei Jahrhunderten in der Pfarrkirche zu Zwiefaltendorf, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0116

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107

Bashmishli und dazu fonimt noch eilte
Reihe kleinerer Kapellen.

Schon diese bloße Nameuauszählung
zeigt nicht nur, wie ergebnisreich für die
Geschichte der kirchlichen Architektur Rord-
syrieus die amerikanische Expedition war,
sondern vor allem auch, wie ungemein
reich an kirchlichen Bauwerken der alt-
christlichen Zeit Syrien ist. Nur von
einigen wenigen — den bedeutendsten —
sei noch kurz die Rede. (Schluß folgt.)

Die Grabdenkmäler der Herren
von Q>petb ans drei Jahrhunderten
in der Pfarrkirche zu Zwiefaltendorf.

Von R. R. A.

(Fortsetzung.)

Das Relief stellt Christus dar, am
Kreuze stehend wie angelehnt, seine Arme ans
das Haupt des Ritters und der Edelsran
legend — eilte ergreifende Szene, lieber
dieser Gruppe schwebt Gott Vater im
Brustbild in den Wolken, die Krone ans
dem Haupt, die Weltkugel mit Kreuz
darauf in der Hand, mit fliegendem Ge-
wand, Bart und Haupthaar. Zu beiden
Seiten umgibt Gott Vater je ein ganz
nackter Engel: der links trägt in der
linken Hand die Geißel, in der rechten
ein Rutenbündel; der Engel zur Rechlen
Gott Vaters schwingt, ganz wagrecht in
die Ecke hineinkomponiert, mit der Rechten
Mopsteugel und Lanze, mit der Linken
drei Nägel vom Kreuze, also eine ganze
Sammlung der „Waffen Christi". Un-
mittelbar unter der durch Halbkreis und
Radius in Zonen eiugeteilteu Weltkugel
schwebt die Taube, nahe der gleich sich
anschließenden Jnschrifttafel I. N. R. I.
über dem Kreuz Christi sitzend. Die
ganze Breite der Rische füllt dann der
Querbalken der Crux immissa aus, au
welcher der dorueugekrönte Heiland lehnt
oder steht, ein in dieser Art selten begeg-
nendes Bild. Der Ausdruck der Ergebung
spiegelt sich im Dulderautlitz; die Glorie
des Siegers über Tod und Teufel sym-
bolisiert das Riedertreteu der Schlange,
dies zu des^Heilands Füßen sich krümmt.
Erlösermacht und Erlöserliebe hat ihren
wundervollsten' Ausdruck gefunden in der
nicht so häufig in Bild und Original
wiedergefuudeueu Geste der Haudanf-

legung des Gekreuzigten si. Christus
legt die Rechte auf den Ritter zur Linken,
seine linke Hand ans die Edelfrau zur
Rechten.

Weitere drei Engeleiu sind in den
Dienst des voin Kreuz herabsteigendeu
Erlösers gestellt. Nur der mittlere dersel-
ben ist bekleidet; er hält in der Rechten
den Kelch mit Hostie, auf der das Mono-
gramiit Christi I. H. S. eiugeprägt er-
scheint, mit der Linken stützt er die Geißel-
säule, die ihn an Größe zu übertreffen
scheint. Der zweite in der äußersten
linken Ecke hält mit beiden Händen die
oberen zusantmengerafflen Enden eines
großen Tuches, wohl des Leichentuchs.
Der reizend formierte Putt» zur Rechten
hilft mit der einen Hand die Geißelsäule
seinem schwachen Mitgenosseu stützen, die
andere hält den rechten Zipfel des den
Hintergrund bildenoen Tuchs um den Ge-
kreuzigten.

Leben und Bewegung beherrscht so die
obere Hälfte des Monuments, Leben in
der Haltttng der Gestalten, Leben im
Antlitz der Figuren, das alles von der
oberen Milte des Feldes ausströmt.

Mehr Ruhe, die Ruhe nach vollendeteiu
Kamps, die Ruhe des Sieges atmet
die untere Partie, in welcher der tote
Heiland seine Hände „mildiglich" aus-
breitet über die Toten: ein ziemlich be-
jahrter Rit t e r mit reich^ornameutierter,
bis ins Einzelste und Kleinste aus-
gearbeiteter Rüstung kniet mit gefalteten
Händen auf einem Löwen, au der Linken
trägt er das lauge Schwert, zttr Rechten
hängt ein kleiner Dolch; um die rechte
Schulter ist eine breite Kette geschlungen.
Das Gesicht ist kräftig entwickelt, fast
: häßlich breit und massig, von starkem
Haupthaar, Bart und Halskrause uin-
rahmt. Zu den Füßeu/ruht der Helnt
mit offenem Visier.

Sein „lieblich Gemahel" kniet gegenüber
ans einem Lamm, die zarte Edelsran
mit Haube, Halskrause, dicken, pausch-
ärmeligem, parallel faltigem Gewand, den
Rosenkranz mit Medaillon um die ge-

*) Ein seltenes Gegenstück bildet das Grab-
mal des Hans Erhard von Hornstein in Weiter-
dingen: Maria legt die Hand ans das Hanpt
des Ritters. Auf Bildern zu Ennetach u. a.
stützen Maria und Johannes Jesu Arme.
 
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