Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Your session has expired. A new one has started.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 30.1912

DOI issue:
Nr. 12
DOI article:
Die Grabdenkmäler der Herren von Speth aus drei Jahrhunderten in der Pfarrkirche zu Zwiefaltendorf, [5]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16252#0125

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
116

Künstlermarke, ein Steinmetzzeichen H.

YS. Das gleiche Zeichen, geirennt
von der übrigen Epitaphinschrift,
findet sich, auch von Haible
nicht gesehen noch ausgezeichnet,
auf denl gegenüberstehenden großen Grab-
denkmal des Haus Eittel Speth. Wie
unten im Zusammenhang mit diesem
zweiten -Meisterwerk in der Zwiefalten-
dorfer Kirche und anderen ebenso signier-
ten Epitaphien nachgewiesen werden soll,
ist es das Zeichen des Ulmer K linst -
l e r s Hans Schalter.

Ein viertes Schriftband zieht sich voll
der Mitte des Reliefs von links nach
rechts unter den rechten Arm Christi auf
den Krenzesquerbalken im Bogen unter
dem Kreuzestitel unter dem linken Arm
Christi durch, auch seinerseits die Ver-
bindung der beiden durch die Erlöser-
gestalt ■ geschiedenen Porträtfignren her-
stellend :

„O grundlose barmhertzigkeit
Bist vns gnedig in Ewigkeit."

Eine fünfte, biographischen Inhalts,
war jedenfalls an bem unteren Sockel
angebracht, ist jetzt aber leider spurlos
verschwunden und mit ibr auch die Kennt-
nis des Namens der Tote». Vergoldet
sind an diesem Relief: Krone, Weltkugel
von Gott Vater, der Schopf der Taube,
der Nimbus von Christus, der Kelch mit
Hostie; am Ritter Kette, Schwert und
Dolch an Spitze und Knaus, Säume der
Gewandung, Helm uub Löwe.

Wen das schöne Grabmal darstellen
soll, darüber gibt keine Inschrift Auf-
schluß. Der Sockel unter dem Relief
ist doch noch zu erkennen, Spuren einer
Inschrift und von Wappen ergab eine
genaue Untersuchung hinter den Bänken,
deren Aufstellung den Sockel ganz be-
schädigt hat. In der unteren rechten
Ecke ist noch ein Wappenschild mit Helm-
zier zu erkennen und nach Griff, allem nach
drei Ringe, also das Reippergsche Wappen
§u vermuten, wie oben am Pilaster.

So können wir an^ den ans einer
demnächst publizierten Zwiefaltendorfer
Originalurkunde näher bekannt gewor-
denen Dietrich Speth denken, dessen Ge-
mahlin Agatha eine Reippergwar. Diet-
rich Speth starb 1536, Agatha von
Reipperg 1533. Dafür sprechen auch die

arr beu beiden Pilastern zu oberst an-
gebrachten Wappen: Speth und Reipberg.
Deren Grabniäler befanden sich nach den
schon angeführten handschriftlichen Notizen
Gabelkovers außerhalb der Kirche links
vor bem Eingang, müßten also später in
die Kirche selbst besseren Schutzes wegen
oder nach Abbruch des „Vorzeichens" ge-
bracht worden fein. Nur müßten wir
wegen des Bildhauerzeichens eine geratline
Zeit nach beider Tod für Ausführung
und Aufstellung des Monuments von der
Hand Hans Schalters alniehmen. Theodor
Schön, der diese Notiz kurz verwertet hat,
scheirit unser Epitaph für das von Gabel-
kover gesehene annehmen §u wollen Z.
Der Zeit des Künstlers näher stände die
Ausführung eines Grabmals für Ulrich
und Ursula Speth (f 1549, 1586), das
Gabelkover erwähnt.

Das in der handschriftlichen Notiz der
„Collecta" erwähnte Votivbild, das sich
nach Haibles Beschreibung auf der Rück-
lvand des alten Hochaltars, eines 1883 ent-
fernten Renaissancealtars, befunden haben
soll, hat sich geraume Zeit nach Ab-
fassung des Artikels über die Speth-
schen Grabdenknräler, gerade vor Er-
scheinen der neuen Nummer des „Ar-
chivs"^) doch noch gefunden. Herr Dr.
Rudolf Fahr. von Bodman in Zwiefnlten-
dvls ließ Herbst 1912 eine von ihm
erworbene Holztafel mit Darstellung
Spethscher Familienglieder restaurieren,
uub persönliche Einsichtnahme ergab als-
bald die Identität des Originals mit der
in der Pfarreibeschreibung angeführten
TaseU). Dieselbe kann jedoch kaum als
Antependinm gedient haben, eher noch
als Predella bezw. Altaranfsatzstück wegen
der Anordnung der einzelnen Teile und
der Alittelöffnnng. Bescheidenheit der
Stifter oder spätere, weniger pietätvolle
Versetzung mag der Tafel den Platz
hinter dem Altar angewiesen haben. Für
den Stammbaum der Herren von Speth
dürften die zehn wohlerhaltenen Porträte
von Wert sein.

Zur Linken der hohen, rechteckigen
Oesfnnng des ca. 3 m breiten und 1 m

9 „Archiv für chrisü. Kunst", 1897, S. 91.

9 s. obrn S. 84.

s) Herrn Pfarrer Schmucker in Zmiesaltendorf
verdanke ich die gefl. Mitteilung des Befunds.
 
Annotationen