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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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Nr. 1
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Pfeffer, Albert: Die frühromanische Holzdecke von Balingen, [1]
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Baur, Ludwig: Die Baptisterien im altchristlichen Syrien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0009

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4

weise ist die Szene so zu deuten, daß
Christus deu am Boden knieenden Knecht
wieder heilt. Besonders gut erhalten
und ganz unberührt sind die Hände des
Knechtes.

Eingefaßt ist die Szene ans einer Seite
von einer sehr breiten, dreifachen, unge-
mein reich und vornehm wirkenden orna-
mentalen Bordüre. Die äußeren Streifen
sind schmal und bunt ornamentiert, der
mittlere breite setzt sich aus frühromanischen
Ranken zusammen, die in charakteristischen
eingekerbten und eingerollten Blättern
endigen, die sich aus dem antiken Akan-
thusblatt entwickelt Habens.

2. I k o n o g r a p h i s ch e Stellung der
Bilder.

Das zuletzt beschriebene Deckenstück
rührt zweifelsohne von einer Weltgerichts-
darstellung her. Der Gerichtsvorgang ist
gekürzt und auf die geringste zulässige
Fornr gebracht. Ist schon in Burgfelden
der ganze Vorgang in eine Bildzone zu-
sammengedrängt, so ist er an der Balinger
Decke noch vereinfachter und auf deu ge-
ringsten Umfang reduziert. Leider ge-
stattet die bescheidene Größe des Frag-
ments und feine weniger gute Erhaltung
nicht, weitere Schlüsse auf die Form der
ehemaligen Darstellung zu ziehen. Für
die Entwicklungsgeschichte der Weltgerichts-
darstellung wäre das Balinger Bild von
großer Bedeutung gewesen; die zeitliche
Einreihung des Denkmals wäre mit ein
Gutes erleichtert worden. Die Decke
mit der Gerichtsdarstellnng überspannte
wohl nicht das Hauptschiff, sondern wahr-
scheinlich den quadratischen Chorraum;
schon die Bordüre hat eine andere Breite
und anderen Ban als das der Schiff-
decke angehörige andere Fragment. Der
Chorraum schloß wahrscheinlich gerad-
wandig ab, wie in Reichenau-Oberzell und
in Burgfelden. Sonst war in den früh-
romanischen Kirchen mit einer gewissen
Regelmäßigkeit die Darstellung der Maje-

Die Anfänge dieses gekerbten und ein-
gerollten, umgebogenen Blattornaments stnden
sich schon in den karolingischen und ottonischen
Handschrütinitialen, so z. B. im Sakramental
der Aationalbibliothek in Florenz, Reichenauer
Provenienz (Hasetoffund Sauerland, Der Psalter
Erzbischofs Egbert von Trier. Trier (1901),
Tafel 60, 4)ch

stas Domini für die Apside oder Chor-
wand Vorbehalten. Nur von der Abtei-
kirche St. Emerain in Regensburg ist
uns aus deu überlieferten Titnli bekannt,
daß die Majestas Domini an die Holz-
decke des Choiqnadrats gemalt war (aus
der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts)^).

(Fortsetzung folgt.)

Die Baptisterien im altchristlichen
Syrien.

Besprochen von Prof. Or. L. B aur, Tübingen.

Das Rituale romanum schreibt iu
allgemein verbindlicher Weise vor, daß
für die Spendung des heiligen Sakra-
ments der Taufe au einem würdigen Ort,
in einer entsprechend dezenten Form und
aus gediegeneiu Matertal etn „Bap-
tisterium" vorhanden sein solle, das ge-
nügend Wasser fassen könne: „Bap-

tisterium sit in decenti loco et forma
et materiaque solida, quae aquam
bene contineat"* 2).

Diese Vorschrift entspricht nur dem
christlichen Empfinden, wie es sich bereits
in der altchristlichen Zeit bekundete: schon
sehr frühe hatte man angefangen, der
Spendung des Sakraments der Taufe
eine der janua sacramentorum wür-
dige architektonische, künstlerische Um-
rahmung zu gebench. Es ist selbstverständ-
lich, daß sich in den ersten Anfängen des
Christentums die Spendung der christ-
lichen Taufe nicht selten in Flüssen,
Teichen, im Meere, oder in den Bade-
räumen christlicher Häuser vollzog. Allein
das Gefühl für die Heiligkeit der Hand-
lung und dementsprechend für die Erfor-
dernisse der Dezenz, sodann die Form
des Taufritus durch Untertaucheu und
die oft große Anzahl der an deu Tauf-
terminen zu Tausenden führte allsbald
das Bedürfnis nach großen und ge-
schlossenen Räumen herbei, in welchen man
ungestört die Taufhandlung in dezenter

q Zeitschrift für christliche Kunst, 15 (1902),
205 ff.

2) Der Begriff „Baptisterium" ist hier nicht
im architektonischen Sinn genommen, sondern
bedeutet das Taufbecken.

s) Belege dafür sind bei F. X. Kraus,
R.-E. II, 839 zu finden. Ebenso bei Leclen;q
im Dictionnaire d’arddologie chretienne II
382 ff.
 
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