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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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Nr. 2
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Pfeffer, Albert: Die frühromanische Holzdecke von Balingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0020

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kserausgegebeu und redigiert von Universitäts-Professor Or. L. Bciur in Tübingen.
(Eigentum des Rottenburger Diözefan-Kuustvereius;
Roinmiffions-Verlag und Druck der Rktien-Gesellschaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshandlung
Akt. - Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. '

Die frühromanische Bolzdecke von
Balingen.

Von Pfarrer Pfeffer, Lautlingen.
(Fortsetzung.)

Die Darstellling der Weltgerichtsszene
an der Holzdecke bedeutet eine Weiter-
bildung des in der karolingischen und
oltonischen Kunst allgemein herrschenden
Schemas').

Die drei Darstellungen auf bent anderen
Deckenfragment gehören einem ursprüng-
lich umfangreichen neutestamentlicheli Zyklus
all, der einft die Schiffdecke der ältesten
Valinger Pfarrkirche schmückte. DieFuß-
waschung stellt den Moment dar, da
Christus am Bodell kniet und dem steheliden
Petrus ill einem runden Waschgefäß die
Füße wascht. Das runde Waschbecken
findet sich als ständiges Requisit auf den
Bildern der Fußwaschung. Die bildliche
Darstellung der Szene beginnt auf drei
Sarkophagen der altchristlichen Zeit-) und
iiil Codex Rossanensisff (zirka 500 im
Orient entstallden), nnb wird in der by-
zantinischen mid abendländischen Kilust
lnit einer gewissen Regelmäßigkeit der
Komposition dargestellt ;üi der karolingischen
nnb oltonischen Kunst findet sich die Szene
häufig. Der Typus ist nach Haseloff
vonl Orient in das Abendland gekommen,
wo er sich tief eingebürgert hat nnb

*) Während der Restaurationsarbeiten im
Sommer 1912 ließ es sich nicht ermöglichen, den
Chorfundamenten der ursprünglichen frühromani-
schen Kirche nachzugraben und die ursprüngliche
Grnndrißanlage zu bestimmen.

2) Kraus F. X, Geschichte der christlichen
Kunst, II, 1. 296.

8) 1. c. 94.

jahrhundertelang mit geringen Modi-
fikationen Verwendung fand. Aehnlich ist
die Szene ill den Wandbildern der Egino-
kapelle von Reichenau-Niederzell (12. Jahr-
hundert) dargestellt ff.

Der Verrat des Judas und die
Gefallgennahlit e werden scholl ans
dell Mosaiken von S. Apollinare Ruovo
in Raveilna (6. Jahrhundert) in eine
Szene znsammengezogenff. Diese Ver-
kinigulig beider Szenell zu einer Dar-
stellung ist galiz allgeniein üblich bis in
die spätgotische Zeit hinein. Aehnlich
wie an der Valinger Decke ist die Passions-
szene im Codex Egberti (ans dein 10. Jahr-
hilndert) dargeftellt ff. Die weitere Szene,
die wir in dem Sinn zu deuten suchen,
daß Petrus im Begriffe ist, auf den
knieenden Knecht loszuschlagen, findet sich
im Codex von Cambridge (6. Jahrhundert),
ans der Bronzetüre von Pisa (Mitte
II. Jahrh.), im Codex Egberti (Ende
10. Jahrh.), in Evaligeliarien von Gotha
und Breniell, im Malerbuch vom Berge
Athos rc.ff.

3. Konlpositioll ulld Form.

Es ist mißlich, die Valinger Decke nach
der formalen Seite hin zu würdigen;
denn die Kompositionell sind nicht mehr
vollständig; gerade das Wesentliche, die
Köpfe fehlen. Aber auch iu ihreln jetzigen

0 Künstle-Beyerle, Niederzell, 43.

ff Detzel, Ikonographie, I, 358 ff. Beiffel, St.,
Bilder aus der Geschichte der altchristlicheu Kunst
und Liturgie, Abb. S. 159.

ff Codex Egberti, ed. F. X. Kraus, Freiburg,
1894, Tafel 45.

ff Detzel I, 360 f; Kraus II. 1. 302. Kraus,
Codex Egberti, Tafel 45.
 
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