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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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Nr. 2
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Die Grabdenkmäler der Herren von Speth aus drei Jahrhunderten in der Pfarrkirche zu Zwiefaltendorf, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0026

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19

der Frau und Kinder besetzte Graf Eitel
Friedrich vou Zollern im April 1600
Zmiefaltendorf und Ehestelten. Als W i U
hel>n Dietrich 26. Mai beide Orte
wieder einnahm, waren die Bauern alle
verschwunden; als sie einer Aufforderung
zur Rückkehr nicht Folge leisteten, wurden
ihnen auch ihre Weiber und Kinder samt
der fahrenden Habe nachgeschickt. Sie
blieben aber dabei, daß sie den Spelh
als Obrigkeit nicht mehr dulden könnten
unb eher mit Weib und Kind am Bettel-
stab herumziehen wollten. Erst gegen
Ende des Jahres kehrten sie zurück und
setzten es durch, daß ein württembergischer
Vogt die Verwaltung des Dorfes über-
nahm und nur die Ueberschüsse an Speth
ablieferte. Ueber seine Ehehändel ist
schon oben berichtet worden. Pfaff hat
in seinem handschriftlichen Stammbaum
fälschlich Ursula als Gemahlin an-
gegeben. Sie hieß Susanne von Nenneck,
und starb längere Zeit vor ihrem Gatten,
wohl früh vor Leid gebrochen, im Jahre
1603. Nach Oswald Gabelkover fand sie
ebenfalls ihre Ruhestätte in der Kirche
zu Zwiefaltendorf, hinter dem Altar.
Jedoch ist von einem solchen Epitaph
keine Spur mehr zu finden. Seine Söhne
Hans Ulrich (P 14. August 1616 > und
Georg Dietrich (f 1639) starben kinder-
los. Letzterer verkaufte 1629 die obere
Mühle zu Gnndelfingen an Balthasar
Reichlin von Meldegg. Ersterer wird
wohl jener an der Pest verstorbene Diet-
rich sein, der dem Kloster Zwiefalten
sterbend allerlei silberne Kirchengeräte
vermachtes. So fiel Zwiefaltetidorf an
deren Vetter Bernhard Speth zu Unter-
marchtal (f 1663).

Weitere urkundliche Notizen bieten Pfaffs
handschriftliche Regesten* 2). Im Jahre 1598
trägt Wilhelm Dietrich dem Herzog Fried-
rich von Württemberg zu Lehen auf die
Hälfte von Niederzwiefalten, 1599 machte
er ein Testament, dessen Inhalt oben schon
kurz mitgeteilt wurde. Jedoch im Jahre
1615 erklärte der württembergische Lehens-
hof das Testament für nichtig und die
Söhne tragen 10. Juni 1615 nur die

*) Beschreibung des Oberamts Münsingen,
1912, S. 875.

2) S. 407 b.

zweite Hälfte von Niederzwiefalten zu
Lehen.

1600. 11. April: Graf Eitel Fried-

rich von Zollern ermahnt Ulrich Spet, er
solle seinen Bruder Wilhelm Dietrich
nicht in der Widerspenstigkeit gegen den
Kaiser bestärken. Wilhelin Dietrich aber
klagt, der Graf habe ihm Niederzwiefalten
und Ehestetten gewaltsam weggenommen.
20. März erscheint ein kaiserliches Dekret
gegen ihn, und 5. Mai berichtet die schwä-
bische Ritterschaft an seine Gattin Susanne.

Erwähnenswert ist ein anderer Streit-
fall des streitlustigen Ritters nach einem
Regest bei Pfaff (S. 374 6). Wilhelm
Dietrich zu Zwiefalten vertrieb 1564 den
vom Abt und Pfarrer in Zwiefaltendorf
eingesetzten Mönch Jakob Winterfuß und
fetzte dafür einen Weltpriester als Pfarrer
ein. Als der Abt dieseit nicht bestätigen
wollte, zog er die Einkünfte des Klosters
ein. Darüber verklagte ihn der Abt beim
Bischof von Konstanz, aber vergebens
appellierte er an den Erzbischof von
Mainz I.

Der Verfasser der „Württembergischen
Knnstaltertümer"2) oder sein Gewährs-
mann hat nur die erste Zeile mit der
ersten chronologischen Angabe gelesen, und
so ward das Kunstwerk um mindestens
70 Jahre zu früh angesetzt. Es ist nur das
Geburtsjahr und nicht auch das Todesjahr
des dargestellten Ritters beachtet worden,
und dieser Irrtum ist auch in die neueste
Beschreibung des Königreichs Württemberg,
Donankreis^), noch jüngst übergegangen.
Also nicht 1546, sondern 1615 ist als
frühestes Jahr für Stiftung des herr-
lichen, noch in anderer Beziehung beach-
tenswerten Deitkmals anznnehmen.

Die eindrucksvolle Figur Wilhelm
Dietrichs ist im Profilabgebildet, jedenfalls
in Lebensgröße, sie mißt knieend 1,70 m.
Das kräftige, weiterharte Antlitz auf
Gott Vater unb dessen gekreuzigten Sohn
gerichtet, die Hände zum Gebet gefaltet,
auf einem stark, fast fratzenhaft gebildeten,
in der Ecke znfammengekauerten Löwen

') Sulger, Annales Zwiefalt. II, 174. 1577,
1598, 1599, 1600 urkundet er mit seiner Gattin
Susanna.

0 1888, S. 289.

3) IV, S. 488; Sonderabdruck: Oberamt Ried-
lingen, <2.37.
 
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