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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 31.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.16253#0031

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24

zösischen Einflüsse je an ihrer Stelle nuszuschalten,
weist er dem festen Kreis der rheinischen Plastik
neben gewissen Beziehungen zur nürnbergischen
und sächsischen Kunst den größten Einfluß zu,
während Schwaben den geringsten Teil zum Kunst-
können der Bischofsstadt am Main beitrug. Es
ist nicht möglich, die ganze Entwicklung von der
großen Würzburger Bauplastik des 13. Jahrhun-
derts über die weniger faßbaren Stilströmungen
der ersten Hälfte des 14. mit ihrem anfänglich
primitiven, später (1330 -4360) „geschwungenen"
Stil bis zudem sog. „weichen" Stil des 15. Jahr-
hunderts, wenn auch noch so gedrängt, hier ;u
charakterisieren. Der Verfasser hält sich bei den
schwierigen Untersuchungen, zu deren weitsichtiger
Behandlung ihm eine staunensiverte Wissenschaft
der bayerischeil und arrswärtigen Bildnerei zrr
Gebote steht, vor allem auch air die Urkunden,
rvelche die Kleinkunst, die Siegel bieteir. Daraus
schöpft er bestimmte Aufschlüsse über die innere
Chronologie der stilistischen Wandlungen, und
mit überraschender Sicherheit rveiß er die Sprache
dieher verhältnismäßig trockenen Objekte zu deuten
Viele neuen Gesichtspunkte liefern ihm die Grab-
denkmäler, so zwar, daß es ihm gelingt, eine
ganze Künstlergenealogie der Würzburger Grab-
mälerplastik aufzustellen, deren Bedeutung weit
über die Grabplatte selbst hinausreicht. — Nicht
unwesentlich dünkt mich unter anderem nament-
lich ein wissenschaftlicher Erfolg: durch die Nach-
weise für die Freiheit der Aufgabe der Würzburger
Bildhauer wird die Ansicht Bodes (Geschichte der
deutschen Plastik S. 73 und 74) inskünftig ein-
geschränkt werden müssen, welcher den Stil des
14. Jahrhunderts auf die Uebermacht architekto-
nischer Aufgaben und auf vie Gewohnheit dekorativer
Leistungen zurückführen wollte. Für Nürnberg
mag dies im ganzen zutreffen; für Würzburg
ist es durch die Arbeit W. Pinders widerlegt.
Für die Wirksamkeit der Bauhütte an der
Marienkapelle (zirka 1400), die ja Lorenz Fries
in seiner Chronik ausdrücklich hervorhebt, habe
ich einen sprechenden Beleg durch die Unter-
suchungen über die Laudenbacher Bergkirche
(Mergentheim, Thommscher Verlag, 1012) geliefert
unb bin dabei auch bei den plastischen Arbeiten
zu den gleichen stilkritischen Ergebnissen gelangt
wie Pinder.

Abgesehen von den sehr wichtigen Einzelergeb-
nissen und der wissenschaftlichen Förderung
unserer Kenntnis von der Kunst gotischen Stils,
die dlirch eine andere gleichzeitige Arbeit
von Fritz Knapp '„Wanderungen durch die
Werkstätten fränkischer Bildhauer, Verlag der
Kgl. UniversitätsdruckcrciH.Stürtz Würzburg 19 l 1)
nicht in gleichem Maße erreicht ist, hat Pinder
einen neuen Beiveis für den engen Krästeans-
tausch zwischen kleinen charaktervollen deutschen
Stammesgebieten erbracht. Selbst als um die
Mitte des 15. Jahrhunderts der unaufhaltsame
Verfall der einheimischen Kunst in die Erschei-
nung trat, ivehte eine neue Brise vovi Rhein
her, welche die ersterbende Plastik noch einmal
erfrischte: Eberhard Friedeberger, der Erbauer
des Liebfrauenturmes, brachte sie. Aber trotz
aller Zuströmungen von außen hat Würzburg,

das einer eigenen Malerschule entbehrte, durch
seine Plastik zu der Physiognomie des 14. Jahr-
hunderts^ immerhin Zeinen ^wesentlichen Beitrag
geleistet. — Noch sei vermerkt, daß ein kunstphi-
losophischer Extrakt, in dein Pinder am Schluß
psychologische Triebkräfte in Wechselwirkung mit
geschichtlicheil und ästhetischen aus der Betrach-
tinig der Erscheinungen ableitet, in. E. stellen-
weise an dem Zuviel des Philosophierens leidet.
Der Exeget wird in seinem Eifer für restlose
Ausdeutung in eine teilweise schwülstige Stilart
hiileiilgesührt, die nicht mühelos zu genießen ist.
Doch^tut dies dem Verdieilst der Arbeit, die ihr
Material in einer reicheil Auswahl vorzüglicher
Abbildungeil uiitbringt, keinen Eintrag.
„Vergöttlichung" der Jlingsrall (S. 14) ist
gegenüber der „Verherrlichung" (S. 16)
ein Versehen.

N i e d l i il g e n. Dr. M a x S ch e r in a il >r.

Ferd. Gr egorovius, Die Grabdenkmäler
der Päpste. Marksteine der Geschichte des
Papsttums, o. illustr. Ausl. Heralls-
gegeben von Fritz Schillmann. Leipzig
(Brockhaus) 19kl.

Es ist ein fruchtbarer lind glücklicher Gedanke
des bekannten Historikers geiveseil, an der Be-
trachtung der Grabdenkmäler der Päpste, gleich-
sam sie als Marksteine wertend, die Geschichte
des Papsttums in ihren Hauptzügen wicderzu-
geben. Aber Gregorovills leidet^nicht an zu in-
brünstiger Liebe dieser grandiosesten Institution
der Weltgeschichte, lind die ganze abgeneigte Stim-
mung, von der der Autor gegen das Papsttum
beseelt ivar, kliilgt vom Vorwort bis zlim Schluß-
wort durch. Die neue Ausgabe des trotzdem
interessanten Büchleins durch Dr. Fritz Schill-
mann konnte ilatürlich an dieser Grundstruktur
nichts änderil. Aber es wäre wohl angängig
und wünschenswert gewesen, Behnliptungen, die
durch die fortschreiteilde Geschichtsforschung über-
holt sind, in beigefügten Anmerkungeil zu kor-
rigieren. Die beigegebeneil Illustrationen (sind
für die Lektüre ein willkommenes Hilfsmittel,
sind aber zu tleiil, um für den Kuilsthistoriker
wertvolle Dienste leisten zu können.
Tübingen. Prof. Dr. L. B a>l r.

^Nilteilung.

Jil der nächsteil Nnunner beginnt Herr
Dr. A. Nägele (Riedlingen) eine Stlidie über
die Epitaphieil in der Schloßlirche zu Neufra,
ivoriil er den Nachweis erbringt, daß die in
Neusra iroch erhaltenen Epitaphien nur ein Teil
einer größeren Sammlung daselbst sind, und
stellt als Meister des Epitaphs des Schweukhart
von Gundelsingen Kaspar Löschbrand fest, macht
als Meister des Bronzeepitaphs in Neufra den
Meister des einen Meßkircher Bronzeepitaphs,
wahrscheinlich Wolfgang Neidhart, und versucht
die Vorlage für das Erzgrabmal zu Meßkirch
auf Jerg Zieglers Werkstatt zurückzuführen und
bringt alich den Entwurf des Neufraer Epitaphs
in dieseil Zusammenhang.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ve>. „Deutsches Vvlksblntt".
 
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